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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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glaube ich, haben Sie völlig recht - das geht niemanden was an. Versuchen Sie doch einfach mal Ihre Story bei mir - schauen wir mal, wie sie funktioniert. Isabella hat mir immer vertraut.« Das war eine Einbahnstraße. Ich lächelte ihn lieb an und hoffte, es sah so warmherzig aus wie er verwirrt war, als er mich durch seinen Alkoholnebel hindurch anstarrte.
    Er stützte einen Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die Handfläche. »Kennen Sie The Tempest?«

    »Shakespeare?« Wollte der Gorilla mit mir über Shakespeare reden? Der Lieutenant würde es nicht glauben.
    »Nein, nicht den Film. Das Schiff, die Jacht.«
    »Ach ja. Sicher. Sir Robert Ardmores Jacht. Meinen Sie die?« Was für ungleiche Schiffskameraden: Johnny Garelli und der britische Kaufhausmogul, der vor kurzem zum Ritter geschlagene Sir Robert Ardmore.
    »Genau, Alice, die. Sie is wie ’n Ozeandampfer. Ich kenn’ Ardmore nicht, aber man könnte sagen, daß ich ein guter Freund von seiner Frau bin.« Garelli griente. »Als Iz mich fallenließ, hab’ ich gedacht, ich ertränke meinen Kummer im Ozean.«
    Ardmores fünfte Frau, eine 26jährige Stripperin, deren Rist angeblich höher war als ihr IQ, hatte den viel älteren Milliardär kennengelernt, als er in Vegas war und vor Ort die Lage für neue Einkaufscenter inspizierte. Damals war er noch verheiratet, und nachdem er in den Scheidungsverhandlungen erbittert um den Besitz der beachtlichen Jacht gekämpft hatte - die ursprünglich nach seiner vierten Frau benannt war -, taufte er sie mit einer feudalen Fete in The Tempest um.
    »Also waren Sie letzte Woche mit Tiki Ardmore zusammen?«
    »Na, klar - aber das bleibt unter uns, ja? Ihr Mann versteht keinen Spaß, wenn Sie versteh’n, was ich meine. Wirklich spießig, der alte Knabe. Mein Gott, ich kenn’ Tiki, seit sie am Empfang im Morton’s gestanden hat.«
    Mir kam der Gedanke, daß Sir Ardmore und ich sehr gut zusammenpassen könnten, wie wir in den Sonnenuntergang hineinfuhren, einander treu ergeben wie ein Paar Cockerspaniels.
    »Wo befand sich das Schiff denn?«
    »Ich bin mit ’m Hubschrauber an Bord geflogen, als Ardmore letzten Montag nach London is. Ich war in Easthampton, und das Schiff hat vor Montauk gekreuzt, am Ende von Long Island.«
    90 Kilometer Luftlinie von Vineyard entfernt.
    »Na schön, da haben Sie ja wenigstens Zeugen, Johnny. Die Mannschaft, den Kapitän, Deckshelfer -«
    »Die hab’ ich schon, aber Tiki will keine Zeugen nich haben. Jeder, der für Ardmore arbeitet, ist taub, stumm und blind, wenn
Sie mir folgen können. Die Ehe is’ vielleicht schwere Arbeit, aber sie ist Gold gegen die letzten beiden Jobs, die sie gehabt hat. Ich kann sie doch nicht hängen lassen.«
    »Seid ihr einen Hafen angelaufen?«
    »Sie machen wohl Witze? In diese popligen kleinen Inselbuchten passen zwar Stinktöpfe und Quallen, aber doch nicht ’ne Jacht, die so groß ist wie die. Die Tempest braucht ein eigenes Dock. Nee, andere Leute wollten wir schon gleich gar nich’ sehen.«
    Ich vermutete, daß auch Tiki Ardmore eine Schlangenbeschwörerin war.
    Johnny gab noch ein paar Details von seinem Seeabenteuer zum besten, und ich war überzeugt, daß genügend Leute seine Story bestätigen oder ihr widersprechen konnten, sollte seine Verwicklung in den Fall wirklich ein wichtiger Faktor bei den Ermittlungen werden. Ich glaubte zwar nicht, daß ich Lieutenant Peterson damit irgendwie weiterhalf, aber ich würde mindestens eine Woche lang nicht mehr essen müssen.
    Während wir beim Essen saßen, hatte es heftig zu regnen begonnen, und ich war froh, als ich eine überlange Limousine auf Garelli am Randstein warten sah. Er hinterließ großzügige Trinkgelder für Vic und den Kellner, küßte Joey auf beide Wangen und erkundigte sich, ob er mich auf dem Weg zu seinem Hotel bei meiner Wohnung absetzen könnte. Maureen und Mike waren hinausgeschlüpft, während Johnny die Rechnung beglich, ich sah ihr Auto gleich hinter der Laterne stehen. Sie schauten zu, wie ich in den Fond einstieg, und ließen ebenfalls den Motor an.
    Die Fahrt über den FDR zu meiner Wohnung dauerte nur zehn Minuten. Garelli hatte den Kopf auf die Rücklehne gelegt und gab sich der Wirkung des Alkohols hin, während ich mir ausmalte, wie ein Helikopter oder ein schnelles Motorboot ihn im Eiltempo von der Tempest nach Martha’s Vineyard brachte, wo er Isabella tötete, während sich Tiki Ardmore in einem Schaumbad aalte. Logistisch war es sicher möglich, wie einem

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