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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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überrascht an. »Er ist bis zum Schluss in Alma geblieben. Hat das Kontrollzentrum geschützt. Dort habe ich ihn zum letzten Mal gesehen; ich hab’s geschafft, von dort wegzukommen, er nicht. Wusstest du das nicht?«
    »Niemand hat es mir erzählt.« Mike Wetherbee beobachtete sie, wartete darauf, dass sie zusammenklappte. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Und warum Yellowstone, Thandie? Was ist hier?«
    »In diesem Park befindet sich die Hälfte aller geothermischen Naturschauspiele der Welt«, erklärte Thandie. »Sogar zwei Drittel aller Geysire. Ich denke, dein Vater und seine Berater haben davon geträumt, hier unten mit Hilfe von Erdwärme und den Produkten der Schwarzen Raucher zu überleben. Ich und ein paar andere, wir haben uns für eine große seismische Überwachungsanlage eingesetzt.«
    Mike runzelte die Stirn. »Was ist ein Schwarzer Raucher?«
    »Ein Unterwasser-Geysir«, sagte Thandie. »Erhitztes Wasser steigt aus der Tiefe der Erde nach oben und baut schließlich schornsteinartige Schlote auf. Man hat sie in den tiefsten Meeren gefunden, in den Gräben. Jeder von ihnen zieht Leben an, extremophile Bakterien – also solche, die Wärme, hohen Salzgehalt und extremen Druck lieben –, von denen sich die Krebse, Fische und Würmer ernähren. Eine ganze Nahrungskette, gespeist von der Hitze im Erdinnern und völlig unabhängig vom
Sonnenlicht, von dem, wie ihr ja schon bemerkt habt, hier nicht viel ankommt. Und Ed Kenzies Idee ist, dass Menschen vielleicht davon leben könnten. Außerdem hätte man Zugang zum Meeresboden und den damit im Zusammenhang stehenden Ressourcen, an die man von einem Floß an der Meeresoberfläche aus nicht herankäme. Man könnte nach Metallen, nach Öl und so weiter schürfen.«
    »Und die Seismologie?«, fragte Kelly.
    Yellowstone war ein geologisch höchst aktives Gebiet, weil es direkt über einem Manteldiapir lag, einem Hotspot, einer Gesteinsfontäne, die wie eine Flüssigkeit aus dem tiefer gelegenen Erdkern nach oben stieg.
    »Tatsächlich gibt es hier einen Supervulkan«, sagte Thandie. »Er ist in der Vergangenheit schon mehrmals ausgebrochen – zum letzten Mal vor über sechshunderttausend Jahren. Einige von uns vertreten die Theorie, das zunehmende Gewicht des Wassers über dem Land könnte eine neue Eruption auslösen, die in der Tat überfällig ist. Deshalb wollten wir hier eine Station haben. Schon bevor das Wasser kam, gab es Anzeichen für eine Hebung; so ist Old Faithful beispielsweise im Jahr 2039 erloschen.
    Darüber hinaus sind seismisch-tomografische Untersuchungen durchgeführt worden, um die Gesteinsströme im tiefen Mantel zu erforschen. Wir arbeiten noch an Theorien, weshalb das ganze unterirdische Wasser gerade jetzt freigesetzt worden ist. Kann sein, dass es etwas mit den Aktivitäten des Menschen zu tun hat, kann aber auch nicht sein. Vielleicht liegt es an der Konfiguration der Kontinente. Sie gleiten umher, wie ihr wisst, Granitflöße, die auf dem Mantel treiben, und alle paar Hundert Millionen Jahre verschmelzen sie zu gewaltigen Superkontinenten. Das bezeichnet man als chelogenen Zyklus. Die Superkontinente
sind wie riesige Deckel, die den Wärmestrom der Erde blockieren, so wie Yellowstone die Hitze des Manteldiapirs staut. Irgendwann bewirkt diese Hitze, dass der Superkontinent zerbricht, und die Stücke driften davon. Der letzte Superkontinent, Pangäa, ist vor zweihundertfünfzig Millionen Jahren zerbrochen, und der nächste wird erst in weiteren zweihundertfünfzig Millionen Jahren entstehen. Wir befinden uns also genau in der Mitte dieses Zyklus, und vielleicht stellen sich die Mantelströme irgendwie auf diesen einzigartigen Moment ein. Wir sind womöglich völlig belanglos …«
    Kelly merkte, dass Thandie vom Thema abgekommen war. Sie führte Selbstgespräche, verlor sich in einem Nebel unbeweisbarer Spekulationen.
    Mel starrte aus dem Fenster. »Es war toll, die verschiedenen Lebensformen kommen und gehen zu sehen. Ich meine, im Park gab es Grizzlys, Wölfe, Bison- und Elchherden und riesige Wälder. Als das Wasser sich über uns schloss, wussten wir nur, dass sie allesamt ertranken. Wie heißt es im Ersten Buch Mose über die Sintflut? ›Alles, was Lebensluft atmete, was auf dem Trockenen war, das starb.‹ Aber dann wurde das Gebiet erneut besiedelt, und zwar von all den seltsamen Geschöpfen, die von den Raucher-Chemikalien leben. Riesige Würmer, Garnelen und Krebse, Seegurken und Xenophyophoren – simple Einzeller von der

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