Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
die Präsidentin sie direkt anzusehen schien. »Ich bin kein John F. Kennedy«, sagte Vasquez. »Wenn Sie die Rede hören wollen, die er am 25. Mai 1961 gehalten hat, suchen Sie sie heraus. Aber ich erteile Ihnen nun einen ganz ähnlichen Auftrag. Sie haben eine Aufgabe zu bewältigen, die unermesslich viel schwerer, aber auch unermesslich viel wichtiger ist, als zum Mond zu fliegen. Ihr Sternenschiff muss bis zum Jahr 2040 startbereit sein, sonst sind
vielleicht all unsere Zukünfte verloren. Ich glaube, das ist alles. Leisten Sie gute Arbeit.« Damit trat sie vom Podium zurück.
     
    In der Menge brachen halblaute Diskussion aus.
    Holle sah, wie sich hohe LaRei-Tiere an Jerzy Glemp heranpirschten. »Jerzy, Sie Mistkerl, Sie haben uns verkauft. Das ganze verdammte Geld, das ich in diese Sache gepumpt habe – es ist mein Schiff, verdammt nochmal …« Jerzy wich zurück, die Hände abwehrend gespreizt.
    »Also hat Jerzy diese Übernahme eingefädelt«, sagte Patrick leise. »Kann nicht behaupten, dass ich überrascht bin. Wir brauchen die finanziellen Mittel, die Führung. Aber ich wüsste schon gern, was er dabei für sich rausgeschlagen hat. Er wird sich heute Feinde gemacht haben.«
    Holle interessierte sich nicht für die Politisiererei. Sie zupfte an Patricks Ärmel. »Mannomann, Dad. Das war historisch, oder? Wow. Die Präsidentin! Aber was machen wir jetzt?«
    »Ich nehme an, wir werden’s erfahren.« Er schien weder aufgeregt noch begeistert zu sein. Er wirkte nur müder denn je.
    Ihre Handys klingelten alle beide.

16
    Der Anruf für Holle war eine Aufforderung, zur Akademie zurückzukommen. Als sie dort eintraf, nahmen die Schüler gerade im großen Nord-Atrium im Erdgeschoss des Museums Aufstellung, einem dreistöckigen offenen Raum mit Ziegelwänden und Glasdach, der früher einmal das Museumscafé beherbergt hatte.
    Der große, kerzengerade sechzigjährige Militär, der neben der Präsidentin am Podium gestanden hatte, war ebenfalls da. Er trug eine blaue Luftwaffenuniform. Umgeben von einer Handvoll Berater, stand er auf einer Treppenstufe vor den Schülern. Zwei junge Männer in Uniform, die Holle nicht kannte, flankierten ihn etwas zurückversetzt in militärischer Haltung, die Beine gespreizt, die Hände auf dem Rücken. Das Personal der Akademie hatte sich nervös an einer Wand aufgereiht, vor einer Weißwandtafel.
    Der Offizier begann zu sprechen, während noch immer der eine oder andere Nachzügler hereinkam.
    »Mein Name ist Gordon James Alonzo. Meine Freunde nennen mich Gordo. Für euch bin ich der Colonel. Wenn ihr wissen möchtet, wer ich bin und was ich getan habe, googelt mich. Sagt ihr kleinen Arschlöcher noch immer ›googeln‹? Wie auch immer. Ihr werdet feststellen, dass ich in der Air Force ausgebildet wurde und bei der NASA Shuttles geflogen habe. Und jetzt bin ich auf Wunsch der Präsidentin wieder hier, trage wieder die blaue Air-Force-Uniform und übernehme diesen beschissenen Scherbenhaufen eines Raumfahrtprojekts. Dazu gehört, dass
dieser Kindergarten in etwas verwandelt wird, was einer Ausbildungsakademie für eine Besatzung ähnelt.« Er funkelte die Kandidaten an, von denen manche gerade einmal elf Jahre alt waren. »Und übrigens, ich werde keinerlei Rücksicht auf eure Gefühle nehmen. Ich bin sicher, eure Ausdrucksweise ist weitaus unflätiger als meine. Nach euren Leistungsnachweisen zu urteilen, werden die meisten von euch ohnehin nicht mehr so lange hier sein, dass mein schmutziges Mundwerk eine Rolle spielt.
    Ich habe mal in den Protokollen des Unterrichts von heute Vormittag geblättert. Soziologie! Ethik! – Jesus Christus. Eins will ich euch sagen.« Er sah das Personal an. »Es wird hier keinen verräterischen Dulder-Quatsch mehr geben. Ist das klar? Von nun an herrschen hier andere Sitten. Grundlage eurer Ausbildung – soweit ihr die Auslese übersteht – werden ausschließlich Aspekte des Projekts sein, an dem ihr arbeitet. Schiffssysteme – Antrieb, Kommunikation, Umweltregelung, Lebenserhaltung, Leit- und Navigationssystem, Druckanzüge, Cockpitintegration. Ach ja, auch allgemeine Relativität und dieser ganze Schwachsinn. Dazu weiterreichende Aspekte des Projekts, Planetensuche, Rückgewinnungssysteme, Flugplanung, Ausbildungsprogramme. Wenn ihr schlau seid, sucht ihr euch also ein Spezialgebiet aus und beschäftigt euch gründlich damit. Macht euch unentbehrlich für das Programm – unentbehrlich für mich . Versucht nicht, euch zu verstecken. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher