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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Kleinstädte - Edgartown und Oak Bluffs - von der Prohibition ausgenommen waren, während man in keinem der Läden oder Restaurants »Up-Island« Alkohol bekam.
    »Das hört sich ja völlig bescheuert an - nicht mal ein Bier zum Lunch.«
    »Keine Angst, im Haus ist genügend vorrätig. Du wirst es überleben.«
    Vom Shuttle-Terminal gingen wir quer durch die Ankunftshalle zu einem kleinen Schalter am Ende einer Schalterreihe von Pendelfluggesellschaften, von denen keine den Eindruck erweckte, als sei sie schon länger als eine Woche im Geschäft. Jede von ihnen flog zwei oder drei Orte in New Hampshire und Maine an, deren Namen man noch nie gehört hatte.
    »Guten Morgen«, sagte ich zu dem Mädchen - es sah wie achtzehn aus -, das unter dem Logo von Cape Air stand. »Wir haben zwei Plätze auf der 9.45-Uhr-Maschine nach Vineyard reservieren lassen. Auf die Namen Cooper und Chapman.« Ich gab ihr meine Kreditkarte, und sie holte die Passagierliste für diesen Flug auf ihren Bildschirm.
    »Okay. Hab’ euch schon - Alexandra und Michael, nicht wahr? Wieviel wiegen Sie bitte?«
    »Wie bitte?« fragte Mike.
    »Ich wiege 61 kg und er... Was bringst du denn zur Zeit auf die Waage? Und bitte sag die Wahrheit, Mike, mein Leben kann davon abhängen.«
    »Wozu braucht ihr denn mein Gewicht?«
    »Na ja, weil’s ’ne Cessna 402 ist. Wir haben ein Gewichtslimit, und darum müssen wir wissen, na ja, was die Passagiere und ihr Gepäck so wiegen, damit wir alles, na ja, verteilen und verstauen können.«
    »Womit fliegen wir denn, Coop, mit einem Ruderboot? Da mach’ ich nicht mit.«
    »Du wirst es überleben. Es ist doch nur für eine halbe Stunde - du bist oben und wieder unten, bevor du es merkst.«
    »105 kg«, murmelte er, und seine Miene verdüsterte sich, als er aus dem Fenster blickte und die kleine neunsitzige Maschine bemerkte, die neben dem Ausgang stand.
    Das Mädchen, das mitbekommen hatte, wie es um Mike stand,
schaltete sich ein. »Na ja, Sie können ganz vorn neben mir sitzen, im Sitz des Kopiloten. Ich hab sie gerade vor einer Stunde von Nantucket herübergebracht, es ist ein großartiger Tag zum Fliegen. Kein Nebel und, na ja, ganz wenig Wind - wirklich phantastisch.«
    Die Kleine flirtete mit Mike, und er bekam es noch nicht mal mit! Als ich merkte, daß sie sich zu ihm hingezogen fühlte, sah ich ihn auf einmal mit anderen Augen. So hatte ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen: als Mann und nicht bloß als Arbeitskollegen. Selbst in Augenblicken wie diesem, da ihm sein wundervolles Lächeln verging, war er ein gutaussehender und gutgebauter Mann, in fast jeder Gesellschaft eine auffallende Erscheinung. Mit seinem marineblauen Blazer, dem gestreiften Hemd mit weißem Kragen und Manschetten, den Jeans und Mokassins ähnelte er einem Yuppie auf dem Weg zu einem Herbstwochenende in einem Landgasthof.
    »Vielen Dank, aber der Pilot könnte eifersüchtig werden«, erwiderte Mike.
    »Ich weiß ja, daß du ein sehr guter Ermittler bist, Chapman«, sagte ich und stupste ihn mit dem Ellbogen an, »aber sie ist der Pilot.«
    »Was? Du willst mich wohl verarschen. Sie ist doch noch ein Kind, sie geht ja noch auf die Junior High School, sie ist...«
    »Glaub mir. Sie ist, na ja, die Pilotin, Mike.«
    Sobald die anderen drei Mitreisenden da waren, erklärte das Schaltermädchen, daß wir abflugbereit seien, trug mit einem älteren Mann im Overall das Gepäck der anderen Passagiere auf das Rollfeld hinaus, übergab ihm dann ihr Klemmbrett, kletterte auf den Flügel und durch die hochgeklappte Fenstertür und nahm im Pilotensitz Platz.
    Wir begaben uns an Bord der Cessna, und Mike führte ein halblautes Selbstgespräch. »Frauen sind phantastisch... sie können alles machen... Ich glaube ja an den Feminismus... gleiche Arbeit für gleichen Lohn. Aber das ist doch Scheiße... dieses kleine Mädchen fliegt ein Flugzeug... Sie sollten sich Cape Fear, nicht Cape Air nennen.«
    »Nun krieg dich wieder ein, Kumpel. Frauen fliegen heute Kampfeinsätze. Denk an sie, denk doch an Meryl Streep - du
weißt schon, Karen Blixen - in Jenseits von Afrika, denk an Sally Ride, die Astronautin, denk...«
    »Die einzige, an die ich denken kann, ist Amelia Earhart, und soweit ich gehört habe, Blondie, ist sie noch immer nicht gelandet.«
    Ich bückte mich, um den kurzen Gang vorzugehen und mich auf den leeren Kopilotensitz zu setzen, weil ich wußte, welch großartiger Blick mich an einem so klaren Morgen über der Insel erwarten würde.
    Mike

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