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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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bevor er den Blick zu ihr huschen ließ, aber abgesehen davon blieb er eisern.
    Seine Stimme verriet keine Verärgerung, verdammt, überhaupt keine Gefühle. »Es ist Zeit, dass wir nach oben gehen. Wir müssen ein paar Entscheidungen fällen.«
    Oben hielt Tru Wache. Er wirkte zu jung, um sein Gewehr so gekonnt zu halten, aber wenn Jenna irgendetwas gesagt hätte, hätte er sich in seiner Männlichkeit gekränkt gefühlt. Noch so ein Macho. Kein Wunder, dass sie zu Ange hinüberschaute, die sich mit Penny unter eine Decke gekuschelt hatte. Jenna fühlte sich besser in der Lage, ihre Geschlechtsgenossinnen zu verstehen, obwohl sie kaum über mütterliche Instinkte verfügte.
    Jedes andere Kind hätte geweint, aber Penny sah die Welt mit gewandelten Augen. Arme Ange. Ein Kind, das nicht weinen konnte, würde vielleicht nicht überleben.
    Mason zog sich einen Stuhl heran und setzte sich hin. »So sieht es aus: Einer der Generatoren ist kaputt, und wir können ihn nicht wieder zum Laufen bringen, wenn wir keine Ersatzteile in die Finger bekommen.«
    »Also kein Strom und keine Heizung«, sagte Tru.
    »Aber du kannst ihn doch reparieren, nicht wahr, Chris?« Ange sah ihn an, als wäre er der Professor aus Gilligans Insel und könnte ein Radio aus Schnee, Spucke und Stöcken bauen.
    Es schien dem armen Kerl sehr schwerzufallen, sie zu enttäuschen. »Wenn wir eine Ersatzdichtung hätten, könnte ich das.«
    »Wir haben keine«, vermutete Tru. »Na, ich hocke hier jedenfalls nicht im Dunkeln, bis ich erfriere.«
    »He, ich bin auch nicht scharf drauf, zur Leiche am Stiel zu werden«, sagte Jenna.
    Chris hob die Hände. »Schluss damit, ihr beiden!«
    Anges blaue Augen blickten in rascher Folge von einem Gesicht zum nächsten. »Was können wir unternehmen?«
    »Sie werden hier eindringen.« Masons sachlicher Tonfall brachte alle zum Schweigen. Es wäre weit weniger verstörend gewesen, wenn er laut geworden wäre. »Sie sind hartnäckig. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie sie trotz des Schnees so lange überlebt haben, aber vielleicht hatten sie bis jetzt reichlich zu fressen.«
    Menschen, dachte Jenna, reichlich andere Menschen . Sie kniff die Augen zu, konnte aber nicht verhindern, dass sie sich an das Festmahl erinnerte, das die Hunde in der Grube gelagert hatten. Wenn ihre Vorräte zusammengeschrumpft waren, suchten sie jetzt bestimmt nach frischem Fleisch. Die Wärme eines Unterschlupfs war da vielleicht nicht mehr als ein zusätzlicher Anreiz.
    »Aber wenn wir nichts unternehmen«, fuhr Mason fort, »erfrieren wir, oder sie kommen herein. Das sind die Tatsachen.«
    Chris verschränkte verblüffend ruhig die Arme. »Woran denkst du?«
    »Daran, Ersatzteile zu beschaffen.« Mason richtete den Blick auf Jenna. »Zwei von uns brechen in die nächste Stadt auf, etwa fünfunddreißig Kilometer nordwestlich von hier. Es wird zwei oder drei Tage dauern, hin und zurück zu gelangen – das hängt vom Wetter, von den Monstern und vom Gelände ab. Wir holen die Ersatzteile und von allem Übrigen, was wir brauchen, so viel, wie wir tragen können. Ihr anderen bleibt hier und haltet die Dämonenhunde draußen.«
    Tru schüttelte den Kopf. »Den Teufel werde ich tun. Ich spiele doch nicht den Babysitter für diese Arschlöcher! Du lässt mich nicht einfach hier.«
    Mason führte den Jungen auf die andere Seite des Raums. Da sie die Köpfe zusammensteckten und die Gesichter von den anderen abgewandt hielten, konnte Jenna nicht verstehen, was sie sagten. Trus Körpersprache drückte immer noch reinen Protest aus, aber dann warf er einen Blick auf die anderen, und sein Zorn machte Resignation Platz.
    Jenna konnte das nachvollziehen. Sie fühlte sich wie betäubt, das war der einzig treffende Ausdruck. Sie hätte große Angst vor der Vorstellung haben sollen, nach draußen zu gehen, aber vielleicht war ihr die Kälte geradewegs ins Gehirn gedrungen. Verzweiflung und Schicksalsergebenheit rangen darum, die Oberhand zu gewinnen, aber keines der beiden Gefühle war sonderlich stark.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Chris. »Es ist verdammt riskant.«
    Mason starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Wäre es dir lieber, wenn wir hier alle verrecken, bloß weil du ein Weichei bist?«
    Ange warf ihm einen bösen Blick zu. »Das ist er nicht. Er ist klug und denkt logisch. Ich setze keinen Fuß vor die Tür, und ich lasse Penny nicht zurück. Können wir hier nicht auch so zurechtkommen? Die Pioniere haben das schließlich auch

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