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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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sprechen.« Den Übrigen nickte er zu. »Halten Sie stets Ausschau nach meinen Signalen. Befolgen Sie sie, ohne zu zögern. So Gott will, werden wir Gibraltar in vierzehn Tagen erreichen.«
    Die Schuhabsätze klackten auf den Dielenbrettern, als die Kapitäne hinausgingen, wobei jeder höflich darauf bedacht war, dem anderen den Vortritt zu lassen. Pool schaute ihnen mit nachdenklicher Miene nach. Mit seiner Größe von knapp 1,80 konnte er aufrecht unter den breiteren Decksbalken stehen – Hayden dagegen konnte bloß zwischen den Balken stehen. Frauen würden Pool für einen gut aussehenden Mann halten, dachte Hayden. Er hatte dunkles Haar, braune Augen, ein ansprechendes Gesicht, das jedoch Spuren der Blattern aufwies. Mit seiner ganzen Haltung und seinen Bewegungen nahm Pool den Raum für sich ein. Mit diesem Mann war nicht zu spaßen, so viel stand fest.
    »Ich möchte offen zu Ihnen sprechen, Hayden. Ich hätte lieber einen Vollkapitän als Kommandanten für Ihre Fregatte. Ich weiß, dass Sie Harts Erster Leutnant waren, aber ich erwarte, dass Sie Ihre Position im Konvoi einnehmen und nicht vor feindlichen Schiffen zurückschrecken, ganz gleich, mit welcher Klasse oder mit wie viel Geschützen Sie es zu tun haben. Haben Sie verstanden?«
    Hayden spürte deutlich, wie seine Ohren und sein Hals plötzlich von Hitze durchströmt wurden. »Vollkommen, Sir. Aber lassen Sie mich anmerken, dass ich nur für wenige Wochen Harts Leutnant war. Davor diente ich Kapitän Bourne als Erster Leutnant, und er würde Ihnen versichern, dass ich keine Angst habe, auf feindliche Schiffe zu stoßen, und dass es mir auch nicht an Kompetenz mangelt, mein eigenes Schiff zu führen.«
    Die nicht zu übersehende Entrüstung auf Pools Miene verriet Hayden, dass er mehr gesagt hatte, als ihm eigentlich zustand.
    »Hatte ich Sie nach Ihren ganzen Dienstjahren gefragt, Hayden?«
    »Haben Sie nicht, Sir.«
    »Nein, in der Tat. Aber ich frage Sie, warum Bourne, ein Kapitän, der vom Alter her über mir in der Liste geführt wird, nur das Kommando über eine Fregatte hat? Warum hat man ihm nie einen Vierundsiebziger oder gar ein Flaggschiff gegeben?«
    »Er hat Angebote dieser Art ausgeschlagen, Sir«, erwiderte Hayden und eilte dadurch seinem Freund zu Hilfe. »Der Erste Lord weiß, dass er zum Kommandanten einer Fregatte geboren wurde. Der Tag, an dem Kapitän Bourne seine Flagge erhält, wird ein großer Verlust für die Navy sein – obwohl er einen feinen Admiral abgeben wird, da bin ich mir sicher.«
    »Er wird nie seine eigene Flagge setzen, glauben Sie mir, Hayden.« Pools Stimme und Gestus änderten sich nur wenig, doch die unterschwellige Entrüstung wich etwas anderem – fester Überzeugung und einem Anflug von Besorgnis. »Wenn Bourne eines Tages die Fregatten verlässt, wird dies das Ende seiner aktiven Dienstzeit sein. Männern wie Bourne mangelt es an Einblick in die inneren Vorgänge der Navy. Törichterweise hat er sich selbst zu einer kurzen Karriere verdammt, da er nie unter Beweis gestellt hat, dass er zu größeren Taten fähig ist.« Fast enttäuscht schüttelte Pool den Kopf. »Allerdings muss ich Bourne seine offen zur Schau gestellte Kühnheit zugestehen, und so hoffe ich, dass Sie sich in dieser Hinsicht ein Beispiel an ihm nehmen.«
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen, Kapitän.«
    »Dann begeben Sie sich auf Ihr Schiff«, erwiderte Pool nicht unfreundlich. »Wir segeln in Kürze.«
    An Deck stieß Hayden auf Jones, der an der Reling lehnte. Als er Hayden sah, kam er sofort zu ihm. »Wie es scheint, Kapitän Hayden«, begann Jones, »hat man mir ein Schiff überantwortet, das eigentlich Ihnen zugedacht war. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass Sie sehr gekränkt sein würden, aber jetzt hat man Ihnen ja eine Fregatte gegeben. Meinen Glückwunsch!«
    »Ich werde die Themis zu Lord Hood bringen, der dann einen Vollkapitän bestimmen wird. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich mache Ihnen keine Vorwürfe, da es stets die Entscheidungen der Admiräle und höheren Beamten sind.«
    »Das ist sehr anständig von Ihnen.« Jones überlegte. »Sind Sie schon einmal im Konvoi gefahren?«
    »Öfter, als mir lieb war. Und Sie?«
    »Ein oder zweimal in der Nordsee. Ziemlich langweilige Angelegenheit zumeist. Ich schätze, hier wird es nicht anders werden – abgesehen vom Wetter vielleicht.«
    »Ich denke, dass sich jeder von uns in diesem Fall Langeweile wünschen würde.«
    »Sicher nicht alle, Kapitän

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