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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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interessiert mich nicht. Ich habe lediglich den Auftrag, Madam Bourdage und ihre Tochter zu suchen. Wenn ich die beiden ausfindig mache und beweisen kann, dass sie allein für diesen Betrug verantwortlich sind, dann wären Sie entlastet. Das würde Ihnen bei der Angelegenheit mit Mr Harris und den sechshundert Pfund sicherlich hilfreich sein. Also, wann haben Sie Madam Bourdage und ihre Tochter zum ersten Mal gesehen?«
    Diesem Gespräch – oder war es schon ein Verhör? – wohnte eine gewisse Unausweichlichkeit inne. Hayden war ein wenig ermutigt, als er erkannte, dass seinem Prisenagenten ernsthaft daran gelegen war, das Geld zurückzubekommen. Denn nach Haydens Einschätzung deutete das darauf hin, dass Mr Harris sich wenig Hoffnungen machte, einen Prozess gegen Hayden zu gewinnen. Daher holte Hayden tief Luft und ließ einen leicht theatralischen Seufzer folgen.
    »Ich war gerade von einer Unterredung mit Admiral Lord Hood von der Victory zurückgekehrt, als ich die Bekanntschaft mit Prinzessin Marie machte, die vor den Jakobinern floh.«
    »Pardon, wen trafen Sie?«
    »Nicht so wichtig. Madame Bourdage und ihre Tochter hielten sich inmitten der Flüchtlinge aus Toulon auf dem Deck auf. Sie müssen wohl gehört haben, wie ich Französisch sprach und Prinzessin Marie versprach, sie zu retten.« Seine Stimme klang belegt. »Sie müssen sofort gewusst haben, was für ein Mensch ich bin.«

K APITEL EINUNDZWANZIG
    Percival Archer, Kronanwalt, – besagter Bruder von Leutnant Archer – hatte bereits im Verlauf des letzten Kriegsgerichts viele Offiziere der Themis beraten. Nun hörte er sich Haydens Bericht zu Ende an, mit der Gleichgültigkeit eines Richters, der einen Mann zum Tode verurteilt. Während der ganzen Zeit nahm Hayden nicht ein einziges Mal irgendeine Veränderung in der neutralen Miene des Mannes wahr. Schließlich bedachte der Anwalt Hayden mit einem anklagenden Blick. In der nachfolgenden, drückenden Stille kam sich Hayden wie ein Narr vor.
    »Ihnen ist sicher bewusst, Kapitän Hayden, dass ich kein Solicitor bin, der nur vor niederen Gerichten plädieren darf, und meine Meinung in dieser Angelegenheit womöglich wenig maßgeblich ist?«
    »Ich vertraue voll und ganz Ihrem Urteilsvermögen.«
    Der Anwalt atmete ein und schien die Luft herunterzuschlucken. »Ihr Prisenagent, Mr Reginald Harris, wurde Opfer eines Betruges«, begann Archer, »und verstieß gegen seine eigenen Prinzipien, indem er eine Summe auszahlte, die er noch gar nicht vom Prisengericht erhalten hatte. Ich bin daher davon überzeugt, dass kein Gericht Ihnen die Schuld für dieses Fehlverhalten geben wird. Als Erstes sollten Sie noch an diesem Morgen sowohl Ihren Prisenagenten als auch das Prisengericht davon in Kenntnis setzen, dass dieser Gentleman nicht mehr länger Ihre Interessen vertritt und nicht das Recht hat, Gelder zu Ihren Gunsten einzufordern. Dies machen Sie bitte schriftlich. Ein solches Vorgehen ist gerechtfertigt, da Mr Harris törichterweise ohne Ihre Genehmigung völlig fremden Menschen eine Summe auszahlte, die Ihnen zusteht. Was nun die Schulden von Madam – wie war noch gleich ihr Name?«
    »Bourdage.«
    »Was also die Schulden von Madam Bourdage und ihrer Tochter betrifft – so wissen wir noch nicht, wie hoch sie sich belaufen. Es ist durchaus denkbar, dass die Damen hohe Schulden haben, die noch gar nicht alle ans Licht gekommen sind. Sie müssen Anzeigen in der Times und dem Chronicle aufgeben und Kaufleute und Ladeninhaber warnen, dass Mademoiselle Bourdage nicht Ihre Frau ist und dass Sie keine Schulden anerkennen und bezahlen werden, die Mademoiselle oder ihre Mutter angehäuft haben. Ich werde Ihnen bei der Formulierung behilflich sein. Ich fürchte allerdings, dass Sie mehr als einmal vor Gericht erscheinen müssen, sofern die geschädigten Kaufleute oder Wirtsleute, die dem Charme dieser beiden Damen zum Opfer gefallen sind, einen Prozess anstreben.«
    »Ich wurde zweifellos getäuscht.«
    »Im Übrigen auch ein angesehener Gentleman wie Sir Gilbert Elliot, wenn Sie das ein wenig beruhigt.« Der Anwalt blickte säuerlich drein. »Ich denke, dass Sie diese Prozesse gewinnen könnten, aber ich fürchte, Ihre Gerichtskosten sind beträchtlich, wenn mehrere Kaufleute Forderungen stellen.«
    »Ich gebe das Geld lieber Ihnen, anstatt die Schulden dieser beiden Frauen zu begleichen – auch wenn ich Mitleid mit den Geschädigten habe, zu denen ich mich selbst rechne.«
    »Die Situation, in der Sie sich

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