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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er legte die Hand auf das Feld. Die Maschine drehte sich, aber es fiel keine Marke heraus. Mel runzelte die Stirn und starrte die Maschine an. Er wollte die Hand noch einmal auf das Feld legen, aber der Wachposten trat vor.
    Gordo legte ihm die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, mein Junge.«
    Mel stand eine lange Sekunde aufrecht da. Dann nickte er, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte davon, ohne zu Holle zurückzuschauen.

    Holle konnte es nicht glauben. »Das war ein Irrtum.«
    Kelly sagte: »Jemand musste für Daddys kleinen Soldaten Platz machen. Pech.«
    »Nein!« Holle sprang nach vorn. Kelly packte sie an den Armen und hielt sie fest.

38
    Die erfolgreichen Mitglieder der Crew, die endgültigen achtzig, wurden von Gordo und seinem Stab aus der Aula in einen kleineren Hörsaal geführt. Gordo stieg auf die Bühne, wo ein Podium mit einem blauen Siegel auf der Vorderseite errichtet worden war. In einem Abteil mit Glaswänden im hinteren Teil des Raums befanden sich Zuschauer. Die Kandidaten – nein, die Mitglieder der Crew , dachte Holle – nahmen in den Sitzreihen Platz; sie füllten den Hörsaal nicht einmal zu einem Viertel. Sie waren so schrecklich wenige. Und sie schätzte, dass nicht mehr als sechzig Prozent die Uniform der offiziellen Kandidaten trugen.
    Kelly und Wilson begleiteten Holle zu einem Sitzplatz und ließen sich links und rechts von ihr nieder, um dafür zu sorgen, dass sie blieb, wo sie war. Kelly konnte ihr Hochgefühl nicht verbergen. Wilson machte ein grimmiges Gesicht; er wirkte wuchtig in seiner Entschlossenheit.
    Holle konnte nicht glauben, dass Mel nicht hier war, dass er nicht neben ihr saß. Sie fühlte sich wie auf Autopilot, außerstande, eigene Entscheidungen zu treffen, unfähig, sich eine Zukunft ohne Mel vorzustellen. Sie wusste nicht einmal, ob man ihr erlauben würde, ihn noch einmal wiederzusehen, sofern sie nicht doch noch irgendwie aus der Crew ausschied.
    Alle um sie herum erhoben sich schwerfällig. Sie warf einen Blick zur Bühne und sah, dass Präsident Peery ans Podium trat.
Pat Peery war ein kleiner, stämmiger Mann mit kahlem Schädel und breitem Gesicht; er trug einen dunkelblauen Anzug mit Anstecknadeln, links eine amerikanische Fahne und rechts seine ureigene Ganze-Erde-Nadel. Eine Phalanx von Männern und Frauen in dunklen Anzügen oder Kostümen folgte ihm auf die Bühne, einige davon zweifellos Sicherheitsleute, andere vielleicht Berater. Holle hatte Peery noch nie persönlich gesehen. Er wirkte eher wie ein Komödiant als wie ein Präsident, dachte sie, wie einer jener Standup-Komiker, deren improvisierte schwarzhumorige Ergüsse über Nahrungsmittelknappheit, Eye-Dees und Epidemien in den frühen Morgenstunden auf den Nachrichtenkanälen herausgepumpt wurden, um an Schlaflosigkeit Leidende abzulenken.
    Peery breitete die Hände aus. »Bitte setzen Sie sich. Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich nach dieser Lotteriegeschichte da draußen fühlen.« Er tätschelte seinen Bauch. »Schmetterlinge, stimmt’s? Ich möchte nicht, dass mir jemand ohnmächtig wird.«
    Sein Publikum setzte sich. Die Anspannung ließ spürbar nach, fand Holle, und es gab sogar gedämpftes Gelächter.
    »Nun«, sagte Peery, »gerade einmal neun Jahre, nachdem meine Vorgängerin zu Mitarbeitern und Verantwortlichen dieses Projekts gesprochen hat, haben wir unsere achtzig, haben wir unsere Crew. Und ich dachte mir, bevor Sie sich zu Ihrer Himmelfahrt rüsten, sollte ich zu Ihnen sprechen und Ihnen ins Gedächtnis rufen, woher Sie kommen, wohin Sie gehen und warum dies alles geschieht.« Er spreizte die Hände. »Dies sind außergewöhnlich schwierige Zeiten für uns alle. Aber das wissen Sie ja. Sonst würden Sie nicht auf einer Atombombe zu den Sternen reiten. Und auch für mich als Präsidenten dieses großartigen Landes war es eine außergewöhnlich schwierige Zeit. Mag sein, dass Sie nicht mit jeder Entscheidung einverstanden
sind, die ich im Lauf meiner Amtszeit getroffen habe, mit jeder Maßnahme, die ich angeordnet habe. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich mit jedem meiner Schritte dafür Sorge tragen wollte, dass etwas von unserer Nation diesen schrecklichen historischen Endpunkt überlebt: ihr Herz und ihre Seele. Und jeden meiner Schritte habe ich vor den Augen des Herrn getan.
    So sollte es auch sein. In gewissem Sinn war der ganze historische Weg unserer Nation eine Art Mission – und ich benutze dieses Wort im besten und schönsten Sinn. Ich habe

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