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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dass es mir möglich war, die Sache ein wenig zu erleichtern. Aber ich glaube nicht, dass meine Uniform bei Thandies Publikum großen Eindruck schinden wird. Eierköpfe! Die sind alle gleich - von Natur aus unfähig, Autorität anzuerkennen.«
    Gary lachte. »Das ist im Grunde eine ziemlich präzise Definition der Kernkompetenz eines Wissenschaftlers.«
    »Tja, mag sein, aber es macht es nicht gerade leichter, mit euch Kapalken umzugehen, oder?«
    »Die Sache ist wichtig, Piers«, sagte Lily. »Wenn Thandie recht hat …«
    »Wenn sie recht hat, muss man ihr natürlich Gehör schenken. Aber nach dem, was ich so höre, halte ich es immer noch für durchaus möglich, dass sie nicht recht hat, auch wenn dieser Nathan Lammockson es gern anders hätte.«
    »Was meinst du damit?« »Ich schulde ihm eine Menge, ich verdanke ihm mein Leben. Aber meines Erachtens ist Lammockson einer dieser

    Typen, die sich nach der Apokalypse geradezu sehnen - danach, dass alles um sie herum zum Einsturz gebracht wird, so dass sie uns retten und alles wieder aufbauen können, versteht ihr. Er möchte gern in einer Zeit leben, deren Herausforderungen dem Format entsprechen, das er sich zumisst. Das soll nicht heißen, dass Thandie sich irrt. Es heißt nur, dass jemand wie Lammockson von vornherein dazu neigt, ihren katastrophalen Vorhersagen Glauben zu schenken.«
    Gary nickte. »Schon möglich. Manchmal frage ich mich wirklich, ob Nathan weiterhin so spendabel wäre, wenn Thandies Ergebnisse nicht darauf hindeuten würden, dass alles noch schlimmer wird. Jedenfalls beweist das alles nicht, dass sie falsch liegt.«
    »Nein, in der Tat. Aber wenn man von fantastischen Katastrophen träumt, besteht die Gefahr, dass man die Augen vor der Realität verschließt.«
    »Und die wäre?«
    Piers blieb stehen und sah sich um; sie befanden sich Ecke Vierte Straße. »Kommt hier entlang, dann zeige ich’s euch.« Selbstsicher führte er sie drei Blocks nach Westen, bis sie den Washington Square Park erreichten.
    Es war ein Anblick wie im Central Park. Rauch stieg von Feuern empor, und so weit das Auge reichte, war jeder Quadratmeter mit schmutzigen, schlammfarbenen Zelten bedeckt, unterbrochen von den grünen Monolithen mobiler Toilettenhäuschen. Es gab Krankenhauszelte, Suppenküchen, Duschblöcke und Wassertanks; das Ganze sah aus wie das, was es war, ein ungewöhnlich gut ausgestattetes Flüchtlingslager. Doch die Polizeipräsenz war enorm; berittene Polizisten patrouillierten am Rand des Parks, und überall standen
Stacheldrahtzäune. Im Norden erhob sich ein Triumphbogen über die aneinandergekauerten Zelte, eine Geste aus glücklicheren Zeiten. An dem Bogen wehten Fahnen und priesen Behörden, wie das Heimatschutzministerium, die New Yorker Umweltschutzbehörde und den Katastrophenstab der Stadt. Ein Plakat kündigte kostenlose Kurse in DNA-Genealogie an, was zeigte, dass das Erbgut der meisten Amerikaner einen ganzen ethnischen Regenbogen beinhaltete. Unter dem Bogen stand ein Polizeichor und sang traurige irische Balladen.
    Es war kein einziger Grashalm zu sehen; der ganze Park war ein großes Schlammloch. Der Gestank von Rauch und Abwässern hing schwer in der Luft.
    Thandie zog ihr GPS zurate und sagte: »Wir sind hier auf so einer Art Landenge zwischen den Überschwemmungszonen. Im Westen liegt ein ziemlich ausgedehnter See, der einen Großteil von Greenwich Village bedeckt und sich bis zur Vierzehnten Straße erstreckt. Die Flussuferbebauung da drüben ist ebenfalls untergegangen. Im Osten gibt es anscheinend einen weiteren großen Wassereinbruch, wo der gestiegene East River das East Village und Alphabet City überflutet hat und bis zur Second und sogar zur Third Avenue vorgedrungen ist.« Sie blickte auf. »Wir befinden uns genau dazwischen.«
    »Und hierher sind die Flüchtlinge gekommen«, ergänzte Piers. »Die Ladenbesitzer, Gastwirte, Künstler, Schriftsteller, Dichter und was weiß ich noch alles aus Greenwich einerseits und die Puertoricaner aus Alphabet City andererseits, zusammen mit ein paar reichen Weißen, die sich in den sanierten Gebieten westlich der Avenue B niedergelassen hatten.
Jetzt wohnen sie alle hier im Washington Square Park, unter Segeltuch.«
    »Und die Polizei trennt sie voneinander?«, fragte Gary.
    »New York ist ja angeblich ein Schmelztiegel. Ob das stimmt, wird sich dieses Jahr wohl erweisen. Immerhin veranstalten sie Toleranzprogramme, wie man sieht. Na egal, versteht ihr jetzt, was ich meine? Wir haben

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