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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Wogenfront aus Südwest traf die Bordwand, und eine tintenschwarze Wassermasse ergoss sich über die Reling und durchnässte Karronaden und Crew.
    Die Themis fing sich, der Wind drückte sie nach unten, als die Wellen sie nach steuerbord trieben. Das Heck des französischen Linienschiffes lag dwars, aber bei diesem Schlingern konnten keine Geschütze abgefeuert werden. Ehe Hayden den Befehl geben konnte, rief Barthe bereits den Männern zu, die Schoten wegzufieren, worauf das Schiff langsam in die entgegengesetzte Richtung rollte.
    »Komm hoch, komm hoch, verdammt!«, grummelte Hayden. Barthe ließ das Kreuzschot fieren, sodass die Segel killten. Die Gaffel drohten die Wanten zu zerreißen und die Matrosen oben hinwegzufegen, doch dadurch gelang es dem Steuermann, den Bug ein wenig nach steuerbord zu bringen, und während das Schiff von einer Welle gehoben wurde, riss der Geschützführer der vorderen Karronade die Abzugsleine. Doch die Explosion blieb aus, da das Steinschloss zu nass geworden war. Andere Kanonen setzten in diesem Moment ein, einige auf dem Batteriedeck, andere auf dem Quarterdeck.
    Ein Geschosshagel traf das Heck des Franzosen. Auf diese kurze Distanz – gerade einmal fünfundzwanzig Yards – konnte Hayden hören, wie sich das Eisen in das Holz fraß. Die französische Mannschaft feuerte weiterhin die Heckgeschütze ab, kurz darauf erschienen Männer mit Musketen an der Reling. Haydens Seesoldaten erwiderten das Feuer, aber da war die Themis auch schon an dem Franzosen vorbeigezogen.
    »Sie geht auf Backbord, Sir!«, rief der Geschützführer.
    Hayden hatte dies im selben Augenblick bemerkt. »Lauf zurück zum Steuermann und sag ihm, dass wir sofort wenden müssen.«
    Der Mann verschwand im Eiltempo.
    Inzwischen war Madison vom Quarterdeck zurückgekehrt und wurde von Hayden gerufen. »Wir werden die Geschütze an Backbord abfeuern, Mr Madison. Laufen Sie hinunter ins Batteriedeck und sagen Sie das Mr Wickham.« Hayden wandte sich an den Bootsmann. »Mr Franks. Wir feuern die Backbordbatterie ab, sobald wir das Heck des Franzosen kreuzen.«
    Barthe stand derweil auf der Gangway und gab Order, die Vorsegelschoten dichtzuholen, um den Bug herumzubringen. Die Segel des Kreuzmasts luvten noch und würden dem Druck nicht lange standhalten, aber noch durften sie die Schoten nicht wegfieren, da sie nach steuerbord mussten.
    Der französische Zweidecker und die britische Fregatte trieben langsam in entgegengesetzter Richtung auseinander, der Franzose mit Kurs Backbord. Die Distanz war inzwischen größer geworden, da der Franzose den Wind hatte nutzen können, doch nach wie vor lagen die Schiffe zu dicht beieinander.
    Barthe kam keuchend über den Laufsteg. »Ich weiß nicht, ob wir über Stag gehen können, ohne dass wir uns den Klüverbaum abreißen«, rief der Master. Mit skeptischem Blick beobachtete er die langsame Kursänderung der Themis und die geringe Distanz zwischen der Spitze des Klüverbaums und dem Quarterdeck des Franzosen.
    »Die Alternative wäre, die volle Breitseite aus zwei gut bestückten Batteriedecks zu empfangen«, antwortete Hayden und ließ die Backbordseite des feindlichen Quarterdecks keinen Moment aus den Augen. »Da riskiere ich lieber den Klüverbaum.«
    Die Fregatte war wendiger als der Vierundsiebziger und brachte den Wind rascher an achtern. Eine Karronade auf dem Quarterdeck des Feindes feuerte, und die Kugel pfiff über Haydens Kopf hinweg und landete krachend zwischen den Laufstegen. Als ein Windstoß ihm das Gleichgewicht raubte, musste Hayden Halt an der Reling suchen. Das feindliche Schiff war im strömenden Regen kaum zu erkennen.
    »Wenn wir den Klüverbaum verlieren, Mr Barthe«, fragte Madison mit zittriger Stimme, »geht dann der Fockmast mit?«
    »Nicht solange der Wind von achtern bläst und wir die Marsstengen streichen – dann ist es zumindest unwahrscheinlich.«
    »Segel!«, rief ein Mann aus der Kuhl. »An Steuerbord! Hält auf uns zu ...!«
    Hayden wirbelte so schnell herum, dass er beinahe ausgerutscht wäre. Eine dunkle Masse brach durch die Regenfäden und war so nah, dass die Gischt des auf und ab wippenden Bugspriets über die Reling der Themis schwappte. Die nassen Männer der Geschützmannschaften standen wie angewurzelt bei ihren Kanonen.
    »Ruder hart steuerbord!«, gellte Haydens Stimme über das Deck.
    Die Themis vollführte ihre Wende weiter, wobei der Klüverbaum fast über das französische Schiff schabte. An Bord des Geisterschiffes, das

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