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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Unschuld glaubten? Vielleicht gab es Zweifel. Er hatte sie unglücklich gemacht.
    Bernhard Voss saß auf der Rückbank des Taxis. Er betrachtete das Handy. Sollte er seine Frau anrufen? Er fühlte sich müde und schuldig. Wegen ihm litt seine Familie, die Frau, die er mehr als alles auf der Welt liebte, seine wunderbaren Töchter und sein Bruder. Sie alle litten an dem, was ihm vorgeworfen wurde. Er schluckte.
    »Halten Sie bitte«, sagte er zum Taxifahrer. »Ich will kurz aussteigen und telefonieren, dann fahren wir weiter zur Charité.«
    »Mir wär’s lieb, Sie würden dann aber schon mal acht Euro und fünfzig Cent bezahlen. Ich hab schon Sachen erlebt …«
    »Sicher«, sagte er und gab dem Fahrer einen Zehn-Euro-Schein. »Den Rest rechnen wir auf die Weiterfahrt an. Bitte warten Sie. Es dauert nicht lang.«
    Das Taxi hielt in der zweiten Reihe.
    »Ewig kann ich hier aber nicht stehen«, sagte der Fahrer.
    »Ich weiß. Keine Sorge«, antwortete Voss und stieg aus.
    ***
    Finn Kommareck saß zu Hause auf der Toilette. Sie betrachtete das Blut auf dem Toilettenpapier. Helles, frisches Blut. Sie musste zum Arzt. Morgen? Übermorgen. Ja, übermorgen war gut.
    »Schatz, die Einsatzzentrale. Dringend.«
    Finn Kommareck sprang auf, warf das Papier in die Toilettenschüssel und zog ab.
    »Komme sofort.«
    »Wir haben Kontakt zu dem flüchtigen Bernhard Voss. Er hat eben mit einer Nummer telefoniert, die wir als seine Wohnung identifiziert haben. Wollen Sie das Gespräch hören?«
    »Später. Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er bewegt sich die Chausseestraße hinauf, Richtung Friedrichstraße. Wahrscheinlich in einem Auto.«
    »Geben Sie Alarm, alle verfügbaren Streifenwagen in die Nähe, aber unsichtbar. Er darf keinen sehen. Ich brauche den Helikopter startbereit im Präsidium, meinen Leitwagen und meine Leute.«
    »Die haben wir schon benachrichtigt. Ein Streifenwagen ist unterwegs und holt Sie ab.«

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35. Birgit (2)
    Nun kam also Kettelmann. Nur für eine Nacht. Aber immerhin. Er hatte vorgegeben, Geschäftspartner in Spanien zu besuchen. Luisa sollte nicht noch mehr beunruhigt werden. So war er nach Barcelona geflogen und von dort mit dem nächsten Flugzeug nach Berlin. Genauso würde er auch wieder zurückfliegen.
    Sie hatte Erdbeeren besorgt, frisch aus Chile eingeflogen. Sie liebte Erdbeeren. Auch im Dezember.
    Als Kettelmann klingelte, stand zu ihrer Enttäuschung ein sichtlich erschöpfter Mann vor ihrer Tür, mit hängenden Schultern und zusammengekniffenen Augen. Sie führte ihn in den Salon, ihre Enttäuschung mit dummem Geplapper und Fragen – War der Flug angenehm? Hoffentlich gab es keine Turbulenzen, weißt du, wenn ich irgendetwas am Fliegen hasse, dann sind es Turbulenzen – verbergend.
    Sie drückte ihm die in einem Kühler bereitstehende Flasche Champagner in die Hand und sah zu, wie er sie öffnete.
    »Birgit …«
    Kettelmann hob an, etwas zu sagen, und sie vermutete, dassseine Worte ihre Absichten durchkreuzen würden. Vor vier Wochen hatten sie sich zum letzten Mal in einem Hotel am Frankfurter Flughafen gesehen, nur für eine Nacht, aber immerhin.
    »Lass uns erst mal anstoßen«, sagte sie. »Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen. Vier Wochen, nicht wahr?«
    Kettelmann nickte.
    Sie tranken.
    »Komm, setz dich doch.«
    Sie drückte ihn auf die Couch und setzte sich neben ihn.
    »Zieh mal die schreckliche Krawatte aus«, sagte sie und zog ihm den grün und grau gestreiften Schlips ab.
    »Birgit«, hob Kettelmann an.
    Sie öffnete ihm den obersten Knopf, dann den darunterliegenden und schließlich noch einen.
    »Komm erst mal bei mir an«, sagte sie.
    »Birgit …« Kettelmann unternahm einen neuen Versuch.
    Da hatte sie genug. Sie nahm ihr Glas und goss es ihm in den geöffneten Hemdausschnitt. Kettelmann gab einen undefinierbaren Grunzlaut von sich und wollte aufspringen. Sie drückte ihn mit der linken Hand zurück in die Polster. Dann beugte sie sich vor und leckte den Champagner von seinem Hals und seiner Brust. Kettelmann rührte sich nicht, aber sie spürte, wie er sich vorsichtig entspannte. Ihre linke Hand glitt zu seiner Hose, massierte seinen Schwanz, dann öffnete sie den Gürtel. Mit der linken Hand griff sie nun nach seinem halbleeren Glas und goss es über seinen Schwanz. Dann machte sie sich auf die Suche nach diesem Geschmack.

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36. Im Taxi
    Auf dem großen Bildschirm im Einsatzraum bewegte sich ein roter Punkt langsam die Friedrichstraße hinauf: das

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