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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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dein Mann?«, frage ich.
    »Weil es einfacher ist. Es geht sie ja nichts an, wie wir zueinander stehen.«
    »Mich schon.«
    »Aber du weißt doch, dass wir nicht verheiratet sind.«
    »Schon, aber ich weiß nicht, was momentan gerade läuft.«
    »Doch. Wir kommen miteinander klar, wir reden miteinander, weil es das Beste für dich ist.«
    »Er liebt dich immer noch. Ich weiß es genau.«
    »Kann sein«, seufzt sie. »Das war einer der Gründe, warum ich ihn nie sehen wollte. Ich weiß, das ist sehr egoistisch von mir, aber Danny ist ein wahrer Meister darin, das zu kriegen, was er haben will. Man kann ihm nur schwer widerstehen.«
    »Aha. Willst du ihm denn widerstehen?«
    Ich verhalte mich ziemlich geschickt, lasse sie einfach weiterplaudern. Aber sie legt Morgengrauen beiseite, lächelt mich an und sagt: »Es ist schön, dass wir beide wieder ein wenig Zeit miteinander verbringen können, du und ich, stimmt’s? Das hat mir wirklich gefehlt.«
    »Wechsle nicht das Thema«, fahre ich sie an. »Ich habe dich was gefragt.«
    »Ja, also … Manchmal gibt es keine einfachen Antworten.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Manchmal sitze ich hier mit dir und Danny und ich denke, ja, es ist richtig schön so. Wir können die Jahre zurückdrehen, bis zu der Zeit, als wir dieses süße kleine Baby und alles noch vor uns hatten. Und manchmal denke ich an die schlimmen Dinge, an die Schmerzen und … an die Probleme … und wenn wir uns zu sehr darauf einlassen, dann fängt das alles wieder von vorne an, und ich denke daran, was wir damit alles kaputt machen würden. Ich muss das Denken übernehmen, denn Dannys Kopf funktioniert einfach nicht so. Er macht sich nie Gedanken über die Vergangenheit oder die Zukunft.
    Ich habe in den vergangenen Tagen wirklich jemandenbrauchen können, dem ich meine Sorgen und Ängste mitteilen kann. Anderseits ist das nicht ganz so einfach. Dabei kommen nämlich alle möglichen Erinnerungen hoch, Dinge, an die ich schon lange nicht mehr gedacht habe. Und ich muss herausfinden … ich muss herausfinden, ob ich mich auf ihn verlassen kann. Pen, also Archies Mutter, hat gesagt, er hätte sich verändert, aber ich bin mir nicht so sicher. Deshalb kann ich deine Frage auch nicht richtig beantworten.«
    Ich kann mich gar nicht mehr so genau an meine Frage erinnern.
    »Kannst du ihn denn nicht leiden?«
    »Es geht nicht darum, ob ich ihn leiden kann oder nicht«, antwortet sie. »So einfach ist das nicht. Du magst ihn sehr, oder? Möchtest du, dass ich und Danny wieder zusammen sind?«
    »Nein!«, rufe ich entsetzt.
    »Nicht?« Sie sieht mich erstaunt an. Ich weiß nicht, ob sie meine Zustimmung oder meine Erlaubnis oder was sonst haben will.
    »Nein!«, sage ich. Und dann: »Ich weiß es nicht genau, Mum.«
    Sie nimmt meine Hand. Sie sagt nichts, macht nur ein paarmal den Mund auf und dann wieder zu, wie ein Goldfisch. Dann sagt sie: »Es tut mir leid, mein Liebling, aber meistens sind die Dinge nun mal nicht so einfach.«
    Was? Jetzt hat sie die ganze Kiste so gedreht, dass ich aussehe wie ein dummes Kind, das sich Märchen ausdenkt, wie Mami und Papi wieder zusammenkommenkönnen. Jetzt habe ich auch keine Lust mehr, auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen.
    »Schläfst du mit ihm?«
    »Nein«, antwortet sie, aber ihr Mund verzieht sich ganz eigenartig.
    »Aber du möchtest gerne. Ihr beide möchtet es.«
    »Das«, sagt sie entschieden, »geht dich nun wirklich nichts an.«
    Nach einer Pause sagt sie: »Ty, warum hast du gedacht, er hätte mich geschlagen?«
    Ich weine. Warum muss sie dieses Thema jetzt aufbringen? Ich will sie nicht daran erinnern, wie sie herausgefunden hat, dass ich Claire gegenüber ein bisschen zu heftig vorgegangen bin. Daran, was sie damals gesagt hat.
    »Wegen dem, was du damals gesagt hast … zu Claire … du hast gesagt, dass es keine Entschuldigung gibt … du hast gesagt …«
    »Schon, aber ich habe doch nie gesagt, dass mir dein Dad das angetan hat, oder?«
    »Nein, aber …« Wie meint sie das jetzt? Etwa ein anderer Mann?
    »Es gab da mal einen Typen«, sagt sie. »Erinnerst du dich noch an ihn? Chris, der Klempner? Ein gut aussehender Kerl. Du warst ungefähr vier.«
    »Ja … stimmt.«
    »Der war’s«, sagt sie. »Aber er hat nicht mich geschlagen, jedenfalls nicht zuerst. Sondern dich.«

Kapitel 31
Chris, der Klempner
    Völlig sinnlos. Was sie sagt, ist völlig sinnlos. Ich kann mich kaum an Chris, den Klempner, erinnern. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass

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