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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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hättet ihr schon während der ersten Tage lernen müssen. Ich erwarte mehr Einsatz.«
    Hayden wandte sich gerade zum Gehen, als einer der Männer murmelte: »... ter Papist.«
    Tawney war herbeigeeilt, und als Hayden herumfuhr, sah er, wie Tawney den Mann mit einem Schlag zu Boden streckte. Der Mann stürzte so hart auf die Planken, dass sein Kopf wie ein Ball hüpfte. Einen Moment lang bewegte sich niemand, der Mann auf dem Deck lag reglos da wie ein Toter. Doch dann stöhnte er und bewegte schwach die Glieder. Blut lief ihm aus der Nase und auf die dunklen Planken. Tawney war ganz bleich vor Zorn, erkannte dann aber, was er getan hatte.
    »Es – kam so über mich, Kapitän«, stammelte er dann. »Der Mann nannte sie einen ver ... Papisten, Sir ...« Offenbar wollte er noch mehr sagen, fand jedoch keine passenden Worte mehr.
    »Ja, und er wird dafür ausgepeitscht, aber es ist nicht Ihre Aufgabe, ihn zu bestrafen.«
    »Tut mir leid, Sir.«
    »Das sollte Ihnen auch leidtun. Und jetzt unter Deck mit Ihnen. Holen Sie eine Trage aus dem Lazarett und sagen Sie dem Profos, dass der Mann hier in Eisen gelegt wird, sobald Ariss nach ihm gesehen hat.«
    »Aye, Sir.« Der Toppgast wollte loslaufen.
    »Und, Tawney ...«
    »Aye, Sir?«
    »Kein Grog für drei Tage. Haben Sie verstanden?«
    »Aye, Sir. Danke, Sir.«
    Hayden hatte nicht die Absicht, einen Mann die Peitsche spüren zu lassen, der sich für ihn eingesetzt hatte, aber ungestraft durfte er den Toppgasten auch nicht davonkommen lassen. Eine Fehde innerhalb der Mannschaft war das Letzte, was er im Augenblick gebrauchen konnte.
    Alle an Deck standen wie angewurzelt da – vorsichtig abwartend und auch neugierig –, denn ein jeder schätzte nun ab, was dies für ihn selbst bedeuten mochte. Während Hayden über den Laufsteg nach achtern ging, lösten sich die Männer aus der Starre und machten sich mit neuem Schwung an die Arbeit. Einen zornigen Kapitän sollte man besser nicht provozieren.
    Auf dem Quarterdeck angekommen, sagte Hayden zu Madison: »Schicken Sie Dr. Worthing zu mir in meine Kajüte.«
    Hayden hatte die Tür hinter sich zugemacht, durchmaß den Raum und unterdrückte das Verlangen, vor Wut gegen einen der Decksbalken zu schlagen. Er war gerade im Begriff, noch jemanden loszuschicken, um Worthing aufzutreiben, als er draußen Schritte hörte.
    Hayden wies den Wachposten an, den Geistlichen hereinzulassen, und als Worthing dann eintrat, stand Hayden in der Mitte der Kajüte, die Arme vor der Brust verschränkt. Worthing, der sich offenbar kaum je auf die Stimmung der anderen einließ, warf nur einen Blick auf Hayden und blieb abrupt stehen.
    »Mir kam zu Ohren, dass Sie heute früh entgegen meiner Anordnung im Lazarett waren, und eben erst hat ein Mann an Deck mich einen Papisten genannt – nur wenige Schritte von mir entfernt!«, begann Hayden und verspürte nicht den Wunsch, höflich zu bleiben. »Begreifen Sie denn nicht, wozu es führt, wenn die Autorität des Kapitäns untergraben wird? Ich bin derjenige, der dieses Schiff vor großem Unheil bewahren kann. Meine Ausbildung und meine Erfahrung verhindern, dass dieses Schiff in einem Sturm untergeht oder von den Franzosen erobert wird. Erkennen Sie nicht, dass Sie sich selbst und jede andere Seele hier an Bord in größte Gefahr bringen, wenn Sie meine Autorität weiterhin untergraben? Ganz zu schweigen davon, dass Griffiths glaubt, an Bord mit einer ansteckenden Krankheit rechnen zu müssen. Und was tun Sie? Mit Ihrem Besuch im Lazarett haben Sie dafür gesorgt, dass nun kein Mann mehr freiwillig zum Doktor geht, es sei denn, er ist schon so krank, dass er es nicht mehr verheimlichen kann!«
    »Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen!«, erwiderte Worthing hochnäsig. »Sie sind nicht einmal ein richtiger Kapitän. Wollen Sie mich etwa beschuldigen ...«
    Doch Hayden wollte von alldem nichts hören und erhob die Stimme. »Lassen Sie sich von niemandem etwas sagen? Dies hier ist ein Kriegsschiff. Wir fahren durch die Biskaya – ein Meer, in dem es von Kaperfahrern und französischen Kriegsschiffen nur so wimmelt. Nicht einen Moment dulde ich Zwietracht innerhalb der Besatzung und werde auch nicht zulassen, dass irgendjemand Zwietracht sät. Sie, Sir, werden für den Rest der Fahrt in Ihrer Kabine bleiben. Vor Ihrer Tür wird ein Seesoldat postiert. Sie dürfen Ihre Kabine nur verlassen, wenn Sie essen oder zur Latrine müssen. Eine halbe Stunde pro Tag dürfen Sie frische Luft schnappen –

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