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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Tollen Sonnenuntergang habt ihr da.«
    Sie traten beiseite, so dass er aus dem Fenster blicken konnte. »New York City ist nicht so hübsch, wie es aussieht«, sagte Piers. »Die Menschen leben wie Ratten auf einer riesigen Müllkippe.«
    »Du warst schon immer ein Dichter, Piers. Wie steht’s in Newburgh?«
    »Auch so ein Trauerspiel.«
    Die neuen Siedlungen in den Catskills, riesige, unter enormen Kosten errichtete Stadtlandschaften, hatten einen guten Teil der Millionen Flüchtlinge aus New York aufgenommen. Doch nun wurden sie selbst vom Wasser bedroht, das sich seinen Weg durchs Hudson Valley bahnte und mit jedem Tag höher stieg.
    »Wir geben das alles etappenweise auf.« Piers formte mit den Händen einen Deich und bewegte sie Stück für Stück zurück. »Wir haben versucht, die Stadt zu retten, indem wir Dämme, Flussmauern und Abzugskanäle gebaut und Pumpen eingesetzt haben. Als das nichts genutzt hat, haben wir die Leute in neue Städte in den Bergen umgesiedelt. Und jetzt bringt auch das nichts mehr. Alle sind erschöpft, glaube ich. Ausgelaugt vom jahrelangen Bauen, Bergen und Wiederaufbauen. Niemand will schon wieder umziehen … Könnte sein, dass uns so was wie ein psychologischer Zusammenbruch droht.«

    »Das wäre tödlich«, sagte Gary trocken. »Weil das Meer weiterhin steigt, ob es uns nun passt oder nicht.«
    »Und«, warf Lily ein, »was macht die wissenschaftliche Arbeit?«
    Gary hob die Schultern. »Die Ereignisse bestätigen Thandies Thesen und Modelle. Die tatsächlichen Messwerte sitzen genau auf den vorhergesagten Kurven. Wir müssen ein paar Parameter festklopfen - die exponentielle Anstiegsgeschwindigkeit scheint sich auf einen neuen Wert einzupegeln. Und es gab ein paar Überraschungen. So hat zum Beispiel die Injektion von Aerosolen in die Luft - Asche von Feuern, Ruß, Sulfate, alle Arten von Dreck - plötzlich aufgehört, weil in den letzten paar Jahren die Industrie weltweit zusammengebrochen ist. Aber vieles von diesem Zeug hat den Erdboden gegen die Sonnenwärme abgeschirmt. Die Luft wird also sauberer, aber die Kehrseite ist, dass sich der Erwärmungsimpuls noch verstärkt hat.« Lily nickte; genau das hatte sie auch beobachtet. Gary fuhr fort: »Was die Zukunft betrifft, haben wir nichts Besseres als skizzenhafte Hypothesen darüber zu bieten, was als Nächstes kommen könnte. Wir müssen einfach weiter beobachten. Die NOAA hat der Air Force ein paar Interkontinentalraketen aus den Rippen geleiert, mit denen wir Wolken intelligenter Teilchen aussetzen können. Mikrosensoren, die vom Wind fortgetragen werden und auf dem Land oder in den Meeren landen. Lebensdauer fünfzig Jahre, angetrieben durch Bewegung. Sie werden über selbsttätig aufgebaute Sensorennetze miteinander kommunizieren und Bericht erstatten. Mit etwas Glück werden wir’s schaffen, den Planeten mit Sensoren zu sättigen, bevor wir dazu nicht mehr imstande sind, und uns so die Fähigkeit erhalten, die Geschehnisse zu überwachen.«

    »Eine weitere große Geste«, sagte Piers.
    Gary lächelte wehmütig. »Das Ironische daran ist, dass unsere Zivilisation just in dem Moment über den Jordan geht, wo wir den Planeten richtig zu verstehen beginnen. Aber wenn es stimmt, dass die ganze Sache durch anthropogene Aktivität ausgelöst wurde, ist das kein Zufall. Thandie meint, dass es zweifelsohne unsere Schuld ist. Aber sie meint auch, dass wir die Fähigkeit einbüßen, es jemals zu beweisen.«
    »Wo ist Thandie gerade?«, fragte Lily.
    »Sieht sich an, wie das ein oder andere uralte Binnenmeer aufgefüllt wird. Aber wir sind nach wie vor in Kontakt.«
    Sie sprachen von ihren Plänen.
    »Nathan hat mich an die amerikanische Regierung ausgeliehen«, erzählte Piers. »Nachdem ich die ehemalige Atomanlage von Sellafield gesichert hatte, bin ich gebeten worden, sie beim Atomkraftwerk von Palo Verde zu beraten. Palo Verde ist eine große Anlage in der Wüste westlich von Phoenix - die größte in den Staaten und die einzige amerikanische Anlage, die nicht an einem Fluss, einer Bucht oder einer Meeresküste steht. Sie haben dort Brennstoff gebunkert. Sofern das Meer wegbleibt, wird es dort noch für lange Zeit Strom geben, ohne Abhängigkeit von Importen. Ein zentraler Ort für die Zivilisation.«
    »Und wenn du damit fertig bist, kommst du nach Project City?«, fragte Lily.
    »Ich denke darüber nach.« Piers’ Gesichtsausdruck war wachsam. »Ich meine, ja, ich komme dorthin. Aber es ist

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