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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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meiner, aber eine meiner Schwestern war ein großer Fan.«
    »Was? Archies Mum?«
    »Ja, meine älteste Schwester, Pen. Sie hat mich auch angerufen und mir gesagt, dass du bei meinen Eltern bist. Denen ist das natürlich nicht in den Sinn gekommen.«
    Wenn er glaubt, meine Mum könnte ihm je verzeihen, hat er sich geschnitten. Seine Riesenwohnung und sein cooler Job und seine ménage à trois und seine berühmten Freunde und das alles ist ja schön und gut. Letztendlich ist er immer noch ein Typ, der Frauen schlägt.
    »Meine Mum liebt dich nicht«, sage ich. »Sie hasst dich wirklich und sie wird dich auch immer hassen. Es ist deine eigene Schuld. Du hast ihr wehgetan.«
    »Mir ist nichts anderes übrig geblieben«, erwidert er.
    »Was?« Ich traue meinen Ohren nicht. »Du … du hastsie geschlagen! Du hast sie verletzt! Du hast sie ins Krankenhaus gebracht! Was bist du nur für ein Mensch?«
    Am liebsten würde ich ihn schlagen, aber ich habe in letzter Zeit genug gekämpft. Es reicht, wenn ich ihn anschreie und ihn beschimpfe.
    Sein Mund öffnet sich vor Staunen. Seine Augen werden ganz groß. Er legt eine Hand auf die Stirn.
    »Hat sie dir das gesagt?«
    »Nicht nur Mum. Patrick auch.«
    »Mein Vater? Mein Vater hat dir gesagt, ich hätte Nicki geschlagen? Das gibt’s doch nicht! Ich hätte ihm viel zugetraut, aber das nicht. Dieser dreckige Lügner!«
    Ich fange ganz kurz an zu zweifeln. Schließlich hat mir Mum nie genau gesagt, was passiert ist. Und Patrick ist auch nicht ins Detail gegangen.
    »Äh …«, sage ich, aber er hat einen Schrank aufgemacht und holt eine Ledertasche heraus.
    »Ich gehe kurz weg«, sagt er. »Du bleibst hier. Und lauf bloß nicht weg, hast du mich verstanden?«
    Seine Stimme ist kalt und streng. Als ich sie höre, zucke ich direkt zusammen. Mir ist die Art und Weise, wie er sonst redet, lieber.
    »Hast du das verstanden?«, fragt er noch einmal. Seine Augen sind wütend und sein Gesicht ist grimmig. Ich nicke. Er drückt mir die Ledertasche in die Arme.
    »Sieh dir das an, solange ich weg bin«, sagt er. »Wenn ich wiederkomme, können wir uns unterhalten.«
    Er geht aus dem Zimmer und ich höre das Türschloss klicken. Mein Dad hat mich eingeschlossen.

Kapitel 25
Geburtstag
    Ich lasse seine blöde Tasche fallen und werfe mich mit voller Wucht gegen die Tür, wieder und wieder. Sie wackelt und rappelt, aber ich kann das Schloss nicht aufbrechen. Ich erreiche lediglich, dass mir auch noch die Schulter wehtut. Nach dem vierten Mal gebe ich auf. Ich lasse mich auf den Boden sinken und muss erst mal Luft holen.
    Wie kann er mir das antun? Will er mich gefangen halten? Das ist unmenschlich … wahrscheinlich sogar gesetzlich verboten. Wenn meine Mum davon erfährt, hetzt sie ihm die Polizei auf den Hals.
    Auf einem Schreibtisch in der Ecke steht ein Computer. Ich schalte ihn an, aber … verdammt … er ist komplett passwortgeschützt. Ich überlege, ob ich den Bildschirm zerschlagen soll, widerstehe der Versuchung aber.
    Auf dem Tisch liegen auch ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug. So viel zum Thema mit dem Rauchen aufhören. Ich fange an, das Feuerzeug an- und auszumachen, und streiche mit dem Zeigefinger immer wieder durch die Flamme. Ich könnte alle seine Fotos auf dieser beschissenen Wand verbrennen. Ich könnte aus seinerblöden Tasche ein Freudenfeuer machen. Ich könnte seine ganze verdammte Schickimicki-Bude abfackeln … und warum damit aufhören? Ich könnte die ganze Stadt niederbrennen. Der Große Brand von London, Teil II.
    Ich schaue aus dem Fenster. The Gherkin sieht aus wie eine riesige Klinge, die den Himmel zerschneidet, Canary Wharf wie eine Rakete kurz vor dem Explodieren. Ich lasse die Flamme an meine Haut schnicken, an und aus, an und aus, immer so, dass es nur ein bisschen wehtut. Wie wohl verbrannte Haare riechen …
    Die Ledertasche steht direkt neben meinen Füßen. Ich hebe sie hoch und leere ihren Inhalt auf den Boden. Der Anfang meines Freudenfeuers. Fotos, Umschläge voll mit Briefen und sogar ein paar Babyklamotten und Spielsachen. Wer hebt denn so einen Haufen Müll auf? Das Zeug gehört echt verbrannt.
    Ich hocke mich mit dem Feuerzeug in der Hand über den Haufen. Was mache ich da? Wer zündet ein Feuer in einem abgeschlossenen Zimmer an? Die Antwort lautet: nur ein Schwachkopf mit Selbstmordgedanken. Ich muss damit aufhören, und zwar sofort.
    Ich werfe das Feuerzeug quer durchs Zimmer.
    Dann setze ich mich auf den Boden, erschöpft und

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