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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Neuzugänge im Heer der Taxifahrer verstand der Mann am Lenkrad offenbar nicht allzuviel Englisch. Wir versuchten, uns durch eine Kombination aus Gestikulieren und Grunzen zu verständigen, aber ich fand mich schließlich mit der Tatsache ab, daß ich während der ganzen Fahrt aufpassen mußte, um sicherzugehen, daß er wußte, wohin ich wollte.
     
    »Jetzt ist sie da«, hörte ich Anthony, den Portier, zu dem kleinen Boten sagen, der hinter einem großen Strauß von zwei Dutzend gelben Rosen kaum zu sehen war. »Miss Cooper, wollen Sie, daß ich den Jungen mit zu Ihnen hochschicke?«
    »Nein, danke, Anthony.« Ich trat an den Tisch an der Wand neben den Briefkästen und holte einen Kugelschreiber und eine Zwanzig-Dollar-Note aus meiner Handtasche. Ich nahm das Kärtchen aus dem Umschlag, zerriß Jeds pathetische Notiz - »Bitte - ich brauche wirklich Deine Hilfe« - und gab dem Jungen die Blumen zurück, zusammen mit dem Trinkgeld. Auf den Umschlag schrieb ich die Worte: »In Dankbarkeit für alles, was Ihr tut«, gemäß der alten Theorie, nach der anonymes Geben die höchste Form von Großzügigkeit ist, und schickte den Jungen zum New York Hospital, das sich nur ein paar Blocks weiter unten an der Straße befand. »Tut mir leid, das war ein Irrtum. Sie sollten eigentlich ins Krankenhaus an die Abteilung für Verbrennungen geschickt werden. Laß sie einfach da, auf der Schwesternstation, okay?«
    Der Junge schien sich nicht allzusehr zu ärgern, und ich begab mich nach oben. Ich hörte Zac bellen, als ich »Dr.« Jeffers’ Briefe
unter Davids Tür durchschob, dann schloß ich meine eigene Wohnungstür auf und ging hinein, um mich für das Rendezvous mit Johnny umzuziehen. Keine interessante Post, außer einer Postkarte von Nina und einer Anfrage des Wellesley Alumni Magazine wegen des aktuellen Standes meiner Tätigkeiten für die Jahrgangschronik. Meine Kommilitoninnen würden sich für mein Tun und Treiben bestimmt genauso interessieren, wie ich mich für die neuesten Nachrichten über Zen-Hochzeiten auf Bergspitzen in den Rockies, einfallsreiche Gebärstile und die weltfremden Themen ihrer wissenschaftlichen Arbeiten nach der Promotion interessierte. Ich zerriß die Anfrage und hob die Aufforderung auf, meinen Jahresbeitrag noch vor Monatsende zu überweisen. Auf dem Anrufbeantworter waren keine Nachrichten, also duschte ich mich und entschied mich dann für ein aufreizendes schwarzes Outfit zum Dinner.
    Als ich fertig zum Ausgehen war, bestellte ich mir ein Taxi, das mich uptown bringen sollte, während ich darauf wartete, daß im Fernsehen die Final-Jeopardy-Frage kam, kurz vor dem Ende der Show um halb acht.
    Das heutige Thema war Weltgeographie - Mike und ich konnten uns dieses Gebiet aufteilen, aber ich nahm an, daß er mit Maureen bereits unterwegs zur Bar war. Die Final-Jeopardy-Antwort lautete: »Eine Stadt in Frankreich, berühmt für ihren Wandteppich, der eigentlich eine gestickte Chronik der normannischen Eroberung ist.«
    Alex Trebek fuhr fort, der Gobelin sei eigentlich kein echter Gobelin, sondern eine Stickarbeit auf grobem Leinen. Ich zischte ihm über den Bildschirm ein »Schscht!« zu, während ich mich wie seine Kandidaten zu konzentrieren versuchte, die ebenso verwirrt waren wie ich. Alençon? Cluny? Vermutlich hätte ich meine gesamte eiserne Reserve für diesen Abend bei einem Thema verwettet, bei dem ich mich für ziemlich gut hielt, aber als die idiotische Jingle-Musik zu spielen aufhörte, mußte ich passen. Ich tippte in letzter Sekunde auf Aubusson.
    »Nein, tut mir leid. Aubusson ist leider nicht richtig«, beschied Alex mit sanfter Stimme eine der Mitspielerinnen, die das gleiche geraten hatte wie ich. Mitspielerin Nummer zwei hatte gar nichts auf ihrer Karte stehen, zuckte nur mit den Schultern
und schüttelte den Kopf. Mitspielerin Nummer drei, eine korpulente Musikwissenschaftlerin aus Indianapolis mit fünf Kindern, überraschte Trebek mit der richtigen Frage: »Was ist mit Bayeux in Frankreich?«
    »Das ist absolut korrekt, Mrs....« Ich stellte den Fernseher ab, bevor ich erfuhr, wieviel Geld sie gewonnen hatte, und hob den Hörer vom Telefon ab, das neben meinem Bett klingelte.
    Die höfliche Stimme mit dem leichten Südstaatenakzent von FBI-Agent Luther Waldron begrüßte mich. »Hallo, Alex, ich hätte nie gedacht, daß ich Sie heute abend zu Hause antreffe.« Na, toll, könnte ich ihn fragen, warum haben Sie sich dann überhaupt die Mühe gemacht, mich hier anzurufen?

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