Die letzte Chance - Final Jeopardy
einem Glas Weißwein nippte, während sich ihr Begleiter - Mike Chapman - mit etwas beschäftigte, das wie Wodka Tonic aussah.
Der Barkeeper öffnete gerade in Woody Allens Nische eine Flasche Wein, daher begann ich mit dem Paar, das neben mir an der Bar saß, Small talk zu machen und wartete darauf, daß er zurückkam, um meine Bestellung entgegenzunehmen. »Ich wette zwanzig Dollars mit dir, daß du die heutige Frage nicht rausbekommst«, sagte ich, während ich an Maureen vorbeisah und Mike angrinste.
»Welches Gebiet?«
»Weltgeographie.«
»Abgemacht.«
Ich wußte, daß ich gewinnen würde. Ich gab Mike die letzte Frage, aber bevor ich mich wieder gerade hinsetzen konnte, hatte er das Lösungswort Bayeux schon parat. »Was hast du gemacht - deine Mutter angerufen?« Mikes verwitwete Mutter hing die meiste Zeit am Fernseher in ihrer kleinen Wohnung in Bay Ridge, und sie schaute sich die Show für ihn an, wenn er dazu keine Zeit hatte.
»Nein. Ich schwöre bei Gott, das war ganz leicht.«
»Quatsch. Woher hast du es gewußt?« Ich konnte es einfach nicht glauben. Und Luther befürchtete, Mike wäre nicht in der Lage, einen Kokainschnüffler, einen analphabetischen Stuntman und einen betrügerischen Geschäftsmann zu vernehmen. Er
lachte. »Ich war da, 1994-zum 50. Jahrestag des D-Day. Bayeux war die erste französische Stadt, die von den Alliierten befreit wurde. 8. Juni 1944.« Mike und seine Kriegsgeschichte. »Bin mit meinem Onkel Brendan hingefahren, der mit den Invasionstruppen gelandet war, erinnerst du dich noch? Sonst gibt’s in der Stadt nur noch das Gobelinmuseum. Da mußte ich mit Tante Eunice gleich zweimal hingehen. Entspann dich, Blondie, du kannst ja morgen bezahlen.«
Vic kam hinter die Bar zurück, gab mir die Hand, sagte mir, er könne sich leider nicht an meinen Namen erinnern, wohl aber an meine Bestellung. Maureen und ich taten so, als ob wir uns gerade erst kennengelernt hätten, während ich darauf wartete, daß mein Gastgeber aufkreuzte. Sie machte mir ein Kompliment wegen meines Kleids und bedankte sich dann leise dafür, daß ich sie aus der Absteige herausgeholt hatte, in der wir unsere störrischen Zeugen während der Prozesse einbunkerten.
Wir plauderten über die Musik, das wechselhafte Wetter und welche Aussichten die Knicks in dieser Saison hätten. Etwa zehn Minuten später ging die Tür auf, und da stand Johnny Garelli im Türrahmen, warf sich in Positur und wartete darauf, daß Joey sich um ihn kümmerte. Er war groß und kräftig gebaut und sah so gut aus wie auf den Zeitschriftenfotos, aber er hatte die gräßlichsten Haarimplantate, die man sich nur vorstellen konnte.
»Jesus, Mo, sieh dir doch mal diese Implantate an. Wie konnte sie nur mit diesem Typen ins Bett gehen?«
»Na, na, na, Alex. Du müßtest es eigentlich besser wissen. Das Haar eines Mannes ist wie sein Penis - sie sind sehr empfindlich gegenüber solchen Kommentaren. Ich hab’ mindestens drei Domestics gehabt« - Ehemänner, die ihre Frauen getötet hatten -, »und der Grund war jedesmal ein Streit wegen beleidigender Bemerkungen über Haare. Sei nett zu dem Mann.«
Joey und Johnny lösten sich aus ihrer Umarmung, und ich ging zu Garelli hinüber, als Joey in meine Richtung wies. Er hatte uns in der zweiten Nische plaziert - Woody hatte natürlich den besten Tisch -, und Johnny musterte mich flüchtig, während wir uns zu unseren Stühlen begaben. Ich war zwar vermutlich nicht gerade sein Typ, aber zumindest war mein Haar mein eigenes.
»Nett von Ihnen, anzurufen. Woher wußten Sie, daß ich in der Stadt bin?«
»Nun, einer der Cops hat es mir gesagt, als er heute morgen mit mir sprach. Ich bin auch von ihnen verhört worden.«
»Ich hab’ ganz vergessen, was Sie machen. Sind Sie beim Fernsehen? Als Schauspielerin?
»Nein, ich bin Anwältin.«
»So was wie ein Strafverteidiger, was?«
»So was Ähnliches.« Zwar nicht genau so was, aber schließlich war er ja eigentlich auch kein Schauspieler, wenn man’s genau nahm.
»Kannten Sie Isabella schon lange?«
Länger als du, dachte ich. »Etwa seit drei Jahren. Ich hab’ ihr damals ein bißchen geholfen, als sie die Hauptrolle in Probable Cause hatte. Wir wurden danach Freundinnen.« Wir schwelgten bei unseren Drinks in Erinnerungen, und als Rick ihm seinen zweiten Ketel One Martini brachte, war Joey bereit, unsere Bestellung entgegenzunehmen.
»Hier gibt’s keine Speisekarten. Sie müssen Joey sagen, was Sie wollen.«
»Ja, ich
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