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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Jedenfalls würde ich mich von den Leuten da fernhalten«, sagte die Pilotin und blickte in die Runde. »Weitere Fragen?«
    Sie schüttelten den Kopf und verabschiedeten sich voneinander. Der Hubschrauber stieg in einen leeren Himmel auf, und die drei nahmen ihre Umhängetaschen und machten sich auf den Weg durch den Park nach Süden.
     
    Der Boden war sumpfig, und sie blieben auf den Wegen. Lily blickte sich nicht um, aber sie war sicher, dass der schweigsame Leibwächter ihnen in diskretem Abstand folgte.
    Sie stellten fest, dass ein großer Teil des tiefer gelegenen Geländes im Park, die Softball- und Spielplätze, jetzt mit einer Reihe von Notstromgeneratoren belegt war, die von einer Flotte von Tankwagen mit Brennstoff versorgt und von Polizisten geschützt wurden. Dies war das schlagende Herz von Lower Manhattan, dachte Lily - und ein erstklassiges Ziel für Terroristen, sofern es noch welche gab, die genug Energie besaßen, um zuzuschlagen.
    Nachdem sie den Park verlassen hatten, gingen sie die Seventh Avenue entlang. An vielen Gebäuden prangte das Sternenbanner; es hing an Fahnenstangen und in Fenstern und leuchtete tapfer im Sonnenschein. Der Verkehr war spärlich. Es gab ebenso viele Fahrradrikschas wie Taxis. Nicht wenige Polizisten waren zu Pferde unterwegs - aber Lily sah, dass zahlreiche »Cops« nicht zum NYPD gehörten, sondern Beamte des Heimatschutzministeriums oder Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen waren. Es gab noch andere Zeichen
des Notstands, wie Lily sie aus London gewohnt war: überquellende Mülleimer und alle ein, zwei Blocks große Wassertanks aus Plastik, vor deren Hähnen sich kurze Schlangen gebildet hatten.
    Auch die Zahl der Fußgänger hielt sich in Grenzen; die wenigen Leute auf den Straßen waren dick eingemummelt gegen die Kälte und trugen wasserundurchlässige Hosen und Gummistiefel. Aber hier arbeiteten immer noch Menschen. Ein paar gut gekleidete Typen quasselten in ihre Handys oder einfach ins Leere; sie redeten pausenlos, ungeachtet der astronomisch hohen Tarife der noch vorhandenen Netze. Trotz der Flut war New York nach wie vor ein Finanzzentrum. Seit der Invasion des Wassers war die Stadt sogar zu einer Art Wildem Westen des Kapitalismus geworden, wie andere Katastrophenzonen auch. Gewaltige Investitionen wurden zum Schutz vor dem Wasser, für Hilfsprogramme und die große Umsiedlung in die neuen Modellstädte im Norden getätigt, und jene, die sich vom Strom öffentlicher Gelder ernährten, konnten enorme Profite machen.
    Arm oder reich, jeder trug eine Pfeife um den Hals. Lily hatte in London erlebt, wie selbst knietiefes Wasser einen von den Beinen reißen konnte. Gummistiefel waren ebenfalls ratsam. Die Bürgersteige waren alle feucht, über den Asphalt liefen Rinnsale dickflüssigen, stinkenden Flusswassers, und hier und da sah man es aus den Gullys sprudeln. Mancherorts war der Bürgersteig vollständig eingebrochen, wo Wasser aus einem geborstenen Abwasserrohr oder U-Bahn-Tunnel den Unterbau weggespült hatte, und sie mussten einen Umweg machen. Doch die Leute stapften einfach durch all
das hindurch, sie überstanden es und führten ihr Leben weiter, hier ebenso wie in London und überall.
    Unter dem blauen Winterhimmel waren immer noch viele Geschäfte geöffnet. Die Lebensmittelläden, Drugstores, Restaurants und sogar die Bars informierten ihre Kunden und Gäste mit Schildern, dass sie einen biometrischen Ausweis und Bezugsscheine vorlegen mussten. Lily konnte nicht erkennen, wie aktuell die Mode in den Kleiderläden war. Bei den Sachen in den Schaufenstern schien es sich allerdings häufig um AxysCorp-Erzeugnisse zu handeln, um Lammocksons berühmte Produktlinien langlebiger Gebrauchsartikel, vernünftige Overalls, Allwettermäntel, Stiefel und Hüte, die zehn Jahre und länger halten würden; Lammockson verkaufte seine Waren immer noch in alle Welt, verdiente immer noch Geld. In einigen anderen Geschäften stapelte sich jedoch alles erdenkliche Zeug, von Spielsachen über Handys und Kaffeemaschinen bis hin zu Angels. Lily hatte von Lammockson gelernt, dass dies ein weiteres Symptom der globalen wirtschaftlichen Erschütterungen war: Unternehmen versuchten, so lange wie möglich weiterzumachen, bis ihre Zulieferer und Abnehmer in Schwierigkeiten gerieten oder gänzlich verschwanden, und wenn sie bankrott gingen, verscherbelten sie ihren Warenbestand zu Dumpingpreisen im Ausverkauf.
    Einige Zeitungsautomaten funktionierten. Aus Neugier bezahlte Lily zehn

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