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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sie anhob.
    »Ja. Die künstliche Schwerkraft fällt nicht allzu oft aus, aber wenn es passiert, ist es nett, wenn keine Tassen in der Gegend herumfliegen.«
    »Und was geschieht dann mit dem Inhalt der Tassen?«, fragte Lowen.
    »Er wird hektisch aufgeschlürft«, sagte Wilson, hob seine Tasse auf und wedelte damit vor Lowen herum.
    Lowen bedachte Wilson mit einem süffisanten Blick, öffnete den Laphroaig und schenkte anderthalb Fingerbreit ein. »Auf die künstliche Schwerkraft«, prostete sie ihm zu.
    »Auf die künstliche Schwerkraft«, sagte Wilson.
    Sie tranken.
    Zweites Glas, einige Minuten später.
    »Und, ist es leicht?«, fragte Lowen.
    »Was?«, fragte Wilson zurück.
    Lowen zeigte auf Wilsons Körper. »Grün zu sein.«
    »Habe ich richtig gehört?«, erwiderte Wilson.
    »Schon gut«, sagte Lowen. »Jim Henson und mehrere Generationen seiner Nachfahren rotieren jetzt in ihren Gräbern, viele Lichtjahre von hier entfernt.«
    »Ein guter Witz«, sagte Wilson. »Zumindest während der ersten sechshundert Male, die ich ihn gehört habe.«
    »Aber die Frage war ernst gemeint«, sagte Lowen. »Es interessiert mich aus medizinischer Sicht. Ich möchte wissen, ob all diese sogenannten Verbesserungen, mit denen man Sie als Soldat der Kolonialen Verteidigungsarmee ausgestattet hat, wirklich Verbesserungen sind.«
    »Gut, fangen wir mit dem vielleicht wichtigsten Punkt an. Wie alt sehe ich für Sie aus?«
    Lowen musterte ihn genauer. »Keine Ahnung, vielleicht zweiundzwanzig? Höchstens fünfundzwanzig. Die grüne Farbe erschwert eine Einschätzung. Jedenfalls deutlich jünger als ich, und ich bin fünfunddreißig. Aber in Wirklichkeit sind Sie keineswegs jünger als ich, nicht wahr?«
    »Ich bin neunzig.«
    »Krass.«
    »Mehr oder weniger«, sagte Wilson. »Wenn man lange genug hier draußen ist, verliert man irgendwie den Überblick, bis man anfängt nachzurechnen. Weil man einfach nicht mehr altert, solange man bei der KVA ist.«
    »Wie ist das überhaupt möglich?«, fragte Lowen. »Die Entropie gilt doch auch hier draußen, oder? Die Naturgesetze sind doch nicht völlig aufgehoben.«
    Wilson streckte einen Arm aus. »Sie unterliegen einem Trugschluss. Nur weil ich wie ich ein Mensch aussehe, heißt das noch lange nicht, dass ich auch einer bin. Dieser Körper verfügt über mehr Genmaterial, das streng genommen nicht menschlich ist, als tatsächlich menschliches Genmaterial. Außerdem sind darin eine Menge Maschinen integriert. Mein Blut ist in Wirklichkeit ein Gewimmel aus Nanobots in einer Flüssigkeit. Ich bin letztlich genauso wie jeder andere KVA -Soldat ein genetisch modifizierter Cyborg.«
    »Aber Sie sind doch immer noch Sie , nicht wahr?«, fragte Lowen. »Sie sind immer noch dieselbe Person, die damals die Erde verlassen hat. Mit demselben Ich-Bewusstsein.«
    »Über diese Frage führen wir Soldaten gelegentlich Streitgespräche.« Wilson ließ den Arm wieder sinken. »Wenn wir in unseren neuen Körper transferiert werden, haben wir zumindest für einen Augenblick den Eindruck, uns gleichzeitig in zwei Körpern zu befinden. Es fühlt sich an, als würde die eigene Persönlichkeit übertragen werden. Aber ich glaube, es wäre genauso gut möglich, dass Erinnerungen in ein Gehirn transferiert werden, das speziell darauf vorbereitet wurde, worauf es nach dem Erwachen zu einem Übersprechen zwischen den beiden Gehirnen kommt, sodass man nur die Illusion eines Transfers hat, bevor das alte Gehirn den Geist aufgibt.«
    »Was bedeuten würde, dass Sie eigentlich tot sind«, sagte Lowen. »Zumindest Ihr wahres Ich. Und diese Version von Ihnen ist eine Fälschung.«
    »Richtig.« Wilson nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink. »Allerdings könnte die KVA Ihnen Messwerte und Diagramme zeigen, die beweisen, dass wirklich ein Bewusstseinstransfer stattfindet. Aber ich glaube, das Ganze ist eine Angelegenheit, die man letztlich nicht von außen messen kann. Ich muss mit der Möglichkeit leben, dass ich ein falscher Harry Wilson bin.«
    »Und das macht Ihnen keine Sorgen?«, fragte Lowen.
    »In metaphysischer Hinsicht schon. Aber im Alltag denke ich nicht viel darüber nach. Für mich persönlich fühlte es sich jedenfalls so an, als hätte ich bereits neunzig Jahre gelebt, und diese Version von mir ist gern am Leben. Also.«
    »Wow, dieses Gespräch ist in Regionen abgedriftet, mit denen ich niemals gerechnet hätte.«
    »Wenn Sie das bizarr finden, warten Sie ab, bis ich Ihnen ein bisschen mehr über die

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