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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Bourkou?«, fragte er.
    Bourkou drehte sich zu Wilson um, sah Lowen an seinem Arm und stürmte auf sie zu. »Dani, Dani, komm schnell! Es ist Cong!«
    »Was ist mit Cong?«, fragte Lowen, plötzlich gar nicht mehr so müde und lallend wie noch wenige Augenblicke zuvor. Das panische Verhalten ihres Kollegen dämpfte ihre Betrunkenheit. »Was ist los?«
    »Er atmet nicht mehr«, sagte Bourkou. »Er ist blau angelaufen und atmet nicht mehr.« Er griff nach Lowens Hand und zerrte sie durch den Korridor zu seiner Kabine. »Er atmet nicht mehr, und er lebt vielleicht nicht mehr.«
    »Mit ihm war alles in Ordnung, als er sich hingelegt hat«, sagte Bourkou. »Wir waren beide sehr müde, also gingen wir zur gleichen Zeit zu Bett. Dann fing er an zu schnarchen, worauf ich den Rauschgenerator eingeschaltet habe. Dann bin ich eingeschlafen. Als ich aufwachte, sagte ich, dass ich mir einen Tee holen werde und ob er auch einen möchte. Als er nicht antwortete, habe ich an seiner Schulter gerüttelt. Dann habe ich gesehen, dass seine Lippen blau waren.«
    Alle Beobachter befanden sich in der Krankenstation der Clarke , zusammen mit Wilson, Abumwe, Captain Coloma und Doktor Inge Stone, der Bordärztin der Clarke . Liu lag auf einer Liege.
    »Hat er noch irgendetwas gesagt, außer dass er müde war?«, wollte Stone von Bourkou wissen. »Hat er sich über Schmerzen oder sonstige Beschwerden beklagt?«
    Bourkou schüttelte den Kopf. »Ich kenne Cong schon seit vielen Jahren. Er war immer gesund. Das Schlimmste, was ihm jemals zugestoßen ist, war ein gebrochener Fuß, als er beim Überqueren einer Straße unter ein Motorrad geriet.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Franz Meyer. Nach Liu war er der höchstrangige Diplomat der Beobachtergruppe.
    »Schwer zu sagen«, antwortete Stone. »Es sieht fast nach einer Kohlenmonoxidvergiftung aus, aber das kann nicht sein, weil dann auch Mr. Bourkou betroffen wäre. Außerdem gibt es in der Nähe dieser Kabinen nichts, was Kohlenmonoxid erzeugen oder von sich geben könnte.«
    »Was ist mit dem Rauschgenerator?«, fragte Lowen. Jetzt war sie hellwach, dank einer Kombination aus Koffein, Ibuprofen und Aufregung. »Könnte er irgendwie dafür verantwortlich sein?«
    »Natürlich nicht«, sagte Meyer, fast in verächtlichem Tonfall. »Das Gerät hat keine beweglichen Teile außer den Lautsprechern. Es gibt nichts außer weißem Rauschen von sich.«
    »Wie sieht es mit Allergien oder anderen Empfindlichkeiten aus?«, fragte Stone.
    Diesmal schüttelte Meyer den Kopf. »Er war laktoseintolerant, aber das kann keine solchen Auswirkungen haben. Ansonsten war er gegen gar nichts allergisch. Es ist, wie Thierry gesagt hat. Er ist ein sehr gesunder Mann. Das heißt, er war es.«
    »Übersehen wir vielleicht irgendetwas?«, fragte Luiza Carvalho. Alle blickten sich zu ihr um. Es war das erste Mal, dass sie etwas sagte, seit sich die Gruppe in der Krankenstation versammelt hatte.
    »Was sollen wir übersehen haben?«, fragte Coloma.
    »Die Möglichkeit, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist«, sagte Carvalho. »Cong war kerngesund und hatte bislang keine Probleme.«
    »Bei allem Respekt, Ms. Carvalho, aber das dürfte für eine Erklärung viel zu weit hergeholt sein«, sagte Stone. »Es ist viel plausibler, dass Mr. Liu einer bislang nicht diagnostizierten Beschwerde zum Opfer fiel. Das ist keineswegs ungewöhnlich, vor allem bei Leuten, die oberflächlich gesund wirken. Der Mangel an offensichtlichen Gesundheitsproblemen bedeutet, dass sie nicht so oft zum Arzt gehen, wie es andere tun. So können sich bei ihnen unauffällige Krankheiten entwickeln.«
    »Ich verstehe, dass die einfachste Erklärung für gewöhnlich die richtige ist«, sagte Carvalho. »Selbstverständlich. Aber ich weiß auch, dass Giftmorde in meiner Heimat Brasilien zurzeit ein großes Comeback erleben. Letztes Jahr wurde ein Senator aus Mato Grosso mit Arsen getötet.«
    »Ein politischer Mordanschlag?«, fragte Abumwe.
    »Nein«, antwortete Carvalho. »Er wurde von seiner Ehefrau vergiftet, weil er mit einer seiner Assistentinnen geschlafen hat.«
    »Auch wenn es taktlos klingt, aber können wir ausschließen, dass hier ein ähnlicher Fall vorliegt?«, fragte Abumwe.
    Meyer blickte sich zu seinen Kollegen um. »Ich halte es für ziemlich sicher, dass niemand von uns mit Cong geschlafen hat«, sagte er zu Abumwe. »Genauso gehe ich davon aus, dass keiner von uns sich aus professionellen Gründen seinen Tod wünscht.

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