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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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viel größer war als die Kabine gegenüber von der Messe, und fühlte sich auf eigenartige Weise von allen anderen abgesondert.
    »Du hast es ja so gewollt«, murmelte er vor sich hin, streifte seinen Mantel ab und hängte ihn über die Stuhllehne. Das Schiff krängte nur leicht im schwachen Wind und meisterte die Wellen, die sich bei der einsetzenden Flut und dem ablandigen Wind bildeten.
    Der Marinesoldat vor der Kajüte ließ nun Haydens Diener herein, worauf Hayden Kaffee bestellte.
    Der Seesoldat führte die Faust zur Stirn und räusperte sich, als der Diener hinausging. »Einer der Männer bat mich, Ihnen das hier zu übergeben, Sir«, sagte er und hielt Hayden ein feuchtes Stück Papier hin. »Er fand es an Deck, Sir.«
    Hayden nahm das Papier und hielt es gegen das Licht. Die Tinte war verlaufen, die Zeilen eines Briefs nur noch an wenigen Stellen lesbar.
    ... se Schulden, die sich entgegen meines ausdrücklichen Wunsches angesammelt haben, werden uns nicht zur Ehre ...
    Und schließlich, weiter unten: ... musst du deinen eigenen Weg ge ...
    Hayden gab es auf, weitere Passagen zu entziffern, und rief nach Saint-Denis. Augenblicke später erschien der Leutnant unter Deck, mit geröteten Wangen, zweifellos vom Trinken.
    »Sie wünschen mich zu sprechen, Sir?«
    Hayden hielt den aufgeweichten Brief hoch. »Dies hier wurde an Deck gefunden. Ich fragte mich gleich, ob das Schreiben Ihnen gehört?«
    Saint-Denis nahm den Brief entgegen, warf einen Blick darauf, faltete ihn schnell zusammen und hielt ihn dann hinter seinem Rücken verborgen. »Also weiß jetzt jeder hier an Bord, was darin steht?«
    Hayden verneinte mit einem Kopfschütteln. »Der Mann, der den Brief fand, kann nicht lesen und brachte ihn deshalb zu mir. Außerdem ist die Tinte zerlaufen.«
    Keiner der beiden wusste so recht, was er sagen sollte.
    Saint-Denis sah aus wie jemand, dem man soeben den Tod der Ehefrau mitgeteilt hatte. »Dann also kein Flaggschiff, wie es aussieht«, sagte er und war um etwas Selbstironie bemüht.
    Hayden zuckte mit den Schultern, weil er sich unschlüssig war, was er darauf antworten sollte.
    Saint-Denis nickte unbestimmt in eine Richtung – vermutlich meinte er das Schiff. »Nur das hier.«
    »Man kann es schaffen, sich auch ohne Beziehungen in der Hierarchie der Navy nach oben zu arbeiten.«
    »Wie Sie es uns vorgemacht haben?«
    Die unterschwellige Beleidigung in dieser Frage versuchte Hayden zu überhören. »Ich gebe zu, dass dies nicht der schnellste Weg ist, aber es ist dennoch möglich – jedenfalls für einen kompetenten Offizier, der sich durch Taten auszeichnet.«
    »Gut zu hören, dass es nicht hoffnungslos ist. Wäre das dann alles, Kapitän?«
    »Eins noch, Leutnant.« Hayden suchte nach den richtigen Worten. »Wenn ich Ihnen einen Befehl gebe, dann möchte ich nicht, dass Sie diese Pflicht Mr Archer auferlegen. Sie haben den Befehl auszuführen. Haben Sie das verstanden?«
    Saint-Denis sah ihn mit kaum verhohlenem Groll an. »Ich bin hier der Erste Offizier an Bord. Erwarten Sie etwa von mir, dass ich aufentere und die Segel berge?«
    Hayden machte seinem Zorn Luft. »Sie wissen genau, worauf ich hinauswill. Wenn Sie sich den Pflichten eines Ersten Leutnants nicht gewachsen fühlen, dann teilen Sie mir das bitte mit. Ich bin sicher, dass Mr Archer meinen Ansprüchen gerecht wird.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und schaute zur Seite. »Das wird nicht nötig sein.«
    »Da uns ein Leutnant fehlt, muss ich Sie bitten, eine Wache zu übernehmen. Wickham wird zum stellvertretenden Dritten ernannt, bis ein neuer Offizier an Bord kommt. Das wäre dann alles.«
    Steif verließ Saint-Denis die Kajüte. Seine Schritte hallten noch durch die offene Tür, als er die Stufen nach unten nahm, einmal stehen blieb und schließlich weiterging.
    Der Diener servierte nun den Kaffee, und als der stellvertretende Kapitän die Tasse zum Mund führte, zitterte seine Hand vor Zorn.
    »Schick Mr Wickham zu mir«, ließ er seinen Diener wissen. Zumindest für einen an Bord hatte er gute Nachrichten.
    Der starke, dampfende Kaffee hatte die Wirkung eines Elixiers. Allein durch den angenehmen Duft hellte sich Haydens Stimmung auf, und er bekam eine andere Sicht auf die Dinge. Als Wickham schließlich eintraf, bot Hayden ihm eine Tasse an.
    »Vielen Dank, Sir.« Erwartungsvoll nahm der Junge Platz, da er sich nicht recht erklären konnte, warum der Kapitän ihn in die Kajüte bestellt hatte. Der Kontrast zwischen diesem jungen

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