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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auf den alten Ansichtskarten; jetzt zernarbten braune Streifen nackten Felsgesteins die Bergwände bis hinauf zu den Spitzen.
    Bevor sie nach Kathmandu kamen, mussten sie an einer Militärsperre anhalten. Von Wachtürmen starrten gefährlich aussehende Waffen auf sie herab. Ein höflicher junger Mann in einer orangefarbenen Kutte stellte sich vor. Er war ein Beauftragter von Prasad Deuba, Lammocksons hiesigem Kontaktmann. Er entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten der Sicherheitsmaßnahmen. Spannungsgeladene Verhandlungen folgten, geführt von Piers.
    Lily blieb im Wagen und hielt sich aus allem heraus. Die nepalesischen Wachposten beobachteten sie mit harten, ausdruckslosen Gesichtern. Sie schienen gut ausgebildet zu sein,
hielten ihre Waffen mit selbstsicherem Griff. Lily rief sich ins Gedächtnis, dass die Gurkhas, jahrzehntelang eine der wichtigsten Stützen der britischen Armee, aus Nepal gekommen waren. Offenbar hatten die Ausbildung und die Tradition abgefärbt. Einige dieser jungen Männer hatten jedoch Narben im Gesicht, die wie Strahlenverbrennungen aussahen.
    Am Ende wurde eine Abmachung getroffen. Die AxysCorp-Soldaten durften ihre Waffen behalten, aber sie mussten unter Bewachung weiterfahren. Von nun an saßen schweigsame Gurkha-Soldaten, die ihre eigenen Waffen in den uniformierten Armen hielten, gelassen hinten im Wagen; und sie wurden von mehreren Jeeps des nepalesischen Militärs eskortiert.
    Schließlich erreichten sie Kathmandu, und Lily staunte. Es war eine weitläufige Stadt, die einst eine Million Seelen beherbergt hatte und das vielleicht auch jetzt noch tat - ein großes städtisches Ballungsgebiet, das früher mehr als vierzehnhundert Meter über dem Meeresspiegel gelegen hatte. Am Horizont zeichnete sich das Profil der höheren Berge ab, die immer noch die höchsten der Welt waren. Deubas höflicher junger Mann betätigte sich nun als Touristenführer und machte sie auf allerlei Sehenswürdigkeiten aufmerksam. Auf Straßen, die zwischen zierlichen Pagoden hindurchführten, wimmelte es von Fußgängern, Radfahrern und eigentümlichen dreirädrigen Kraftfahrzeugen. In einem Aschram in der Nähe des großen Tempelkomplexes am Fluss lebten immer noch heilige Männer, und am gegenüberliegenden Ufer versammelten sich nach wie vor Familien um den fettigen Rauch der Scheiterhaufen.
    Doch in der Stadt hatte offenkundig ein erstaunlicher Reichtum Einzug gehalten. Inmitten der hinduistischen und
buddhistischen Tempel fanden sich moderne Gebäude, Büroblocks mit Glasfronten und Villen, weitläufige Privatresidenzen hinter hohen automatischen Toren. Die Leute mit ihren feinen indischen Zügen trugen teuer aussehende Kleidung. Selbst die Bettler, die auf der Straße hockten und mit ausgestreckten Händen um etwas zu essen baten, als der Wagen vorbeifuhr, trugen hochwertige, wenn auch staubige Kleidung. Einige von ihnen hatten sogar glitzernden Schmuck um den Hals.
    »Aber Diamanten kann man nicht essen«, sagte der junge Führer.
    Sie kamen an einer Residenz des Königs vorbei, die von steinernen Elefanten bewacht wurde. Auf der Straße spielte eine Kapelle.
    »Jetzt schlägt’s dreizehn«, sagte Lammockson. »Dudelsäcke!«
     
    Prasad Deuba hieß sie in seinem Haus willkommen. Es war eigentlich ein ganzer Komplex neuer Gebäude, eine prachtvolle Villa im Herzen der alten Stadt. Lily fand, dass ihre Befestigung noch beeindruckender wirkte als die an der Landesgrenze. Deuba bewirtete sie mit Tee und Kuchen im britischen Stil und bot ihnen einen Likör aus Yak-Milch an. »Sehr selten und wertvoll, wo die Russen jetzt alle Yaks gegessen haben!«
    »Ich wette, Sie haben’s geschafft, selbst daraus Gewinn zu schlagen, Prasad, Sie alter Schwerenöter«, brummte Lammockson voller Bewunderung. Zu seinen Begleitern sagte er: »Ihr könntet euch glücklich schätzen, wenn ihr nach einem Geschäft mit Prasad noch ein Hemd am Leib hättet.«

    Deuba lächelte, aber Lily sah, dass seine Augen kalt blieben. Auf ein wenig Schmeichelei würde er nicht hereinfallen.
    Prasad Deuba war in der alten Zeit eindeutig ein Geschäftsmann gewesen. Um die sechzig Jahre alt, hatte er die ausladenden Gesten, das schnelle Lächeln und den durchdringenden Blick eines Handelsvertreters. Er trug einen sehr gut erhaltenen Anzug im westlichen Stil, und sein Haar war mit Gel an den Kopf geklatscht. Sein Akzent war weich, beinahe britisch. Er war in England ausgebildet worden.
    Lammockson begann, seinen Vortrag abzuspulen.

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