Die letzte Chance - Final Jeopardy
weiß.«
Bei Rao’s gab es die besten eingelegten Paprika, die ich je gegessen hatte, also bestellte ich sie als Vorspeise, Johnny nahm gebratene Muscheln und den Meeresfrüchtesalat. Joey empfahl die Muschelnudeln mit Kraut und Wurst sowie das Zitronenhühnchen. Johnny nahm dazu noch Pasta und etwas Salat, als ob er seit fünf Tagen Bodybuilding betrieben hätte, ohne zu essen.
»Also Iz hat viel über mich geredet?«
»Sie hat mir eine Menge über Sie erzählt, ja.«
»Meistens Gutes?« sagte er scherzhaft. »Wir ham schon ’ne gute Zeit gehabt, sie und ich.«
Mein Sprachgefühl ließ mich zusammenzucken. Er war vielleicht großartig im Bett, aber seine Syntax war genauso grauenhaft wie seine Manieren. Jedesmal, wenn er nach Luft schnappte, stopfte er sich Brot in den Mund und spülte es mit Wodka hinunter.
»Hat Isabella Ihnen erzählt, wie wir uns kennengelernt ham und so? Wir waren schon eine heiße Nummer.«
Das würde ein langer Abend werden.
Garelli wollte sichergehen, daß ich alles über seine Karriere erfuhr. Die Vorspeisen kamen, und er schlang die Muscheln in sich hinein, ohne in seinem Redefluß innezuhalten, während er mir seine Zeit bei den Marines schilderte. Stallone war sein Rollenvorbild; er hatte Garelli entdeckt, als der seinen Militärdienst hinter sich hatte, und gab ihm die kleine Rolle eines Söldners in einem jener Sommerkinohits, für die ich viel Geld bezahlen würde, um sie nie in meinem Leben sehen zu müssen. »Er war gut zu mir, Mann, er isses noch immer, ’ne treue Seele.«
»Haben Sie denn für den Film all diesen technischen Kram über Waffen lernen müssen?« erkundigte ich mich und war mir sofort darüber im klaren, daß dies nicht gerade die subtilste Vernehmungsmethode war.
Sein Kopf war offensichtlich noch dicker als seine Deltamuskeln, denn er schien den Zusammenhang gar nicht mitzubekommen. »Sie machen wohl Witze? Hat Isabella nicht erzählt, wie ich ihr das Schießen beigebracht hab’, wie wir in Mittelamerika diesen Clancy-Film gedreht ham? Mann, ich bin doch mit dem Kram groß geworden, vom G.I. Joe direkt bis zu den Marines.«
»Nein, sie hat mir bloß von eurer Romanze erzählt.« Und das hatte mir schon gereicht, um an ihrem Verstand zu zweifeln. Vermutlich hatte ich sie danach nicht nach sehr viel mehr Details gefragt.
»Wir sind am Abend meist rumgehockt, ham getrunken und es miteinander gemacht. Da unten konnte man ja nicht viel anneres tun. Ich hab’ versucht, ihr das Schießen beizubringen. Wir ham die leeren Wodkaflaschen auf einen Baumstumpf im Dschungel gestellt und se abgeknallt. Eines Tages - wie nennt man diese Typen - Arschälogen? -, eines Tages also kreuzt einer von denen auf und gräbt direkt auf ’em Set rum. Iz sagte immer, die würden bestimmt glauben, die Azteken hätten Absolut erfunden - da war nichts als Glasscherben vergraben.
Dann konnte ich sie zum Lachen bringen, wenn ich so ’ne Schlange festgenagelt hab’, Sie wissen schon, wie wenn sie sich bewegen. Mann, sie hat diese Schlangen gehaßt. Grüne Mambos. Diese Dschungel war’n voll davon. Sie hat immer gesagt, nie in ihr’m Leben will sie wieder Schuhe oder Handtaschen aus
Schlangenhaut seh’n. Ich sah die Biester, wenn die ans Tageslicht rauskamen, um sich zu sonnen, und ich hab’ se in zwei Teile zerschossen, während sie versucht ham, in ihre Löcher zurückzukriech’ n. Das war immer so’n Spiel. Iz hatte immer ’ne hübsche Belohnung, wenn ich für sie ’ne grüne Mamba abgeknallt hab’.« Er zwinkerte mir zu, damit ich ganz sicher wußte, daß Isabella sich immer gut um Johnnys Schlange kümmerte, wenn er den Scharfschützen spielte.
Ich hielt das für eine ziemliche Fertigkeit. Keine, die ich beherrschen wollte, sosehr ich Schlangen auch verabscheute. Aber Garelli mußte recht gut mit einer Waffe umgehen können, um ein so schmales, bewegliches Ziel zu treffen.
Die Teller wurden gegen andere Teller ausgewechselt, Maureen fütterte die Jukebox ständig mit Dollarnoten, so daß ununterbrochen gute Musik daraus erklang, und Johnny kippte Wodka, als ob er zum letztenmal was zu trinken bekäme.
»Warum glauben Sie eigentlich, daß die Polizei mit Ihnen reden will?« erkundigte ich mich naiv. »Wissen Sie denn was über den Mord an Isabella?«
»Nicht die Bohne, Alice, ich hab’ wirklich keinen blassen Schimmer.«
Ich verbesserte ihn nicht, was meinen Namen betraf. Er war schon ziemlich betrunken, und ich vermutete, daß er in Gedanken bei der Tänzerin
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