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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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stellte Wickham fest, während er sich umschaute. »Haben Sie schon auf dem Old Course gespielt?«, wandte er sich an Saint-Denis.
    »Nur zweimal«, antwortete der Leutnant zu Wickhams Leidwesen, der gehofft hatte, wenigstens in diesem Punkt erfahrener zu sein.
    Worthing stellte sich in einem hellroten Mantel zur Schau, einem Kleidungsstück, das sich schon in der Vergangenheit Golfspieler zu eigen gemacht hatten, um Spaziergänger zu warnen, die sonst ahnungslos einem wahren Geschosshagel aus kleinen Bällen ausgesetzt gewesen wären. Doch der Mantel schien für einen kleineren Mann geschneidert worden zu sein, oder Worthing hatte ihn bereits vor etlichen Jahren erstanden, als er noch rank und schlank war. Denn nun spannte sich der Stoff eng um den Bauchansatz des Geistlichen und drückte ihm die Schultern zurück.
    Ein paar Schritte dahinter folgte Worthings Diener, ein besonders gläubiger Matrose, der von der Mannschaft den Spitznamen »trübseliger Johnny« erhalten hatte. Unter dem rechten Arm trug er mehrere Schläger unterschiedlicher Länge und diverse exotisch anmutende Instrumente, von denen einige eigens für die Heuernte oder vielleicht auch das Fleischerhandwerk entworfen zu sein schienen.
    Die Prozession hielt an einer Stelle, die die Kenner zur ersten Abschlagfläche erkoren hatten. Die übrigen Zuschauer warteten gespannt, und schauten einander amüsiert an.
    Saint-Denis griff derweil nach einem der Schläger und begutachtete ihn fachmännisch. Mit prüfendem Blick spähte er über die Länge des Schafts aus Eschenholz, umfasste dann den mit Schafshaut überzogenen Griff und ließ den Schläger leicht vor- und zurück pendeln.
    »Ein ganz ausgezeichneter Cleek«, hob er lobend hervor. »Wo lassen Sie sie anfertigen, Dr. Worthing?«
    »Bei Jarvis in Edinburgh«, erwiderte der Reverend, vielleicht in einem etwas abwehrenden Tonfall.
    »Jarvis? Habe ich noch nie gehört.«
    »Er mag nicht so bekannt sein wie andere Hersteller, macht aber exzellente Arbeit und hat mir einige Schläger nach meinen Entwürfen angefertigt.«
    Saint-Denis nahm den Schläger langsam bis auf Taillenhöhe zurück und holte dann zu einem kraftvollen Schlag aus. Der Schläger streifte die Grasnarbe und sauste mit einem eindrucksvollen Rauschen sichelartig durch die Luft.
    »Aha, verstehe. Mir sind nicht alle Schlägertypen bekannt.«
    »Diesen nenne ich Mishleek «, sagte der Geistliche stolz und reichte dem Leutnant einen Gegenstand, den Hayden für eine kleine Gartenhacke gehalten hätte, die in einem seltsamen Winkel von dem hölzernen Schaft abstand. »Wenn Sie auf Sand oder weichem Untergrund schlagen wollen.«
    Saint-Denis testete auch diesen Schläger. »Natürlich, man spürt gleich, was er kann.«
    Worthing zauberte einen weiteren Schläger aus seinem Sortiment hervor. »Hier ein Schläger, wenn Sie aus einem Graben schlagen müssen.«
    Saint-Denis lächelte, als er den Schläger entgegennahm und den Mishleek zurückgab. »So einen habe ich oft vermisst.« Er wandte sich dem jungen Wickham zu, den er in diesem Spiel unter Gentlemen als eifrigen Schüler betrachtete. »Sehen Sie das, Wickham? Für Gräben, in denen vielleicht etwas Wasser steht. Ein Globmudge«, sagte er in einem Ton der Bewunderung. »Ich hatte mal einen Schläger für schlammigen Untergrund, kam aber nie damit zurecht.«
    »Oh, gewiss, die Schlammschläger waren schlecht gemacht und taugten nichts. Sie werden feststellen, wie hervorragend sich der Globmudge für Gräben eignet. Schon oft schauten mir Männer bei komplizierten Schlägen auf matschigem Untergrund zu und eilten dann schnurstracks zu Jarvis, um sich auch so einen Schläger anfertigen zu lassen. Ich hoffe, wir finden auch hier einen Graben, wo ich die Qualitäten meines Globmudge demonstrieren kann.«
    »Das hoffe ich auch. Sie haben drei Putter?«
    »Ja, mit weniger kommt man nicht aus. Gott allein weiß, wie sehr ich mich schon abgemüht habe. Aber da wäre noch dies«, sagte er und präsentierte einen weiteren Schläger aus der Sammlung. »Ich habe noch keinen Namen dafür und nenne ihn bisher den New-Cleek . Vielleicht fällt mir noch etwas Besseres ein.«
    »Für heute sollten wir uns vornehmen, einen schönen Namen für Ihren New-Cleek zu finden«, sagte Saint-Denis, nahm den Schläger und testete ihn. »Für langes Gras?«
    »Nein ...«
    »Schlammlöcher?«
    »Aber keineswegs. Damit schlägt man den Ball aus Schafdung, ohne sich die Kleidung schmutzig zu machen. Sie werden sehen, kaum

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