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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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schaute der Bootsmann immer wieder verstohlen in Haydens Richtung, um herauszufinden, wie es um seinen Kapitän stand.
    Wie von Hayden bereits befürchtet, hatte Hood ihn nicht zum Vollkapitän ernannt. Haydens Enttäuschung war groß, und er schalt sich nun selbst für die Hoffnungen, die er sich gemacht hatte. Gerade er hätte es besser wissen müssen. Dabei hatte der Admiral ihn bevorzugt behandelt! Hatte ihm sogar eine große Zukunft vorausgesagt. Dennoch hatte er ihm die ersehnte Stellung nicht angeboten, obwohl er sich freundschaftlich mit Haydens Vater verbunden fühlte und Haydens Mutter bewunderte. Lord Hood hätte die Befugnis gehabt, Hayden zu befördern.
    Mit einem Mal fragte er sich, ob der Admiral plötzlich Bedenken gehabt hatte, dem Sohn eines alten Freundes einen Posten anzubieten. Zumal er, Hood, kurz zuvor so deutlich auf jene Angewohnheit geschimpft hatte, sich ein Offizierspatent zu erkaufen. Aus Haydens Sicht wahrlich ein unpassender Augenblick für ein schlechtes Gewissen.
    Andererseits hatte Hood ihm noch etwas mit auf den Weg gegeben, und obwohl den Worten etwas Phrasenhaftes anhaftete, war Hayden von der Aufrichtigkeit des Admirals überzeugt. Die Vorstellung, sein Vater sei stolz auf ihn, berührte Hayden mehr, als er zugeben wollte. Tatsächlich war er tief bewegt. Und todtraurig zugleich.
    Auf der gesamten Strecke zum Ufer bemühte er sich dann, seine Gefühle in den Griff zu bekommen, um sich nicht bis auf die Knochen zu blamieren.
    An Land fragte er gleich nach Moore und wurde in Richtung Turm geschickt, wo er den Oberst auf dem Verteidigungswall fand. Vor ihnen erstreckte sich die Bucht in einem unvergleichlichen Blauton. Die in der Ferne liegenden Höhenzüge waren in zarte Schleier gehüllt. Über den Bergen hingen schaumweiße Wolken, die langsam über das Mittelmeer zogen.
    »Kapitän Hayden«, sagte Moore und schien froh zu sein, ihn wiederzusehen. »Wie ich hörte, geht es für uns in Bastia weiter.«
    »Für Sie vielleicht, Oberst, aber ich muss zurück nach England.«
    »England! Sind Sie nicht erst vor Kurzem im Mittelmeer eingetroffen?«
    »Ja, aber die Entscheidungen der Admiralität entziehen sich bisweilen dem Verständnis der Sterblichen.«
    Moore sah wirklich enttäuscht aus. »Ich hatte gehofft, wir würden diese Aufgabe gemeinsam zu Ende bringen.«
    »Das hatte ich auch gehofft.« Hayden zuckte mit den Schultern. »Doch ich habe gehört, dass Nelson recht geschickt ist im Anlegen von Geschützbatterien.«
    »Zweifellos. Er ist ein ausgezeichneter Offizier.«
    Beide Männer schwiegen eine Weile, und Hayden wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ist General Paoli in der Nähe?«, erkundigte er sich dann.
    »Ich glaube, er hat sich nach Oletta zurückgezogen.«
    »Aha. Könnten Sie ihm in meinem Namen Lebewohl sagen? Und bitte sagen Sie ihm, dass ich ihm und seinem Volk das Beste wünsche.«
    »Gerne, Kapitän, es ist mir eine Ehre.«
    »Nun, Moore«, sagte Hayden, »es mag sein, dass das, was wir hier erreicht haben, in den Annalen des Krieges unbedeutend erscheint, aber ich bin dennoch stolz auf uns. Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.«
    Moore nickte, wich jedoch Haydens Blick aus. »Es war auch mir eine Ehre.« Er hielt inne. »Da mir der Blick in die Zukunft verwehrt ist, kann ich nicht sagen, ob wir uns noch einmal begegnen werden, aber ich würde es mir wünschen.«
    »Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir eines Tages unsere Frauen miteinander bekannt machen und unsere Kinder mit der Heldentat langweilen, dass wir die Franzosen aus Korsika vertrieben haben.«
    Moore war um ein Lächeln bemüht. »Ja, das wollen wir hoffen. Nehmen Sie meine Hand, Hayden. Ich wünsche Ihnen gute Winde und eine ruhige See.«
    »Und ich Ihnen Erfolg bei all Ihren Unternehmen, Oberst«, erwiderte Hayden.
    Die beiden Offiziere schüttelten einander die Hand, worauf sich Hayden auf den Weg zur Küste machte. Unten angekommen, stapfte er eine Weile über den Strand zu der Stelle, wo Childers in dem Beiboot auf ihn wartete. Schließlich blieb er stehen und drehte sich zu dem Turm um, hinter dem sich die Berge Korsikas erhoben, teils in Wolken gehüllt, teils vom Sonnenlicht betont.
    Oben auf der Festungsmauer sah er die Silhouette von John Moore. Der Oberst blickte durch sein Fernrohr auf die Festung von San Fiorenzo und hinauf in die Berge, gewiss auf der Suche nach dem geeigneten Weg, der ihn nach Bastia bringen würde.

K APITEL ZWANZIG
    Gould stand

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