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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ausgebildeter Diplomat. Ich darf solche offensichtlichen Dinge sagen.«
    »Ihrer Chefin gefällt es vielleicht nicht so sehr, wenn Sie ›offensichtliche Dinge‹ zu uns sagen«, bemerkte Lowen.
    Liu öffnete den Mund, bevor Wilson etwas erwidern konnte. »Ganz im Gegenteil. Ich glaube, Botschafterin Abumwe wusste sehr genau, was sie tat, als sie Lieutenant Wilson zu unserem Verbindungsmann ernannte.«
    »Jedenfalls ist sie das Gegenteil von dumm«, stimmte Wilson ihm zu.
    »Das wird mir allmählich klar«, sagte Liu und gähnte dann. »Entschuldigen Sie. Der Aufenthalt im Weltraum ist für mich immer noch neu, und ich stelle fest, dass er mich anstrengt. Ich glaube, ich werde mich ein wenig ausruhen.«
    »Wie finden Sie Ihre Unterkünfte?«, fragte Wilson.
    »Gemütlich«, sagte Liu.
    »Sehr diplomatisch formuliert«, sagte Wilson.
    Liu lachte. »Nun ja, das ist mein Job.« Er entschuldigte sich und ging.
    »Netter Kerl«, sagte Wilson anschließend.
    »Ein großartiger Kerl«, sagte Lowen. »Einer der besten Diplomaten der Welt, und einer der nettesten Menschen, die man sich vorstellen kann. Er hat sogar seine Privatkabine an Franz abgetreten und ist mit Thierry zusammengezogen. Franz wurde es zu klaustrophobisch. Er sagte, er hätte Gefängniszellen gesehen, die größer sind.«
    »Damit hat er vermutlich recht«, sagte Wilson.
    »Die Ironie liegt darin, dass Thierry derjenige ist, der am meisten darunter leiden wird. Liu ist ein wunderbarer Mensch, aber er schnarcht wie ein Sägewerk. Darunter wird Thierry jetzt leiden müssen. Wundern Sie sich also nicht, wenn er in den nächsten paar Tagen sehr, sehr müde aussieht.«
    »Sie könnten ihm irgendein Schlafmittel verschreiben«, sagte Wilson. »Schließlich sind Sie Ärztin.«
    »Ich glaube nicht, dass meine Approbation über den Neptun hinausreicht. Außerdem hat Franz einen Rauschgenerator als Einschlafhilfe dabei. Er hat ihn Thierry bereits ausgeliehen. Damit müsste es klappen. Hoffe ich zumindest.«
    »Gut«, sagte Wilson. »Und wie finden Sie Ihre Kabine?«
    »Beschissen«, sagte Lowen. »Außerdem hat Luiza bereits die untere Koje für sich beansprucht.«
    »Sie führen ein hartes Leben.«
    »Nur schade, dass es keiner zu würdigen weiß«, erwiderte Lowen. »Apropos: Wen muss ich töten, um hier einen Drink zu bekommen?«
    »Zum Glück niemanden«, sagte Wilson. »Drei Decks tiefer gibt es eine Offiziersmesse. Das Angebot umfasst eine bedauernswerte Auswahl an furchtbar leichten Bieren und minderwertigen Spirituosen.«
    »Da könnte ich aushelfen«, sagte Lowen. »In meinem Koffer habe ich eine Flasche mit achtzehn Jahre altem Laphroaig.«
    »Das ist nicht besonders gesund.«
    »Entspannen Sie sich. Wenn ich wirklich unter Alkoholismus leiden würde, hätte ich etwas erheblich Billigeres mitgenommen. Ich habe die Flasche für den Fall dabei, dass ich mich bei jemandem von Ihnen einschmeicheln und auf freundlich machen muss.«
    »Gott sei Dank mussten Sie das nicht tun.«
    »Vor unserer Ankunft dachte ich, dass ich vielleicht die Botschafterin fragen könnte, ob sie etwas mit mir trinken möchte«, sagte Lowen. »Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie sich auf Einschmeichelungsversuche einlassen würde.«
    »Ich glaube, Sie können den Charakter der Botschafterin schon sehr gut einschätzen.«
    Lowen zeigte auf Wilson. »Sie dagegen scheinen ein anderer Fall zu sein.«
    »Ich habe überhaupt nichts gegen Einschmeichelungsversuche, Doktor Lowen«, versicherte Wilson ihr.
    »Wunderbar«, sagte Lowen. »Erster Halt: die Abstellkammer, die Sie hier frecherweise als Offizierskabine bezeichnen. Zweiter Halt: die Offiziersmesse, die hoffentlich etwas größer ist.«
    Die Offiziersmesse war größer, aber nicht viel.
    »Hat die Koloniale Union grundsätzlich etwas gegen zu viel Privatsphäre?«, fragte Lowen, als sie den Laphroaig auf den winzigen Tisch stellte. Die Offiziersmesse war leer bis auf Lowen, Wilson und den Laphroaig.
    »Es ist ein altes Schiff«, erklärte Wilson, während er von der Bar der Messe zwei Tassen holte. »In früheren Zeiten waren die Menschen kleiner und kuscheliger veranlagt.«
    »Ich hege gewisse Zweifel am Wahrheitsgehalt Ihrer letzten Äußerung«, sagte Lowen.
    »Das ist vermutlich eine sehr kluge Einschätzung.« Wilson kehrte zum Tisch zurück und stellte die Tassen ab. Es gab ein klickendes Geräusch, als sie mit dem Tisch in Berührung kamen.
    Lowen griff neugierig nach einer Tasse. »Magnetisch«, stellte sie fest, als sie

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