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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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waren abgestuft.
    Hier befand sich auch die Brücke, ein geräumiger Bunker mit getönten Panoramafenstern. Zu Füßen der drei hoch aufragenden roten Schornsteine drängten sich funktionelle
Konstruktionen, die einer kleinen Industrieanlage glichen. Radarschüsseln drehten sich lautlos. Die großen Solarpaneele über ihnen konnten unabhängig voneinander gekippt und geneigt werden, wie die Lamellen einer Jalousie; ihre Oberflächen funkelten in der Sonne.
    Lily trat zum Rand des Decks und sah zum Ufer hinüber. Sie waren nur einen halben Kilometer oder weniger von den Dächern Chosicas entfernt, die vom Wasser umspielt wurden. Sie hörte ferne Schüsse, aber der Kampf, der den improvisierten Aufbruch der Arche begleitet hatte, war schon vorbei. Einige der vor der Küste liegenden Flöße trieben in der Nähe der Arche, und ein paar kleine Motorboote brummten auf dem Wasser hin und her, um die Lage zu sondieren, doch die Waffen der Arche schreckten sie zweifellos ab.
    Piers bemerkte ihren Blick. »Nathan hat ein eindrucksvolles Waffenarsenal an Bord. Wir dürften von diesem Sauhaufen wohl kaum belästigt werden.«
    »Diese Leute haben das Schiff für Nathan gebaut, und jetzt lässt man sie im Stich.«
    Piers zuckte mit den Achseln. »Sie sind bezahlt worden. Haben jahrelang Kost und Logis erhalten. Du weißt, dass es nicht viel Sinn hat, über die moralischen Aspekte solcher Dinge zu diskutieren. Wir leben in gnadenlosen Zeiten, Lily.«
    Sie gingen weiter.
    Seltsamerweise sah Piers so aus, als gehörte er hierher, auf dieses reinkarnierte Kreuzfahrtschiff der 1930er Jahre. Er hatte schon immer etwas von David Niven an sich gehabt, als wäre er ein Relikt aus einer eleganteren Zeit. Man merkte ihm die gestrigen Traumata nicht an, die Schlacht, die so
leicht mit seinem Tod hätte enden können, die Tatsache, dass er einen Menschen getötet hatte. Sie fragte sich, wie viel davon in ihrem Gesicht zu sehen war.
    Piers erklärte ihr, sie befänden sich auf dem sogenannten Sportdeck. »Früher hätte man hier tatsächlich Leute angetroffen, die Sport treiben, Tennis und so weiter. Jetzt aber nicht. Wir brauchen den Platz für andere Dinge. Nathan hat allerdings alle Anstrengungen unternommen, einen möglichst exakten Nachbau des damaligen Cunard-Liners anzufertigen - das heißt, der Queen Mary , wie sie 1936 vom Stapel gelaufen ist. Im Zweiten Weltkrieg hat sie nämlich als Truppentransporter gedient und ist ausgeschlachtet worden, und bei der Restaurierung nach dem Krieg ist man dann in einigen Details vom Original abgewichen. Aber das hier ist natürlich ein modernes Schiff - im Grunde ein Faksimile der alten Queen Mary , gebaut mit modernen Methoden und Materialien, mit Merkmalen wie einer selbstregenerierenden Beschichtung des Rumpfes und der Schrauben, dank derer das Schiff nur noch ganz selten ins Trockendock muss.«
    »Und mit einem Atomreaktor im Maschinenraum«, sagte sie. »Habe ich jedenfalls gehört.«
    »Ja, richtig. Nathan hat ihn aus einem Atom-U-Boot ausgebaut.« Piers sah zu den drei roten Schornsteinen hinauf und beschirmte die Augen mit den Händen. »Selbst diese Schönheiten sind nur Show.«
    »Und die Solarpaneele?« »So konstruiert, dass sie sich bei einem Sturm ordentlich zusammenfalten. Nathan hat vor, weitgehend in tropischen Gewässern zu bleiben, so dass wir jede Menge Sonne haben
werden. Dadurch müssten wir unsere Uranvorräte erheblich strecken können, immer vorausgesetzt, dass es mit dem Nachschub Probleme gibt.«
    »Nachschub? In was für einer Welt lebt Nathan eigentlich, dass er glaubt, mit einem Kreuzfahrtschiff durch die Gegend gondeln und Uranvorräte aufkaufen zu können? Und wozu hat er überhaupt ein Imitat der verdammten Queen Mary gebaut? Das ist doch alles vollkommen wirklichkeitsfremd, Piers.«
    Er musterte sie. »Ach ja?«
    Sie gingen eine Treppe hinunter zum Sonnendeck. Dort folgten sie einem breiten Laufgang, der außen ums Deck herumführte. Rettungsboote hingen über ihren Köpfen. Die Kiele der Boote waren weiß, aber es waren durch und durch moderne Konstruktionen mit leuchtend orangefarbenen Kevlar-Aufbauten, Erste-Hilfe-Kästen und robust wirkenden Elektromotoren. Sie kamen an einer Sporthalle und einem Squash-Court vorbei.
    »Ein Squash-Court! Ich glaub’s einfach nicht, Piers.«
    »Na ja, wir werden körperliche Ertüchtigung brauchen. Nathan hat sich bemüht, die Zahl der Personen an Bord zu beschränken. Dreitausend insgesamt, zweitausend Passagiere, tausend Mann

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