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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Brust.
    ***
    Dengler humpelte durch den Flur. Vor ihm wippte der Pferdeschwanz einer jungen Asiatin. Sie ging schneller als er. Sein Knie schmerzte. Er blieb stehen. Dann griff er zum Handy und wählte Dr. Lehmanns Nummer.
    »Dengler hier, Dr. Lehmann? Ja, ich bin noch im Haus. Im fünften Stock, genauer gesagt. Würden Sie bitte Professor Schulz fragen, ob Voss im fünften Stock irgendjemanden kennt? Ja, ich warte.«
    Kurz danach: »Sein Büro. Zimmer 547. Vielen Dank. Nein, ich weiß nicht, ob er hier ist. Ich melde mich.«
    Er ignorierte den stechenden Schmerz im Knie und ging weiter.
    ***
    In der Abstellkammer war es dunkel. Es roch nach Desinfektionsmitteln. Bernhard Voss’ Hand suchte in der Dunkelheit den Lichtschalter. Zögernd sprangen die Neonröhren an und erhellten einen kleinen Raum, rundherum Regale mit weißen und blauen Plastikkanistern, Eimern, Lappen und Schrubbern. In der Mitte stand ein kleiner Wagen mit Putzmitteln: einer jener Putzwagen, das wusste Voss, wie sie das Reinigungspersonal mit sich führte, wenn es die Labors und die Büros putzte.
    An einem Haken an der Tür hingen drei blaue Kittel. Er zögerte nur kurz, bevor er sich einen davon überzog. Dann öffnete er die Tür einen Spalt breit. Die koreanische Doktorandin war nicht mehr zu sehen. Dafür aber der Rücken des Privatdetektivs, den Lehmann angeheuert hatte. Der Mann humpelte drei Meter von ihm entfernt den Flur hinauf. Voss schloss die Tür und wartete. Nach einer Weile öffnete er sie erneut. Niemand zu sehen, den er kannte. Er holte tief Luft, zog den Putzwagen aus der Kammer und schob ihn in Richtung Aufzug.
    ***
    Der schwere schwarze Leitstellen-Kombi raste den Mehringdamm hinunter. Ein silberner Audi floh vor Blaulicht und Sirene auf den ausgetrockneten Mittelstreifen. Die anderen Wagen drückten sich rechts auf den Parkstreifen.
    Drinnen meldete Peter Dahlheimer: »Wir haben jetzt zwölf Streifenwagen. Weitere sind im Anflug. Ich dirigiere sie in einen Ring um die Charité.«
    »Gut«, sagte Finn Kommareck. »Sie sollen Sichtkontakt untereinander herstellen.«
    Sie betrachtete eine Luftbildaufnahme auf einem der Bildschirme des Leitwagens.
    »Im Westen grenzt die Charité direkt an das Bahngelände. Man kann zu Fuß von der Charité auf die Gleise gelangen,und dann ist man direkt am Hauptbahnhof. Weißt du, ob das Areal eingezäunt ist?«
    »Keine Ahnung«, sagte Schöttle.
    »Moment mal, soweit ich weiß, gibt’s da einen Bauzaun. Ich fahre mit der S-Bahn dort immer vorbei«, sagte Maria Marksteiner. »Aber da kommt man wohl drüber.«
    »Gib mir den SEK – Leiter. Der muss diesen Abschnitt dichtmachen.«
    »Sofort«, sagte Schöttle und schaltete das Mikrofon ein.
    ***
    Dengler trat ein, ohne anzuklopfen.
    Hinter dem Schreibtisch saß eine rothaarige attraktive Frau und telefonierte. Als sie Dengler sah, legte sie die rechte Hand auf den Hörer.
    »Wo ist Voss?«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    Dengler nickte.
    »Er ist den Flur zurückgelaufen.«
    »Was hat er hier gewollt?«
    »Ich weiß auch nicht. Doch. Er hat das Diensthandy mitgenommen, aber ich war nicht hier, als er es genommen hat.«
    »Die Nummer?«
    Sie kramte ein Papier hervor: »0173   /   99   11   010.«
    Dengler tippte die Nummer in sein iPhone ein und verließ das Büro. Er ging, so schnell er konnte, zurück zum Aufzug.
    ***
    »Wie heißen Sie?«, fragte Finn Kommareck.
    » OK Müller.«
    »Haben Sie die Flucht gemeldet?«
    »Noch nicht.«
    »Noch nicht?«
    »Was glauben Sie, was hier los ist? Wir suchen einen Flüchtigen!«
    Finn Kommareck schrie: »Sie haben die Flucht zu melden. Wenn die Justizbullen das nicht gemacht hätten, wüsste ich bis jetzt nicht, dass Voss hier lustig durch die Gegend läuft.«
    »Wir haben ihn eingekesselt.«
    »Endlich ’ne gute Nachricht. Wo ist er?«
    »Er ist in dem Gebäude Nummer 10. Mittendrin auf dem Gelände.«
    »Haben Sie Fühlung zum Flüchtigen?«
    »Nein. Er ist im Haus. Ich habe meine Leute vor allen Ausgängen postiert. Verstärkung ist angefordert. Ist in zwei, drei Minuten da. Dann durchkämmen wir die Bude.«
    »Wo ist Ihr Standort?«
    »Unmittelbar vor dem Gebäude 10.«
    »Sehen Sie das Bahngelände?«
    »Es ist in meinem Rücken.«
    »Sperren Sie es ab. Voss darf das Charité-Gelände nicht verlassen.«
    »Ich habe keine Leute. Die stehen drinnen vor den Türen zu den einzelnen Stockwerken.«
    »Sichern sie auch den Aufzug?«
    »Noch nicht. Ich hab bloß sechs Männer.«
    »Ziehen Sie sie ab

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