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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Schöttle.
    »Das wird Ihnen noch leidtun«, schnaubte Müller.
    Aber er griff nach der Dienstwaffe und reichte sie Schöttle.
    »Kommen Sie«, sagte er und fasste Müller am Arm.
    »Lassen Sie mich los.«
    Müller schüttelte Schöttles Hand ab und fixierte Kommareck.
    »Was werfen Sie mir vor?«
    »Strafvereitlung im Amt.«
    »Sie sind verrückt. Glauben Sie, Sie kommen damit durch?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Wir beide produzieren gerade die Aktennotiz, die nie wieder aus Ihrer Personalakte verschwinden wird.«
    »Kommen Sie«, sagte Schöttle und führte Müller zum Einsatzwagen.
    »Also.« Kommareck wandte sich an die beiden anderen uniformierten Polizisten. »Ihre Leute sichern den Zugang zu jedem Stockwerk und den Aufzug. Ich gehe mit meinen Leuten in den fünften Stock und hole Voss.«
    »Jawohl«, sagte der eine der Männer. »Verstanden!«, der andere.
    ***
    Dengler stand vor der Aufzugstür und hielt sich an dem Putzwagen fest. Er rieb sein Knie. Langsam ebbte der Schmerz ab. Er verfolgte die Fahrt des Aufzugs auf der Anzeige. Bei K1 hielt er an. Voss war im Keller. Dengler drückte auf den Ruftaster mit dem Pfeil nach unten und wartete.
    ***
    Voss trat vorsichtig aus dem Aufzug. Es war niemand zu sehen. Ein etwa drei Meter langer Flur führte geradeaus, dunkler Linoleumboden, unverputztes weißes Mauerwerk rechts und links, Neonröhren an einer Seite, trotzdem wirkte der Gang düster.
    Voss drückte die beiden Ordner fester an sich. Er musste sieverstecken. Aber er kannte sich hier unten nicht aus. Seit vierzehn Jahren arbeitete er an der Charité. Aber noch kein einziges Mal war er in dem weit verzweigten Untergrund unter dem Klinikum gewesen. Vorsichtig folgte er dem Gang.
    Nach dreißig Metern gelangte er in eine weiträumige Kellerhalle, weiß gekachelt. Silberfarbene Servicewagen aus Edelstahl, gefüllt mit benutzten Tabletts und Geschirr, standen herum. Die Luft roch abgestanden. Es war warm und stickig. Durch ein Fenster sah er eine Art Fließband, an dem Frauen standen, die Kopfsalat in kleine Schalen füllten. Zwei junge Asiaten in weißen Anzügen tauchten plötzlich auf. Sie zogen die Servicewagen durch eine Schwungtür. Voss drückte sich in den Schatten eines großen Müllcontainers, doch die Männer beachteten ihn nicht. Er wartete, die Zeit kam ihm endlos vor. Er wartete, bis sie verschwunden waren, dann ging er weiter.
    Der Gang wurde breiter. Neonröhren leuchteten nun von beiden Seiten. Große grüne Müllcontainer standen ohne erkennbare Ordnung herum. Voss beschleunigte seine Schritte. Er folgte dem Gang, an dessen rechter Wand eine Batterie von Stromkabeln auf dem Putz verlegt war. An der Decke hingen zwei große Aluminiumrohre und drei kleinere, mit silberner Folie umwickelte Rohre. Voss sah sich um und blieb stehen. Er zog das Handy aus der Tasche, schaltete es an und wählte eine Nummer.
    ***
    Dengler trat aus dem Aufzug und versuchte, sich zu orientieren. Wo konnte Voss sein? Dann hastete er den Gang entlang. Mit der rechten Hand drückte er immer wieder auf das schmerzende Knie.
    Zwei Männer kamen ihm entgegen. Sie schoben große vergitterte Wäschewagen, gefüllt mit gebrauchtem Bettzeug.
    »Haben Sie einen Mann in blauem Kittel …, äh, den Professor Voss gesehen?«, fragte er sie.
    »Den kennen wa nischt«, sagte einer von ihnen und schob seinen Wagen weiter, ohne anzuhalten.
    Dengler fluchte, dass er kein Foto von Voss dabeihatte.
    ***
    Finn Kommareck, Schöttle und Peter Dahlheimer drängten im fünften Stock aus dem Aufzug, kaum dass die Schiebetüren sich vollständig geöffnet hatten. Kommareck ging mit energischen Schritten voran, ihre beiden Assistenten folgten ihr mit gezogenen Waffen. Schöttle stieß die erste Tür auf der linken Seite auf. Ein junger Mann blickte von einem Mikroskop auf.
    »Polizei! Bleiben Sie sitzen.«
    Schöttle öffnete zwei Schränke.
    Nichts.
    Dahlheimer riss die zweite Tür auf. Es war eine Teeküche. Drei junge Frauen saßen um einen Tisch und starrten ihn erschrocken an.
    »Dies ist ein Polizeieinsatz. Bleiben Sie ruhig.«
    »Wir machen doch gar nichts …«
    Tür für Tür arbeiteten sie sich den Flur entlang.
    Über das Headset meldete sich Maria Marksteiner aus dem Leitwagen: »Voss telefoniert. Er ist noch im Gebäude.«
    »In welchem Stock?«
    »Das kann ich nicht sehen. Er telefoniert mit seiner Frau.«
    ***
    Voss hatte die Orientierung verloren.
    »Ich will nur die Unterlagen retten. Dann stelle ich mich«, sagte er in den

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