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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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scheinen gelernt zu haben, ihre Gefühle zu verbergen. Aber als Harry zufällig hergekommen ist, um sich diesen Bombentest anzusehen …«
    »… hat Matt eine Chance gesehen, sich zu rächen.«
    »Ja. Er hat selbst gesagt, es wäre leicht gewesen, den tödlichen Sprengsatz einzubauen, wenn man wüsste, wie es geht.«
    »Na, da soll mich doch …« Gordo nahm die Zigarre aus dem Mund, schnitt sie ab und zündete sie an. »Natürlich hast du nicht den geringsten Beweis dafür.«
    »Nein. Aber ich glaube, Matt wird gestehen, wenn man ihn unter Druck setzt. Ich wollte das nicht tun …«
    »Das übernehmen wir.«
    »Was ist mit Matts Platz in der Crew?«
    »Tja, er ist draußen.« Gordo grinste. »Ironischerweise öffnet er damit wieder die Tür für Zane. Der beste Ersatzmann. Matt
Weiss hat sich alles gründlich vermasselt. Du hattest einen höllischen Tag, Grace. Aber ich würde sagen, du hast die Prüfung bestanden, der ich dich unterzogen habe.« Er musterte sie. »Wir werden einen dieser schicken Overalls weiter machen müssen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich eine Ihrer Kandidatinnen werden möchte.«
    »Okay. Das verstehe ich. Und es gibt keine Garantie, dass du’s schaffst, selbst wenn du wolltest; ich nehme an, du weißt, wie hart der Ausleseprozess ist.« Er wedelte mit seiner Zigarre zu dem Raumschiff. »Und es gibt keine Garantie, dass dieses klapprige Ding überhaupt fliegen wird. Aber hör zu. Auch ich bin gegen meinen Willen zu diesem verdammten Projekt berufen worden. Ich fand, ich hätte mit meinen restlichen Jahren Besseres anfangen können als so einen Quatsch – eine Horde Kinder und ein bescheuerter Plan. Aber schau dir an, wie die Dinge jetzt stehen. Die Flut hat jede Hoffnung auf Besserung, jeden anderen Plan weggespült. Auf einmal ist Projekt Nimrod die einzige Hoffnung, die uns noch bleibt, unsere einzige Chance, die Erinnerung an das, was wir waren, in die Zukunft zu schicken.
    Deshalb habe ich mir den Arsch aufgerissen, damit es funktioniert. Habe den Eierköpfen die dicken Schädel zusammengeschlagen, damit sie einen realisierbaren Entwurf zustande bringen, ein Schiff, das wir bauen und testen können und das fliegen wird. Und mir alle Mühe gegeben, diese Bande von Kindern zu einer Crew zu formen. Aber genau das sind sie eben: Kinder. Sie wissen nicht mal, wovor sie gerettet werden. Ich denke, sie brauchen dich und Menschen wie dich. Ich weiß noch, wie ich dich zum ersten Mal in deiner Okie-Stadt gesehen habe, da warst du sechzehn und hattest gerade irgendeinem alten Knaben den Bauch mit einem Faden zugenäht.«

    »Das war Michael Hurley. Und es war Angelschnur.«
    Er lächelte sie über seine Zigarre hinweg an, und sie sah sich in den beiden Gläsern seiner Sonnenbrille gespiegelt, die Hände auf dem Bauch, das strähnige Haar, ihr abgehärmtes, müdes Gesicht. »Also, was sagst du? Fliegst du mit uns zu den Sternen?«

35
    NOVEMBER 2041
     
    Holle erwachte in einem leeren Bett. Sie spürte es, spürte die Kälte einer zurückgeschlagenen Steppdecke, noch bevor sie sich bewegte.
    Sieben Tage. Das war ihr erster Gedanke. Nur noch sieben Tage bis zum Start, nach einer Ewigkeit der Ausbildung, der Freundschaft und Rivalität, der Triumphe und Pannen, der Wunder und Tragödien. Aber zuerst musste sie den heutigen Tag hinter sich bringen.
    Sie schlug langsam die Augen auf. Der Raum war von grauem Licht erfüllt, dem Licht eines weiteren trüben Novembermorgens; das Wetter war seit Wochen lausig und deprimierend. Sie drehte sich auf den Rücken, spürte die Schmerzen in ihren steifen Muskeln, die Erinnerung ihres Körpers an die Stunden, die sie gestern in der Zentrifuge verbracht hatte. Sie war sogar zu erschöpft gewesen, um mit Mel zu schlafen. Als sie in das Zimmer geschwankt waren, das sie sich hier im Wohnheim der Crew in Gunnison teilten, hatten sie sich eine Stunde lang gegenseitig massiert, um die schmerzenden Verspannungen im Körper des anderen zu lösen, bevor sie sich dem Schlaf ergeben hatten.
    Jetzt stand Mel vor dem Fenster, nackt bis auf eine Boxershorts. Sein Körper zeichnete sich vor dem Himmel ab, und sie sah die harten Konturen seiner Taille, seine muskulösen Arme. Nach diesen letzten intensiven Monaten des Trainings waren sie alle superfit.

    »Mel? Komm wieder ins Bett.«
    Er rührte sich nicht.
    Holle stand mühsam auf, schlang sich eine Decke um die Schultern und schlurfte zum Fenster. Sie befanden sich im zehnten Stock der Wohnanlage, eines hastig errichteten

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