Die letzte Flucht
und sichern Sie den Zugang zum Gleisgelände.«
»Aber …«
»Kein Aber. Ich bin in wenigen Minuten da.«
»Die kann mich mal«, sagte Müller, als Finn Kommareck die Leitung bereits unterbrochen hatte. Gerade bogen die drei Wagen mit der Verstärkung in die Haupteinfahrt am Charitéplatz ein.
***
Vor dem Aufzug standen vier Leute und warteten, darunter die verfluchte Koreanerin. Voss drehte ihnen den Rücken zu, kniete sich hin und machte sich an dem Putzwagen zu schaffen.
Es dauerte ewig, bis der Aufzug kam. Die Leute stiegen ein, eine Schwester stieg aus. Voss kannte sie nicht. Er drückte erneut auf den weißen Knopf neben der Aufzugstür. Es würde dauern.
***
Finn Kommarecks Wagen drängelte sich nun durch den Tiergarten und scheuchte die Autos vor sich nach rechts und links. Die Yitzak-Rabin-Straße war schmal, es herrschte Stau wie immer. Schöttle fluchte, weil die Wagen vor ihnen den Weg nicht schnell genug frei machten.
Maria Marksteiner erhielt eine Meldung aus dem Präsidium: »Voss ist im fünften Stock. Er war eben in seinem Büro. Die Sekretärin hat angerufen. Er hat ein Handy mitgenommen.«
»Ist er noch immer dort?«
»Nein. Er hat das Büro verlassen.«
»Ortung?«
»Fax an die Staatsanwaltschaft ist raus. In zwei Minuten wird die Ortung stehen. Dann kriege ich die Daten auch hierhin.«
»Müller? Wir wissen, dass Voss im Haus ist. Im fünften Stock. Sichern Sie die Eingänge. Sichern Sie das Gelände zum Bahnhof. Gehen Sie nicht rein. Ich will keine Geiselnahme provozieren. Haben Sie mich verstanden?«
»Schon, aber es sind jetzt genügend …«.
»Ich bin in zwei Minuten da, und dann stehen Ihre Leute vor den Türen, vor dem Aufzug und sichern das rückwärtige Gelände.«
***
Dengler ging den Gang zurück. Er wählte die Nummer, die die rothaarige Frau ihm gegeben hatte.
»The number you have called is temporary not available«, sagte eine dunkle Frauenstimme.
Voss hatte das Handy noch nicht angeschaltet.
Denglers Knie schmerzte. Er humpelte schneller.
***
Endlich kam der Aufzug.
Voss schob den Putzwagen in die Kabine und überlegte.
Dann drückte er K1. Im Keller konnte er sich vielleicht verstecken.
Jemand rief seinen Namen. Er schaute auf.
»Professor Voss! Warten Sie.«
Es war der Privatermittler, den Lehmann engagiert hatte. Er humpelte auf den Aufzug zu, gebückt, weil er sich mit der rechten Hand das Knie rieb.
Voss suchte den Kopf, der die Tür sofort schließen würde. Er fand ihn nicht.
»Ich bin auf Ihrer Seite«, rief der Mann. »Lassen Sie uns reden.« Jetzt war er kurz vor der Aufzugstür.
Mit voller Kraft stieß Voss den Putzwagen vorwärts. Er rumpelte über die Schwelle und traf Dengler.
***
Der Schmerz war überwältigend. Dengler sah den Wagen kommen, aber sein lädiertes Bein reagierte mit empörender Verzögerung auf den Fluchtbefehl des Hirns. Der Putzwagen rammte ihn, Dengler stürzte. Er schrie vor Schmerz. Noch im Fallen sah er, wie sich die Fahrstuhltür schloss.
***
Finn Kommarecks Wagen hielt neben dem Einsatzwagen des SEK . Sie sprang bereits auf die Straße, als der Wagen noch nicht richtig gehalten hatte. Schöttle wendete den Wagen und parkte ein Stück abseits.
Müller stand neben zwei weiteren Polizeioffizieren und gab knappe Kommandos in ein Headset.
»Wieso ist das Gelände zum Bahnhof nicht gesichert?«, fragte Kommareck.
Müller sah nicht einmal auf: »Weil ich jeden Mann da drinnen brauche. Wir holen uns den Kerl gerade.«
»Haben Sie nicht gehört, was ich Ihnen befohlen habe? Ich will keine Geiselnahme provozieren!«
Müller sah sie an.
»Gnädige Frau«, sagte er. »Wir machen solche Einsätze öfter – täglich –, im Gegensatz zu Ihnen. Und jetzt lassen Sie mich meine Arbeit machen.«
»Sie sind vorläufig festgenommen«, sagte Kommareck.
»Was?« Müller erstarrte.
Kommareck wandte den Kopf zur Seite. Ihre Stimme klang klar und bestimmt: »Schöttle!«
Ihr Assistent kam im Laufschritt heran.
»Nehmen Sie diesem Mann die Waffe ab.«
»Sind Sie verrückt?« Müller starrte Kommareck an.
Die beiden Polizeioffiziere hielten die Luft an.
Schöttle streckte die Hand aus.
»Bringen Sie ihn in unseren Wagen«, sagte Kommareck zu Schöttle.
»Ihre Waffe«, sagte Schöttle zu Müller.
Er hielt noch immer die Hand ausgestreckt.
Es war eine Kraftprobe. Schöttle sah Müller in die Augen. Das Gesicht des SEK – Leiters wurde rot. Er schwitzte plötzlich.
»Machen Sie es nicht noch schlimmer«, sagte
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