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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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drehte sich verwirrt zu Kelly und Don um. Plötzlich wurde ihr klar, dass ihr ein weiterer Abschied bevorstand, weil Kellys Weg hier zu Ende war.

    Aber Don küsste Kelly hart auf die Lippen. Als er sich von ihr löste, waren seine Augen feucht, während Kellys Augen trocken waren und leuchteten. »Das war’s dann also«, sagte Don mit rauer Stimme.
    Kelly legte ihm die Hand an die Wange. »Es war so unfair, wie du rausgeflogen bist – eine pure Machtdemonstration von Gordo, damals an diesem ersten Tag. Aber du bist nie verbittert gewesen. Was für eine unglaubliche Stärke. Das werde ich nie vergessen.«
    »Herrgott nochmal, Kelly …«
    »Wir sehen uns vor dem Start«, sagte Kelly. »Und bring Dexter mit. Es ist noch Zeit.« Sie schaute sich zu der Schlange um, die sich vor der Bühne mit Alonzo und seiner Lotteriemaschine bildete. »Hör zu, ich muss gehen.«
    Don nickte. »Geh nur. Geh.« Er schien drauf und dran zu sein, noch etwas zu sagen. Stattdessen machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte davon, in den hinteren Teil der Aula, steif und aufrecht in seiner Polizeiuniform.
    Kelly blieb neben Holle stehen. Sie nahm Holles Hand. »Komm – schauen wir mal, ob wir gewonnen haben.«
    Aber Holle zog benommen ihre Hand zurück. »Was machst du, Kelly?«
    Kelly versteifte sich. »Muss ich das erklären? Alonzo hat mich vor ein paar Monaten gefragt, ob mein Name wieder auf die Liste gesetzt werden sollte. Ich hatte Zeit, darüber nachzudenken. Ich habe mit Don darüber gesprochen. Und ich habe Ja gesagt.«
    Holle verstand es einfach nicht. »Du hast Ja gesagt? Aber das heißt, dass du Dexter verlassen musst.«
    »Er hat seinen Vater. Mein Dad wird sich um die beiden kümmern. Er wird am Leben bleiben.«

    »Du bist seine Mutter«, stieß Holle hervor.
    »Ich bin bestimmt nicht die erste Mutter auf dieser versinkenden Welt, die ein Kind zurücklässt«, sagte Kelly in schroffem Ton. »Ich hätte gedacht, gerade du würdest das verstehen. Meine Güte, wir sind zusammen aufgewachsen, wir haben zusammen diese verdammte Akademie absolviert. Aber du bist wirklich ein kleines Mäuschen geblieben, stimmt’s? Es geht nicht mal ums Überleben. Es geht um die Mission. Sie haben mir die Rolle der Kommandantin in der Trans-Jupiter-Phase angeboten, Holle! Das ist an sich schon eine Mission. Anschließend habe ich die besten Voraussetzungen, um Kapitän der interstellaren Phase zu werden. Sag mal ehrlich, Holle, wie hätte ich das ablehnen können? Ich soll die Arche fliegen. Dafür bin ich geboren. Ich habe mein ganzes Leben lang dafür trainiert. Für mich gibt es nichts anderes.«
    »Nicht mal deinen kleinen Jungen?«
    »Ich dachte, du würdest das verstehen«, wiederholte Kelly nur. »Komm jetzt.« Sie drehte sich um und ging vor Holle her durch die sich lichtende Menge zur Bühne und zu Alonzos Lotteriemaschine.

37
    Die Kandidaten wurden jeweils zu acht oder zu zehnt auf die Bühne gerufen und von Gordo über das Verfahren informiert. Holle sah, wie Grace Gray an die Reihe kam. Sie legte die Hand auf ein Feld an der Maschine, die sich drehte und eine münzenähnliche Scheibe auswarf. Gordo reichte ihr die Scheibe mit einem Lächeln. Grace nahm sie desinteressiert entgegen und ging weiter.
    Holle und Kelly stellten sich hinter Mel, Venus, Wilson und Zane in die langsam vorrückende Schlange. Zwischen ihnen stand ein Junge in einer schlecht sitzenden Militäruniform, den Holle noch nie gesehen hatte. Er wirkte unsicher und deplatziert und mied jeden Blickkontakt. Holle hatte den Eindruck, dass die regulären Kandidaten in ihren Uniformen nicht mehr als die Hälfte der Schlangestehenden ausmachten, die Hälfte dieser Leute, die offenbar alle ein Anrecht auf einen Platz auf der Arche zu haben glaubten.
    Mel kam zu Holle zurück. Sie ergriff seine Hand und drückte sie fest.
    Er warf ihr einen Blick zu. »Alles okay?«
    Sie schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen.
    »Wer, zum Teufel, ist dieser Junge in der Army-Uniform?«, wandte sich Kelly leise an Wilson. »Ich könnte schwören, dass er diese Uniform heute zum ersten Mal trägt.«
    »Angeblich der Sohn von General Morell«, flüsterte Wilson. »Du weißt schon, der Kerl, der für die Sicherheitsmaßnahmen
an der Grenze um die Zone verantwortlich ist. Er hat uns mal gebrieft …«
    »Tja, er hat keine Chance, auf unser Schiff zu kommen, ganz gleich, wessen Balg er ist.« Kellys Gesicht war hart, ihr Blick lebhaft, und sie war mit jeder Faser ihres Wesens

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