Die letzte Chance - Final Jeopardy
den Rücken rollte, so daß ich ihren Bauch kraulen konnte, bis sie fast wie eine Katze schnurrte. Das Essen kam kurz vor Ende der Sendung, und wir verzehrten unsere Rippchen, Frühlingsröllchen und das scharfe, würzige Hühnchen, während ich David bat, mir im Laufe der Woche beim Sichten der Informationen über Isabellas Umgang und Korrespondenz mit Psychiatern zu helfen.
Als sie gegangen waren, legte ich Private Dancer auf und aalte mich fast eine Stunde lang in der Badewanne. Ich fragte mich, ob David sich zu sehr für Isabellas Fall interessierte oder nichts weiter als ein guter Freund war. Er hatte zwar verneint, sie gekannt zu haben, aber ich war sicher, daß ich die beiden miteinander bekannt gemacht hatte, als sie mich vor über einem Jahr einmal zu Hause abgeholt hatte. Ich sagte mir, ich müsse aufhören, so paranoid zu sein, und beschäftigte mich wieder mit der Planung der vor mir liegenden Woche. Ja, eigentlich freute ich mich sogar darauf, am nächsten Tag wieder an meinen Schreibtisch und zur Amtsroutine zurückkehren zu können.
Ich war so froh darüber, daß am Montag morgen wieder die Sonne schien, daß ich früh aufstand, mich anzog und noch vor acht Uhr bereit zum Aufbruch war. Ich hatte meine Abendkleidung
eingepackt, so daß ich mich im Waschraum duschen und umziehen und rechtzeitig im Plaza sein konnte, um mich mit Jed für das Dinner zu Ehren seines Bosses, des Vorstandsvorsitzenden von CommPlex, zu treffen.
Dieselben beiden Polizistinnen warteten in meiner Auffahrt im Streifenwagen. Ich begrüßte sie, bedankte mich bei ihnen und wußte, sie waren genauso erleichtert wie ich, daß dieser langweilige Auftrag nach der zwanzigminütigen Fahrt downtown beendet war. Sie setzten mich vor dem Eingang zum Büro des Bezirksstaatsanwalts ab, und ich zog meinen Ausweis über den Sicherheitsscanner, um hineinzugelangen und in meinem Büro die E-Mail und Memos vom Freitag abzurufen.
Ich schaltete den Computer an und gab mein Paßwort und meinen Benutzercode ein. Sobald ich im E-Mail-System war, wurde ich von den unerwünschten privaten Mitteilungen überschüttet, die der stellvertretende Verwaltungschef den Justizmitarbeitern eigentlich untersagt hatte - offenkundig vergeblich. Eine Assistentin in Büro 30 hatte vier Karten für Phantom, weil ihre Tante Lucy nicht in die Mittwochsmatinee gehen konnte; eine Kollegin in der Betrugsabteilung hatte eine tibetische Hirtenhündin, die Junge erwartete, und hielt nach einem guten Frauchen oder Herrchen Ausschau (»Dr. jur. bevorzugt«); und ein Referent in der Abteilung Special Projects suchte verzweifelt Karten für die Spiele der Knicks - nicht hinter den End Zones gelegen und nicht höher als zwanzig Reihen über dem Spielfeld.
Sobald diese Notizen gelöscht waren, überflog ich die internen Suchanzeigen: Hat schon mal jemand mit einem Ballistikexperten gearbeitet, der über die Auswirkungen des Wetters auf das Geräusch von Schüssen Bescheid weiß? Hat jemand den Aktenordner gesehen, der versehentlich in der Cafeteria liegengelassen wurde (und der übrigens alle Notizen von der Zeugenvernehmung enthält, die der Verteidiger nicht vor Mitte des Verfahrens zu Gesicht bekommen soll)? Will jemand die externe Speicherung einer Abhöroperation übernehmen, die wir in einer OV-Untersuchung vorbereiten? Hat jemand schon mal eine(n) albanische(n) Dolmetscher(in) (gegischer, nicht toskischer Dialekt) in der Grand Jury zugelassen, und kann er oder sie kurzfristig herkommen? Wirklich dringende Mitteilungen lassen sich
schneller per Postkutsche befördern als durchs E-Mail-System, das wegen der individuellen Anfragen von sechshundert Anwälten und Tausenden von Hilfskräften völlig überlastet war.
Ich klickte zu den Mitteilungen weiter, die nur an mich adressiert waren. Jede Menge Nachrichten von Freunden in verschiedenen Abteilungen, die mir wegen Isabellas Tod Trost, Rat, Unterstützung und Drinks spendieren wollten (letzteres war eine typische Strafverfolgerlösung für die meisten schrecklichen Vorfälle). Eine Notiz, daß Rod eine Abteilungsleitersitzung für Dienstag nachmittag um vier einberufen wollte, das notierte ich mir in meinen Terminkalender. Sarah hielt mich über die neuen Fälle auf dem laufenden, die in den letzten paar Tagen hereingekommen waren, und unterbreitete mir Vorschläge im Hinblick auf Zeugen, die befragt werden mußten. Laura erinnerte mich an Termine, die sie für mich gemacht und für die laufende Woche mit Bleistift in
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