Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
war.
    Amanda rief den Kindern zu: »Geht jetzt lieber mal nach oben und sucht zusammen, was ihr mitnehmen wollt, ihr beiden.«
    »Ich glaube nicht, dass wir irgendwohin gehen, Mum«, erwiderte Benj und zeigte auf den Bildschirm. Dort lief gerade eine Live-Nachrichtensendung, ein Blick aus dem Hubschrauber auf geborstenen Asphalt, eingestürzte Überführungen, zerschmetterte, brennende Autos.
    Lily trat näher heran und versuchte, die umgefallenen Schilder zu erkennen. »Das ist die M25. Die Anschlussstelle zur M40.«
    »Das hat uns gerade noch gefehlt!«, rief Amanda. »Hat es was mit der Überschwemmung zu tun?«

    »Kann sein.«
    Nun zeigten postkartengroße Einblendungen weitere verwüstete Straßen. Alle großen Verkehrskreuze im gesamten Verlauf der Londoner Ringautobahn waren in die Luft gesprengt worden: die Anschlussstellen zur M1 und M11 Richtung Norden, zur M40 und M4 Richtung Westen und Wales, zur M3 Richtung Hampshire, zur M23 südwärts nach Sussex.
    »Sie haben die Straßen zerstört«, sagte Benj. »Die Züge auch. Niemand will uns haben.«
    »Seht die Cockneys schwimmen dot com«, murmelte Kristie mit ausdrucksloser Stimme.
    Das Bild fror ein, löste sich auf und erlosch.

Zweiter Teil
    2017 - 2020 Anstieg des Meeresspiegels: 5-80 Meter

22
    MAI 2017
    Piers Michaelmas hatte den Jet einer Ölgesellschaft nach Denver geschickt, um Lily, die aus England dorthin geflogen war, abholen und nach Texas bringen zu lassen.
    Aus der Luft war Houston flach wie ein Brett, eine Stadtlandschaft im Rasternetz, mitten in einer Gegend aus niedrigen Hügeln, Pinienwäldern, Sümpfen und Bayous. Das einzige topografische Element war von Menschenhand gemacht: Die Glasblöcke von Downtown sahen aus wie eine riesige Skulptur, die man in die Ebene gestellt hatte. Im Osten lag die Bucht, dahinter dehnten sich weitere Industrieanlagen aus. Dies war das von der petrochemischen Industrie kolonisierte Gebiet, kuppelförmige Speichertanks und spindeldürre Cracktürme wie eine Comic-Stadt der Zukunft, die sich kilometerweit ausbreitete, bis zum Golf von Mexiko. Auf der Bucht selbst glänzte ein Flechtwerk von Dämmen und Sperrwerken, die Schutz vor dem steigenden Meer bieten sollten, riesige, brandneue Konstruktionen. Aber Lily sah, dass das Wasser der Bucht trotz der neuen Schutzmaßnahmen bereits über die alte Küstenlinie hinaus vorgedrungen war und sich zu Füßen der weißen Lagertanks sammelte. Und all dies geschah unter einem bleichen, versmogten Himmel, in so großer Hitze, dass die Luft flirrte. Eine Stadt unter einem Grill.

    Lily blickte die weite Kurve des Gulf Freeway entlang, in der Hoffnung, die klotzigen Gebäude des Johnson Space Center zu sehen, wo sie sich morgen mit Gordon James Alonzo treffen sollte, einem echten Astronauten. Aber sie verloren sich in der Stadtlandschaft.
     
    Nach der Landung bekam sie einen Anruf von Piers, der ihr erklärte, wo er sie abholen würde.
    Das Flughafengebäude war ein auf so frostige Temperaturen herunterklimatisierter Glasblock, dass sie erwog, ein Sweatshirt aus ihrem Handgepäck zu holen. Dann aber musste sie unter dem freien Himmel von Houston ein paar Meter zu einer wartenden Limousine gehen, und es war, als beträte sie eine Sauna. Als sie in Piers’ Wagen stieg, war es darin so kalt, dass sie erneut fröstelte.
    Piers trug ein kurzärmeliges weißes Hemd mit offenem Kragen und schwarze Shorts, die wie eine abgeschnittene Anzughose aussahen. Lily hatte ihn vor neun Monaten zuletzt gesehen, in London; als sie festgestellt hatte, dass sie beide in der Nähe von Houston sein würden, hatte sie ein Treffen vorgeschlagen. Er tätschelte ihr kurz die Schulter, nahm ihre Tasche und stellte sie auf den Boden. Der Wagen fuhr los. Eine Rauchglasscheibe verbarg den Fahrer.
    »Du reist immer noch mit leichtem Gepäck«, sagte Piers aufgeräumt.
    »Ich lebe mit leichtem Gepäck.« Lily schnallte sich an. Es stimmte, ihr gesamter Besitz hätte in zwei oder drei Rucksäcke gepasst. »Ich habe nie das Bedürfnis verspürt, mir viel Zeug anzuschaffen. Jedenfalls nicht seit Barcelona.«
    »Eben. Es ist wirklich nicht die Zeit, um Wurzeln zu schlagen,
was? Sofern man kein Banyanbaum ist.« Da war er wieder, dieser für Piers typische Sarkasmus, dessen seltenes Aufblitzen stets ein warmes Gefühl in ihr ausgelöst hatte. »Und, hattest du einen guten Flug? Wie fühlst du dich?«
    »Als wäre ich gerade in ein Tauchbecken gesprungen.«
    Er lachte. »Tja, so ist Houston. War schon immer ein

Weitere Kostenlose Bücher