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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Internat wird ihm guttun.«
    »Er will aber lieber zu Hause bleiben«, sage ich.
    Dazu meint sie nur: »Seine Mum ist eine gefragte Anwältin, ich wäre froh, wenn ich eine solche Karriere hingelegt hätte. Dannys Schwestern sind schon immer unglaublich erfolgreich gewesen. Und sie hat das alles mit Kind erreicht. Wo wir gerade über Vorbilder reden.«
    Manchmal habe ich keinen Schimmer, was in ihrem Gehirn vorgeht.
    »Diese Schule, Allingham Priory«, fügt sie hinzu. »Dannys Vater hat vorgeschlagen, dass wir uns darum kümmern sollten, ob wir dort für dich auch einen Platz kriegen. Er würde dafür bezahlen, hat er gesagt. Seiner Meinung nach handelt es sich um eine sehr gute Schule.«
    Bloß nicht! Ich kann mir lebhaft vorstellen, was Patrick unter einer guten Schule versteht. »Nein! Ich gehe nach Frankreich! Hast du selbst gesagt!«
    »Stimmt, wahrscheinlich ist es keine gute Idee«, sagt sie, »aber es wäre immerhin eine angesehene Privatschule, Ty.«
    »Frankreich!«
    »Na schön, dort sind wir vermutlich sicherer. Aber jetzt muss ich wirklich los.«
    Sie gibt mir noch einen Kuss, dann ist sie draußen. Ich bin wieder ganz allein und kann mich auf einen weiteren superlangweiligen und einsamen Abend im Krankenhaus freuen, dabei habe ich gerade jetzt überhaupt keine Lust, mir selbst Gesellschaft zu leisten.
    Sie hat Morgengrauen liegen lassen. Ich schlage es auf, aber nachdem ich die ersten beiden Seiten überflogen habe, muss ich Mum recht geben – überhaupt nicht mein Fall.
    Zehn Minuten verbringe ich mit einem Sudoku, bis mir klar wird, dass ich zwei Achten direkt nebeneinander habe. Ich werfe das Buch gegen die Tür. Es fällt auf den Boden, und Dennis, mein persönlicher bewaffneter Leibwächter, streckt den Kopf herein.
    »Was soll das denn – mit Büchern schmeißen?«, fragt er und hebt es auf. »Demnach geht’s dir wieder besser. Letzte Woche hättest du nicht die Kraft dafür gehabt.«
    »Mir ist langweilig.«
    Dennis ist der netteste von den Bullen, die mich hier beschützen. Die anderen sehen mich an, als wäre ich Abschaum, und reden nie ein Wort mit mir. Dennis ist es genauso langweilig wie mir, er kommt immer wieder mal rein und wir quatschen über Fußball.
    Jetzt setzt er sich auf die Bettkante.
    »Dennis, was ist, wenn ich hier rauskomme? Die geben mir wohl niemanden wie dich mit, der mich den ganzen Tag bewacht, oder?« Ich frage mich einfach, was mit mir passiert, bevor ich gesund genug bin, um nach Frankreich zu fahren. Vielleicht stecken sie mich ja auch direkt vom Krankenhaus in den Eurostar.
    »Eher nicht«, antwortet Dennis. »Du kommst wieder ins Zeugenschutzprogramm, denke ich. Nur dass diesmal noch mehr Leute dazu gehören – dein Dad, die jungen Frauen, mit denen er zusammenwohnt. Ich weiß auch nicht, wie sie das genau regeln wollen. Aber nachdem sie jetzt den alten White festgenommen haben, ist die Bedrohung hoffentlich nicht mehr so groß.«
    »Sie haben ihn festgenommen? Jukes’ Vater?«
    »Heute herrscht Hochbetrieb im Revier. Der Typ, den sie zusammen mit deinem Kumpel Jukes festgenommen haben? Es hat sich herausgestellt, dass seine Schwester aushilfsweise in der Verwaltung des Zeugenschutzprogramms gearbeitet hat. Wahrscheinlich haben sie daher deinen Namen und deine Adresse, und das ist wiederum die Verbindung, auf die die Polizei gewartet hat. Sie haben Überweisungen auf ihr Konto gefunden, die zu Whites Konten passen. Heute sehr früh haben sie ihn in seiner Wohnung besucht. Wir versuchen diesen Kerl schon seit Jahren festzunehmen.«
    »Ist das gut?« Ich weiß nicht, ob ich jetzt sicherer bin oder ob Jukes’ Vater mich jetzt noch viel mehr hasst und doch irgendwie einen Weg findet, mich sogar aus seiner Zelle heraus aus dem Weg zu räumen.
    Dennis kichert leise. »Das hoffe ich doch. Der größte Gangster von Nord-London. Hoffentlich können wir auch gleich noch ein paar von seinen Kumpels mit einlochen.«
    Dann sagt er: »Ich müsste mal dringend schiffen gehen, aber Jim kommt frühestens in einer Stunde. Ich benutze mal schnell dein Klo hier.«
    Er verschwindet auf dem Klo, das zu meinem Krankenzimmer gehört. Meine Mum ist echt beeindruckt davon, dass ich meine eigene Dusche und Toilette habe. Sie meint, es liegt daran, dass sie mich in die Abteilung für Privatpatienten gelegt haben und nicht in die für Kassenpatienten, und dass das der einzige Vorteil ist, der ihr bei diesem ganzen Schlamassel einfällt.
    Dennis braucht ewig. Eigentlich darf er nicht von

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