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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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lächelte. »Du wirst schon sehen. Eine von Nathans Überraschungen. Unsere Position ist klar, ganz gleich, wie du dazu stehst.« Er hob die Hände. »Das ist unsere Welt - dieses Schiff, das Meer, das es befährt, die Luft und was immer wir aus diesen Ressourcen herausholen können: Das ist alles, was wir haben. Und in einer solch geschlossenen Welt müssen wir Regeln befolgen, wenn wir überleben wollen.«
    »Kontrolle unseres Bevölkerungswachstums, zum Beispiel.«
    »Ja, genau. Und jetzt können wir damit anfangen, diese Regeln festzulegen.«

    »Das wird dir Spaß machen, was? Auszutüfteln, wie Menschen leben sollen.«
    »Jemand muss die Führung übernehmen«, sagte er leise.
    Sie musterte ihn und sah erneut das Widersinnige in ihm. Er war damals wohl am schlechtesten mit Barcelona fertig geworden. Und neunzehn Jahre später war er nun hier, mit neunundfünfzig, und genoss eine neue Gefangenschaft. Es war wie eine neurotische Wunscherfüllung, dachte Lily, der Gefangene, der in seinen Käfig zurückkehrte, aber diesmal als Wärter. »Weißt du, dieses Schiff ist genau so, wie ich’s mir vorgestellt habe. Der reine Irrsinn. Ein grandioser, sinnloser Prunkbau. Darum habe ich mich all die Jahre von Nathans hirnrissigem Projekt ferngehalten.«
    »Warte, bis du hörst, was er selbst dazu zu sagen hat«, erwiderte Piers milde. »Und bis die Einrichtung fertig ist. Ich glaube, du wirst beeindruckt sein.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Komm. Zur Party des Chefs sollten wir nicht zu spät kommen.«

74
    Lammocksons Jungfernfahrtzeremonie fand in einem offenen Bereich an einem Ende des Sonnendecks statt, wo ein großes Helipad-H aufgemalt war.
    Kellner gingen herum, boten Gläser mit Champagner an. Lily nahm eins und nippte daran. Sie war kein Champagnerfan, aber dass es ihn heutzutage überhaupt noch gab, war, gelinde gesagt, eine Überraschung. Etwas in dem sprudelnden Getränk, der Alkohol, schien ihren anhaltenden Mini-Bar-Gin-Kater erträglicher zu machen. Von hier aus genoss Lily einen guten Blick auf das Schiff, auf seine stufenförmig ansteigenden Decks und die Reihe verzierter Schornsteine. Es ähnelte einer Mischung aus einem alternden Hotel und einem halb fertigen Einkaufszentrum. Sie konnte kaum glauben, dass sie wirklich hier war und mit diesem Ding wegfuhr, dass sie vielleicht dazu verurteilt war, die restlichen Monate und Jahre ihres Lebens auf diesem Schiff zu verbringen.
    Die Party war klein; der Teilnehmerkreis beschränkte sich auf Lammocksons Gefährten. Lily und Piers waren da, aber auch seine engsten Helfer und Berater wie Juan Villegas. Villegas trug Schwarz; seine Lebensgefährtin Amanda war erst gestern gestorben, und er warf Lily einen traurigen Blick zu. Ihre Schwester hätte es viel schlechter treffen können, dachte
Lily nicht zum ersten Mal - Villegas hatte sich wirklich etwas aus Amanda gemacht.
    Neben Villegas stand Grace Gray. Sie trug ein schmuckes weißes Kleid, zeigte aber keinerlei Interesse an ihrer Umgebung. Selbst als ihr Blick über Lily hinwegging, lag kein Wiedererkennen darin. Lily verspürte einen Anflug von Nervosität, eine Vorahnung von Schuldbewusstsein. Sie hatte geschworen, dafür zu sorgen, dass Grace nichts geschehen würde. Hatte sie dieses Versprechen bereits gebrochen, indem sie sie hierhergebracht hatte?
    Hammond Lammockson war ebenfalls da. Er schien sich noch unwohler zu fühlen. Er hielt den Blick gesenkt; seine Hände waren zu Fäusten geballt. Wie sein Vater trug auch er einen Anzug, und man konnte eine oberflächliche Ähnlichkeit zwischen den beiden erkennen, wenngleich Hammond stämmiger und dunkler war. Zumindest trug er keine Handschellen, aber hinter ihm standen zwei kräftige AxysCorp-Wachleute. Lily fragte sich beklommen, was Nathan heute mit ihm vorhatte.
    Lammockson klopfte an sein Glas und räusperte sich. »Danke, dass ihr gekommen seid. Auch wenn ihr natürlich gar keine Wahl hattet.« Es war einer seiner typischen irritierenden Sprüche, auf jene gemünzt, die von ihm abhängig waren, und die Antwort war ein nervöses Gemurmel. »Ich muss euch zuerst sagen, dass es ein paar Neuigkeiten gibt, die uns über Denver erreicht haben. Nicht nur hier bei uns gab es Krieg. Jerusalem existiert nicht mehr, es ist untergegangen. Natürlich bestand die Stadt ohnehin fast nur noch aus Ruinen, aber gestern hat sich das Meer über ihr geschlossen. Das ist also das Ende von Abrahams Krieg und wohl
aller bis zu den Römern zurückreichenden Kriege

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