Die letzte Eskorte: Roman
Tier auf dem Kopfsteinpflaster. Noch zweimal schlug Hawthorne zu, dann lag der Hund reglos da.
»Er hat mich gebissen!«, kreischte der beleibte Mann. »Er hat mich gebissen!« Verzweifelt zog er an seiner Hose und drehte mühsam den Kopf nach hinten, um nachzusehen, was die Zähne des Hundes angerichtet hatten. »Mein Gott, das Vieh hat mich erwischt!«
Griffiths eilte herbei, und zusammen mit Hawthorne zogen sie dem Unglücksraben auf offener Straße die Hose bis auf die Knöchel, während sich die Crew der Themis und die Stadtbewohner um die drei scharten.
»Nur ein Kratzer«, verkündete Griffiths, der das rundliche Gesäß des Mannes betrachtete. »Die Zähne haben die Haut nicht durchdrungen.« Er wandte sich an eine Gruppe Einheimische. »Gibt es hier einen Hufschmied?«, fragte er.
»Ich hole ihn, Sir«, erbot sich ein junger Bursche und rannte los.
Der korpulente Mann war auffallend blass geworden, worauf Griffiths ihn aufforderte, sich hinzusetzen. Der Hund zog ebenso viel Neugierde auf sich, doch die Leute wagten sich nicht nah an ihn heran, aus Angst, er könne vielleicht noch leben. Ein von Pockennarben gezeichneter Junge stupste das Tier mit einem Stock an, und das dunkle Fell gab unter der Stockspitze nach. Doch der Hund blieb reglos liegen.
Der Schmied eilte nun mit einer glühenden Zange in der Hand herbei. Die Menge teilte sich, um ihn zu dem Opfer des tollwütigen Hundes zu lassen.
»Wer ist hier der Arzt?«, fragte er.
»Ich«, kam es von Griffiths, und er nahm die dargebotene Zange.
Bei dem Anblick des Schmiedewerkzeugs kam wieder neues Leben in den dicken Mann, der sich auf Geheiß des Doktors inzwischen lang hingelegt hatte, da es ihm nicht besser ging. Nun wollte er aufstehen, doch Hawthorne und zwei Besatzungsmitglieder hielten ihn fest.
»Nicht bewegen!«, befahl Griffiths dem Mann, der ängstlich auf die Zange schielte und sich aus dem Griff der Männer zu lösen versuchte.
Ohne groß zu zielen, drückte der Doktor die glühend heiße Zange des Hufschmieds auf die Gesäßhälfte des Mannes. Ein Zischen und der Geruch von verbranntem Fleisch ließen die Menge erschrocken zurückweichen, einige hielten sich Mund und Nase zu.
»Fertig«, meinte Griffiths und reichte die Zange dem Schmied zurück. Dann wandte der Schiffsarzt sich an einige Leute, die er für die Freunde des dicken Mannes hielt. »Er soll so lange in einem Zuber mit kaltem Wasser untertauchen, wie er die Luft anhalten kann. Wiederholen Sie diese Prozedur, so oft es geht. Dann schlagen Sie ihn mit Handtüchern trocken. Ich denke, wir haben die Stelle noch rechtzeitig ausgebrannt. Er wird von der Tollwut verschont bleiben.«
Griffiths stemmte sich mithilfe des Gehstocks wieder auf die Beine. »Sollen wir dann weiter?«, fragte er etwas gereizt, da er seine körperliche Schwäche nicht verwinden konnte.
»Aber gern«, erwiderte Hayden.
Der Vorfall mochte dem Schiffsarzt ein wenig die Laune verdorben haben, die anderen Besatzungsmitglieder jedoch redeten von nichts anderem und schienen insgeheim ihren Spaß gehabt zu haben. Und während sie auf derselben Straße allmählich die Stadt hinter sich ließen, alberten einige Männer herum, stießen sich gegenseitig an und ahmten mit Rufen wie »Vorsicht, ein tollwütiger Hund!« den Schrecken der Stadtbewohner nach. So ging es eine Weile, bis sich der Scherz abgenutzt hatte.
Durch ein steinernes Tor in der Stadtmauer trat die Golfgesellschaft ins Freie und erreichte die Weide. Weiter hinten, in der Ecke eines weitläufigen Pferchs, konnte man die Ochsen sehen, die man aus Marokko geholt hatte, um die britische Flotte mit Fleisch zu versorgen. Einige Männer mit Hütehunden hatten sich bereit erklärt, auf die Tiere aufzupassen. Aus großen, rundlichen Augen verfolgten die trägen Tiere verdutzt, wie die Sportler samt Gefolge über die Weide schritten.
Hayden machte sich bewusst, dass das Golfspielen unter allen Betätigungen der Menschen schon ein recht eigenartiger Zeitvertreib war. Einige Männer aus der Besatzung taten sich an dem schweren spanischen Wein gütlich, den man billig bei den Kaufleuten in der Stadt erstehen konnte, und waren bereits nicht mehr ganz fest auf den Beinen. Zu dem leicht unsicheren Gang der Matrosen an Land mochte auch der Umstand beitragen, dass die Wochen auf einem schwankenden Schiff den Gleichgewichtssinn beeinträchtigten – ein Phänomen, das jedem Seefahrer vertraut war.
»Das erinnert mich ein bisschen an die Anlage in St. Andrews«,
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