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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie jetzt Schadenfreude empfinden.«
    »Hm.« Lily runzelte die Stirn. »Und wozu der Chinook? Wozu die Absperrung?«
    »Siehst du das nicht? Sie räumen die National Gallery. Das Wasser ist nicht ganz bis zur Treppe vorgedrungen, hat
aber in einigen Kellerräumen eine ziemliche Schweinerei angerichtet. Unsere Leute helfen dem Personal, die Schätze in obere Etagen zu bringen oder gleich ganz auf höher gelegenes Gelände zu verfrachten. Ich dachte einfach, du würdest das gerne sehen, es ist schließlich ein ziemlich ungewöhnlicher Anblick - ein Chinook zu Nelsons Füßen.«
    »Du willst doch bloß angeben, Piers.«
    Gary Boyle schlenderte grinsend herbei. Lily hatte ihn seit Lammocksons Party am Tag der Überschwemmung nicht mehr gesehen. Und da kam auch Helen Gray, Arm in Arm mit einem älteren Mann, den Lily nicht kannte. Lily war froh, sie alle zu sehen, Inseln der Vertrautheit in einer Welt voller Seltsamkeiten. Sie umarmten sich.
    »Damals in Barcelona haben wir uns doch versprochen, in Verbindung zu bleiben«, sagte Piers. »Ich dachte, wir sollten uns noch einmal treffen, bevor uns die Winde des Schicksals in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. Oh - fast hätte ich’s vergessen.« Er gab Helen und Gary jeweils ein militärisches Satellitentelefon, wie er es auch Lily gegeben hatte.
    Helen stellte ihren Begleiter vor. Sein Name war Michael Thurley, er arbeitete im Außenministerium. »Mike ist damit betraut worden, mir in der Sache mit Grace zur Seite zu stehen. Und nein«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln, »ich habe sie noch nicht wiederbekommen. Ich weiß nicht mal, wo sie ist.«
    »Dann kann ich mir schon vorstellen, wie deine Pläne aussehen«, erwiderte Gary grimmig.
    »Tja, ich habe keine Wahl, oder?«
    »Und ich werde ihr helfen«, sagte Thurley. Er erklärte, er habe eine Art Langzeiturlaub bekommen, damit er Helen
auf ihren Reisen begleiten könne. Ihr erstes Ziel sei Saudi-Arabien, die Heimat des Kindsvaters. »Ich fürchte, es ist für mich zu so etwas wie einer Herzensangelegenheit geworden. Wir vom Außenministerium haben nicht viel für Helen erreichen können - und sie hat mir am Tag der Überschwemmung praktisch das Leben gerettet.«
    Er klang burschikos und selbstironisch, auf eine sehr englische Art, die Lily an Piers erinnerte. Sein Manierismus wirkte übertrieben, und er hatte sich bei Helen eingehakt wie ein älterer Bruder. Vielleicht war er schwul. Lily spürte jedoch eine Kraft in ihm, die sich unter dem ganzen elitären Gehabe verbarg. Sie fragte sich, ob er in Wirklichkeit auf etwas anderes aus war, ob er sich auf Helens Angelegenheit gestürzt hatte, um ein eigenes Bedürfnis zu stillen. Aber die Überschwemmung war für viele Leute ein schweres Trauma gewesen - vielleicht war Michael einfach das, was er sagte, und seine Motive waren ehrenhaft.
    »Und was ist mit dir, Lily?«, hakte Gary nach. »Bleibst du bei deiner Schwester?«
    Seit sie aus dem Loch in Barcelona herausgekommen waren, hatte Lily in den Tag hineingelebt, ohne weiter vorauszudenken. Die amerikanische Air Force zahlte ihr momentan noch Gehalt; vermutlich würde man sie irgendwann in den Schoß des Militärs zurückholen. »Ich hab mich noch nicht entschieden.«
    »Dann komm mit mir«, sagte Gary sofort.
    Das verblüffte sie. »Wohin?«
    »Nach Island.«
    »Wie bitte?«

    Er erzählte ihr, dass er beim Sperrwerk eine alte Freundin wiedergetroffen hatte, eine amerikanische Ozeanografin namens Thandie Jones. »An den Vorgängen ist mehr dran, als sie öffentlich preisgeben.« Er deutete auf das ruhige Wasser, das sich auf dem Platz staute. »Das war kein völlig überraschendes Ereignis, kein einmaliger Sturm. Thandie glaubt, dass der Meeresspiegel weltweit im Steigen begriffen ist. Und deshalb hat es überall im ganzen Land, ja sogar auf der ganzen verdammten Welt Überschwemmungen gegeben …«
    »Moment mal«, fiel Piers ihm ins Wort. »Ein großer Teil der Überschwemmungen rührt von ungewöhnlich starken Regenfällen her …«
    »Verursacht von einem ungewöhnlich hohen Wasserdampfgehalt der Atmosphäre, der sich wiederum auf die Wärmeenergie im steigenden Ozean zurückführen lässt«, erwiderte Gary. »Die wissenschaftlichen Theorien, die Modelle sind durchaus vorhanden, Piers. Es ist richtig, dass sie lückenhaft sind, und es gibt keinen Konsens. Aber Thandie hält ihre Daten für zuverlässig, und sie möchte noch mehr sammeln. Wir reden von Erkundungen am Meeresgrund, Lil. Ist das nicht cool ?

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