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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sohnes große Aufmerksamkeit zu schenken, außer manchmal, wenn er wegen des einen oder anderen vermeintlichen Fehlers auf ihn losging. Immerhin hatte Zane die Tutoren und insbesondere Harry Smith, aber er war sich stets auf unbehagliche Weise der tieferen Schichten in Harrys Wertschätzung für ihn bewusst.
    Am allerschlimmsten waren die Nächte, wenn er in einem der großen Gemeinschaftsschlafsäle in seinem Bett lag und das Tappen von Füßen, das Kichern und das leise Schmatzen sich voneinander lösender Lippen hörte.
    Zane hatte permanent Angst. Es kam ihm so vor, als wäre seine Persönlichkeit nichts als ein Stofflappen aus Bluffs und Anmaßungen, der jeden Moment wie ein verrotteter Vorhang beiseite gezogen werden konnte, um die dunkle, erbärmliche Wahrheit zu enthüllen, dass er rein gar nichts taugte und für niemanden von irgendwelchem Wert war. Vielleicht empfanden alle Sechzehnjährigen manchmal so, selbst wenn die Welt nicht
zu enden drohte. Doch falls Holle, Kelly oder Wilson von solchen Zweifeln heimgesucht wurden, ließen sie sich nie etwas davon anmerken, nicht eine Sekunde lang. Nur Zane, allein mit seinen Zweifeln, Unzulänglichkeiten und Qualen.
    Mel hatte seine Ausführungen abgeschlossen, und nun war Zane an der Reihe. Er stellte den Laptop auf seine Knie, rief Zahlen und Notizen auf und konzentrierte sich auf seinen Vortrag.
     
    »Ich höre deine Argumente wohl, Mel, aber Faktum ist nach wie vor …« O je, er klang wie sein Vater, wie ein Fünfzigjähriger, wie er das an sich hasste, aber er konnte nicht anders. »Faktum ist nach wie vor, dass wir uns auf mindestens eine brandneue Technologie stützen müssen, nämlich den Alcubierre-Antrieb. Bisher haben wir zwar noch keine Warp-Blase erschaffen, aber wir glauben, dass es bald so weit sein wird.«
    Er tippte auf seinen Bildschirm und fütterte ihre Computer mit Bildern aus den Unterlagen seines Vaters. Sie ließen Fortschritte beim Bau eines Atomzertrümmerers in einem Vorort von Denver erkennen.
    »Wir bauen das Ding mit geborgenen Ausrüstungsgegenständen des Large Hadron Collider von CERN in der Schweiz und des Fermilab in Chicago.« Taucher waren Hunderte von Metern zu einem Meeresboden hinabgestiegen, der noch vor kurzer Zeit die Prärie des Mittleren Westens gewesen war, um Linearbeschleuniger, supraleitende Magneten, Röntgenquellen und Tonnen qualitativ hochwertiger Metalle und Kabel heraufzuholen. »Wir benutzen Plasmabeschleuniger – eine neue Technik –, um mit einer Maschine, die nur einen Bruchteil der Größe des CERN-LHC besitzt, eine vergleichbare Leistung zu erbringen. Doch anders als bei den Collidern aus der Zeit vor der Flut sind
wir nicht daran interessiert, exotische Produkte von Hochgeschwindigkeits-Protonenkollisionen zu studieren; wir betreiben hier keine Physik, sondern wollen nur Antimaterie herstellen. Dazu beschleunigen wir Protonen fast bis auf Lichtgeschwindigkeit und lassen sie dann zusammenprallen, sechshundert Millionen Zusammenstöße pro Sekunde. Das Ergebnis ist ein Rinnsal von Antiprotonen, die wiederum in der ›Antiprotonenquelle‹ gespeichert werden, wie wir sie nennen, einer Magnetflasche …«
    Wenn Antimaterie und Materie miteinander in Berührung kamen, vernichteten sie sich mit Begeisterung gegenseitig. Nur Magnetfelder schafften es, die beiden Materieformen getrennt zu halten. Doch die Antimaterie war den Aufwand wert. Fusionsreaktoren verwandelten normalerweise nur ein paar Prozent des verfügbaren Brennstoffs in Energie; Materie-Antimaterie-Reaktionen verwandelten alles . Im Ergebnis war Materie-Antimaterie die kompakteste bekannte Energiequelle; wie Jerzy seinem Sohn gern erklärte, entsprach die Energieausbeute etwa eines Gramms jener der Hiroshima-Bombe.
    Aber die Antimaterie war nur ein Schritt in dem ganzen Prozess. Sobald genug davon erzeugt und gespeichert worden war, würden mit ihrer Hilfe jene noch energieintensiveren Kollisionen ausgelöst werden, die man brauchte, um einen einzelnen Punkt von solcher Energiedichte zu erschaffen, dass das elementare String-Gewebe der Materie und Energie zum Vibrieren gebracht und gestrafft und der enge hyperdimensionale Schlund der Raumzeit zusammengedrückt wurde, bis er platzte und eine Warp-Blase entstand.
    Zane redete weiter über die technischen Verbesserungen, die sein Vater hatte entwickeln müssen, und wie sehr er sich bemüht hatte, die Kosten im Zaum zu halten.

    Niemand hörte zu. Dabei sollte man zuhören. Hier in Cortez,

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