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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Flaschenzug angehoben, über dem Deck pendelte, nur unzureichend kontrolliert von Männern, die selbst kaum Halt an Deck fanden. Die erfahreneren Matrosen waren derweil in den Rahen, refften die Segel und verfolgten die Stümperei unten mit kaum verhohlenem Spaß.
    Griffiths schwieg einen Moment lang und schien dann eine Entscheidung gefällt zu haben. »Ich muss Ihnen sagen, Kapitän, heute früh hatte ich diesen Kleriker unten bei mir im Lazarett. Ariss war nur einen kurzen Augenblick weg, da stahl sich der Mann hinein. Woher er wusste, dass die Gelegenheit günstig war, vermag ich auch nicht zu sagen.«
    »War es Worthing? Ich habe ihm doch verboten, ins Lazarett zu gehen.«
    »Er muss wohl gehört haben, dass McKee – von der Agnus – wahrscheinlich sterben werde, und daher schlich er sich herein, um dem Kranken die letzte Ölung zu geben. Der arme McKee wollte davon nichts wissen, er war regelrecht entsetzt, doch dann verschied er keine zwei Stunden später. Die Nachricht breitete sich im unteren Deck wie die Schwindsucht aus: Der Geistliche war im Lazarett und kurz darauf verstarb ein Mann! Wer wird jetzt noch mit seiner Krankheit zu mir kommen? Hat dieser Worthing gar nicht begriffen, was für ein Unheil er damit anrichtet?«
    »Doch, er wird es gewusst haben. Es wurde ihm ausdrücklich erläutert.« Hayden nahm den Hut vom Kopf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Und was ist mit diesem McKee? Wissen Sie schon, woran er genau starb?«
    Der Doktor schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Hoffen wir, dass ich die Antwort nicht an Bord der Agnus finde.«
    Derweil suchte Childers bei der Reling die Männer für das Boot aus. Hayden winkte ihm und rief: »Die See steigt, Childers. Keine Anfänger an die Riemen.«
    »Aye, Sir.«
    »Wenn Sie Bedenken haben zurückzukommen, dann bleiben Sie auf der Agnus . McIntosh wird Sie dann im Laufe des Tages zurückbringen.«
    Childers führte die Faust zur Stirn.
    In diesem Moment tauchte Gould neben Hayden auf. »Entschuldigen Sie, Kapitän. Kommt für gewöhnlich nicht ein Midshipman mit ins Boot?«
    »Ich schicke Madison.«
    Gould blickte sehr ernst drein, als er fragte: »Könnte ich an seiner statt gehen? Ich habe ihn schon gefragt, und er hat nichts dagegen. Er hat es auch schon selbst vorgeschlagen.«
    Jungen waren stets auf etwas aus, das einem Abenteuer nahe kam. »Also gut, gehen Sie.«
    Hayden warf einen kurzen Blick auf Childers, der die Unterhaltung verfolgt hatte und nun nickte. Er würde schon dafür sorgen, dass dem Jungen nichts geschah.
    Das Boot wurde schließlich ohne nennenswerten Schaden zu Wasser gelassen, worauf der Doktor rasch zu McIntoshs Schoner gerudert wurde. Griffiths und die Rudergasten wurden an Bord geholt. Die Agnus war kaum eine halbe Meile fort, da erstarb der Wind.
    »Geht das schon wieder los«, hörte man von Barthe. »Verdammter, elender Südwest!«
    »Ich fürchte, Sie haben recht, Mr Barthe. Zumindest während der Nacht haben wir es etwas westwärts geschafft. Unser Kurs wird nicht so schlecht sein.«
    Barthe deutete vage auf die Schiffe des Konvois. »Mit diesen Kähnen im Schlepptau können wir zum Abendessen beidrehen, Kapitän Hayden. Sie werden es schon sehen.«
    Gibraltar war noch nie so weit weg gewesen wie in diesem Augenblick.
    Hayden schlenderte über Deck und überlegte, was er mit Worthing machen sollte. Der Mann hatte ihm getrotzt und dadurch Hayden und Griffiths ein Problem beschert. Und während er so über Deck ging, nahm er jedes Detail an Bord in sich auf. Dies geschah nicht bewusst, es war vielmehr etwas, das er seit den Tagen eines Midshipman gelernt hatte. Die Kapitäne, unter denen er gedient hatte, hatten ihm beigebracht, dass nur die aufmerksamen Kommandanten ihren Offizieren hohe Standards beibrachten.
    Auf dem Vordeck sah er einige Männer, die Tauwerk aufschossen – eine simple Aufgabe, die eigentlicher jeder Anfänger bewältigen konnte.
    »Dieses aufgeschossene Tauwerk nützt nichts!«, rief er ihnen zu. »Es muss locker laufen. Ihr gefährdet sowohl das Schiff als auch die Crew, wenn diese Fallen in einem Sturm versagen.« Hayden wendete den Blick von den erstaunten Männern, die noch nie direkt vom Kapitän ermahnt worden waren. »Tawney!«, rief Hayden einem der Männer der Vormarssegel zu, der gerade von einer Rah nach unten kletterte. »Zeigen Sie diesen Männern hier, wie man das Tauwerk richtig aufschießt.« Dann wandte er sich wieder den Männern zu. »Das

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