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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ammonium des Kolben-Kühlmittels, und ihr stieg der scharfe, metallische Geruch der Archenmodule in die Nase.
    Und jetzt hörte sie Rufe von unten. Sie schaute zurück. Die Sicherheitsabsperrung am Fußende der Rampe brach zusammen. Einige Soldaten schienen gemeutert zu haben; sie kämpften mit Cops und Angehörigen des Bodenteams, um selbst an Bord des Schiffes zu gelangen. Alles löste sich auf, dachte sie.
    Weitere Flugzeuge donnerten im Tiefflug über sie hinweg, unglaublich nah. Sie duckte sich und eilte ins Schiff.

41
    »Das Leck ist hier.« Liu Zheng faltete eine große Schemazeichnung auf Papier auseinander und deutete mit behandschuhter Hand auf eine Leitung, die von einem Behälter mit sekundärem Kühlmittel wegführte. Matt und er trugen leichte ABC-Anzüge. Liu musste schreien, um sich über dem Zischen des Dampfs, dem Motorengebrumm um die Basis der Arche herumfahrender Busse und Lastwagen, dem eindringlichen Geschrei und dem unheildrohenden Rattern von Schüssen verständlich zu machen. »Sehen Sie? Direkt über diesem O-Ring.«
    »Warum können die automatischen Systeme das nicht reparieren? «
    »Die sind eingefroren«, sagte Liu. »Ein Mehrfachversagen. So was kommt vor. Deshalb sind wir ja hier. Das Leck muss abgedichtet werden; wenn sich einer dieser Federkolben ohne das Kühlmittel während des Fluges überhitzt und festfrisst, fällt die Arche vom Himmel. Haben Sie Ihr Werkzeug?«
    Matt schulterte einen Rucksack.
    »Okay. Nehmen Sie Fahrstuhl drei.« Liu grinste. »Das ist Ihr großer Augenblick, Mr. Weiss.« Er stopfte die Schemazeichnung in Matts Rucksack. »Los, los!«
    Matt lief zum Käfig des Fahrstuhls, der wie elf weitere zu Wartungszwecken Zugang zur Arche gewährte. Er schlug das Scherengitter zu und umfasste den Totmannschalter, der den Käfig in die verschatteten Innereien des Schiffes aufsteigen ließ,
vorbei an der gekrümmten Flanke eines der Crew-Module. Eine Wand aus weißem Isoliermaterial sauste an seinem Gesicht vorbei, zernarbt von Wartungsluken, Sicherheitswarnungen, Ventilsockeln – und Handhelds, markiert mit auf dem Kopf stehenden Schablonenschriften für die Weltraumspaziergänger jener außergewöhnlichen Zukunft, in der dieses Schiff im Jupiter-Orbit auseinandergenommen und für den interstellaren Flug neu zusammengesetzt werden würde. Ihm war ein wenig schwindlig, und alles kam ihm irgendwie unwirklich vor. In der letzten Zeit hatte er nicht viel geschlafen. Seit der Entlassung aus dem Gefängnis vor einer Woche hatte er seine gesamte Zeit darauf verwendet, sich jeden Aspekt der Systeme einzuprägen, für die er zuständig sein würde. Er dachte sich, dass er den Schlaf nachholen konnte, wenn er tot war. Und durch den vorgezogenen Start der Arche hatte er natürlich auf einen Schlag zwölf Stunden seines Lebens verloren. Einen ganz schön großen Prozentsatz, wenn einem sowieso nur noch ein Tag blieb.
    Er schaute nach oben und versuchte, die problematische Leitung ausfindig zu machen. Das Innere der Arche war ebenso hell erleuchtet wie das Äußere, eine Masse glänzenden Metalls, Rohre, riesige, durch Leitungen und Kabel miteinander verbundene Tanks, alles von den mächtigen Streben des Gerüsts umschlossen. Er sah sich drehende Kameras und einen Wartungsroboter, der über die Wand eines der großen Crewmodule krabbelte, ein Ding wie eine Spinne, bewaffnet mit einer Kamera anstelle eines Kopfes, Saugnäpfen als Füßen, so dass es senkrechte Wände erklimmen konnte, und einem Waldo-Arm mit einem Werkzeugsortiment wie ein Schweizer Messer.
    Während es immer höher hinaufging, schaute er an der Flanke des Crewmoduls hinab und sah tief unten, durch Lücken in der Traube von Tanks und Rohren, die gleichmütige,
massive Prallplatte. Eine umgedrehte Schüssel aus gehärtetem Stahl, schon für sich allein ein wunderschönes Stück Technik mit einem Durchmesser von vierzig Metern, und dabei nur zehn Zentimeter dick. Die Bomben würden unterhalb der Platte zur Explosion gebracht werden, Waffen von der fünffachen Stärke der Hiroshima-Bombe, die jede in eineinzehntel Sekunden Abstand detonierten. Der Abwurf würde durch die simpelste vorstellbare Methode erfolgen, indem man sie aus einer genau in der Mitte der Prallplatte sitzenden Kanone nach unten schoss. Das von jeder Pulseinheit produzierte Treibmittel würde gegen die Prallplatte schlagen und dabei seinen Impuls übertragen, aber zu rasch verdunsten, um die zusätzlich durch eine kontinuierlich erneuerte Schicht

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