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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Krankenhaus gewollt?«
    »Sie erinnern sich: Ich war engagiert worden, um die Verteidigung von Bernhard Voss zu unterstützen.«
    »Ich wiederhole die Frage nur einmal: Was haben Sie in der Charité gewollt?«
    »Ich habe mit Bernhard Voss’ Sekretärin gesprochen.«
    »Worüber? Dengler, lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen. Ich kann Sie auch vorladen. Ist Ihnen das lieber?«
    »Ich habe die Sekretärin nach dem Verbleib zweier Mappen befragt. Mappen, in denen Voss wohl seine Unterlagen verwahrte, die ihm wichtig waren.«
    »Wir suchen diese Unterlagen. Woher wussten Sie davon?«
    »Als Voss floh, ging er einen Stock höher in sein Büro. Ihre Leute stürmten die Treppen hinunter und verloren ihn. Sie erinnern sich?«
    »Ich erinnere mich sehr gut daran.«
    »Voss ging in sein Büro. Dort muss er die zwei roten Mappen mitgenommen haben. Ich sah ihn auf dem Flur mit diesen Mappen. Er fuhr mit dem Aufzug in den Keller. Ich folgte ihm und sah ihn dort unten noch einmal kurz – aber ohne Mappen. Ich folgte ihm, so gut ich konnte, aber Voss hatte mir vorher einen Putzwagen gegen das Knie gerammt. Ich war nicht gut zu Fuß. Später erst ist mir klar geworden, dass er diese Mappen irgendwo versteckt haben musste.«
    »Warum haben Sie uns nichts von diesen Mappen berichtet?«
    »Sorry, Frau Hauptkommissarin, Sie fragen mich das erste Mal danach!«
    »Sie sind morgen um elf in meinem Büro, Dengler. Sonst lasse ich Sie holen.«
    »Sie können mich wohl immer noch nicht sonderlich gut leiden?«
    »Nein, nicht sonderlich.«
    ***
    Maria setzte sich auf den Stuhl vor Finn Kommarecks Schreibtisch.
    »Finn, ich muss mit dir reden.«
    »Ok. Leg los.«
    »Es ist privat.«
    Kommareck sah auf. Private Dinge hatten in der Mordkommission nichts zu suchen. Darüber war man sich einig. Schließlich war man hier nicht im Fernsehen, nicht im ARD – Tatort, wo die Kommissare ständig über ihre privaten Probleme quasselten.
    »Es ist mir wichtig«, sagte Maria.
    Finn seufzte und setzte sich aufrecht.
    »Na, dann mal los.«
    »Ich war eben auf der Toilette.«
    »Na, das weiß ich. Schließlich haben wir uns vor ein paar Minuten dort gesehen.«
    »Ich meine, sag, hast du deine Tage? Ich weiß, das klingt jetzt blöd.«
    »Was soll das, Maria? Was ist los? Ich habe hier was zu tun.«
    »Ich habe ein paar Blutspritzer gesehen. Am Innenrand der Schüssel. Du hast sie wahrscheinlich nicht gesehen und sie daher nicht weggewischt. Ich weiß, das ist, ich meine, das ist sehr persönlich, aber ich …«
    »Was willst du mir sagen? Dass ich in Zukunft besser abziehen soll, wenn ich auf dem Klo gewesen bin. Kommst du deshalb in mein Büro?«
    »Sei nicht sauer, Finn. Ich bin hier, weil ich mir Sorgen mache. Deine Schmerzen neulich. Und ich habe solche Blutspuren schon einmal gesehen. Und seither verfolgt mich das. Ich habe es bei meinem Vater gesehen. Er hat nicht mehr lang gelebt.«
    »Maria, du gehst zu weit. Ich blute, o. k., aber was geht das dich an?«
    »Was heißt, du blutest? Finn. Nein. Wir beide werden zu meinem Arzt fahren. Jetzt.«
    »Maria, geh zurück an deine Arbeit. Und zwar sofort. Ich muss jetzt die Akten lesen. Ich muss verstehen, was Voss alles auf seinem Rechner hatte.«
    »Du verstehst nicht, Finn. Wenn du jetzt nicht mitkommst zu einem Arzt, werde ich deinen Mann informieren.«
    »Maria, ich war deshalb bei einem Arzt. Er hat Labortests gemacht. Ich habe spärliche Darmgeräusche und wahrscheinlich Hämorriden. Aber meine Laborwerte sind in Ordnung. Er verschrieb mir eine Salbe, die leider nicht viel geholfen hat. Und jetzt Schluss. Geh an deine Arbeit.«
    Maria griff zu ihrem Handy.
    »Finn, sorry, aber da verstehe ich keinen Spaß, und du verstehst nicht, wie ernst es ist. Ich rufe jetzt Daniel an.«
    Finn Kommareck sprang wütend hinter ihrem Schreibtisch hervor.

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50. Verdorben
    Die Stadt stand unter Schock.
    Dengler stand unter Schock.
    Jakob stand unter Schock.
    »Ihr könnt trotzdem nicht immer ›Lügenpack‹ schreien«, sagte Dengler zu seinem Sohn. »Das sind gewählte Politiker. Sie verdienen zumindest ein bisschen Respekt. Der Oberbürgermeister kann nirgends mehr öffentlich auftreten. Sofort rotten sich Bürger zusammen und schreien ›Lügenpack‹.«
    »Ich bin meistens dabei«, sagte Jakob. »Ich schreie ›Lügenpack‹. So laut ich kann. Es ist der treffende Name für diese Verbrecher.«
    »Also ich finde, das geht nicht.«
    »Die sind alle korrupt.«
    »Verrenn dich da nicht, Jakob. Das

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