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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mal ein paar Stunden dafür gebraucht. Lily machte sich Sorgen, weil es nur so langsam voranging - offenbar konnte das, was sie befürchtete, jeden Moment eintreffen.
    Sie fuhren nach Nordosten, von Dartmoor in die Blackdown Hills hinab, wo sie den Ölhafen bei Taunton und das Meer dahinter sahen. Dann durchquerten sie Dorset in östlicher Richtung. Sie mussten etliche Grenzen passieren - Straßensperren und Stacheldraht -, um von einem der kleinen neuen Fürstentümer Englands ins nächste zu gelangen. Im Wagen saß jedoch ein Polizeibeamter, den Nathan Lammockson dieser Expedition zugeteilt hatte, und in der Regel genoss die Zentralregierung immer noch so viel Respekt, dass
sie dank der Anwesenheit dieses Cops durchgewinkt wurden. Sie hatten jedoch auch einen geheimen Geldvorrat dabei, um notfalls Zölle und Bestechungsgelder bezahlen zu können: Pfund Sterling, Euros, Dollars, sogar Goldmünzen.
    Als sie in nordöstlicher Richtung über Salisbury Plain fuhren, bekamen sie Salisbury selbst kurz zu sehen; die von einem Sturm gestutzte Turmspitze der Kathedrale ragte wie ein gebrochener Knochen aus einem stillen Teich. Weiter nördlich stand Stonehenge, unberührt von den neuesten Problemen der Welt, obwohl eine zerlumpte Schar von Möchtegern-Druiden um den Steinkreis herum ihr Dauerlager aufgeschlagen hatte und täglich um Errettung vor der Sintflut betete.
    Sie verbrachten die Nacht in Newbury, wo sie auf ihren Sitzen in dem geparkten Geländewagen schliefen. Nachdem sie am nächsten Tag die angeschwollene Themse überquert hatten, fuhren sie weiter in nordwestlicher Richtung durch die White Horse Hills, nahmen bei Goring die Brücke über den Cherwell, durchquerten die Chilterns in Richtung High Wycombe und fuhren dann nach Marlow hinunter. Hier wartete ein kleines AxysCorp-Motorboot auf sie; es lag über dem im Wasser versunkenen Rasen einer Villa vertäut, die einmal Millionen wert gewesen war.
    Als Amanda aus dem Wagen stieg, stellte sie fest, dass man selbst hier in Marlow, so tief im Landesinnern, das Salz in der Luft riechen konnte.
     
    Sie tuckerten mit dem Motorboot durch Maidenhead und Windsor. Benj und Kristie klebten an der Reling, sahen hinaus, tranken Kaffee und aßen süßes Gebäck. Der Bootsführer
hielt sich mit Hilfe von GPS in der Mitte des alten Flussverlaufs, um Gebäuden, Bäumen und anderen Unterwassergefahren auszuweichen.
    Sie machten große Augen, als sie an Windsor Castle vorbeifuhren, das stolz auf seinem brütenden Hügel stand. Ihr zahmer Cop war jedoch wachsam; er sagte, seines Wissens sei es von einer abtrünnigen Militäreinheit okkupiert worden. An einer anderen Stelle, wo die Uferbänke niedriger waren, breitete sich der angeschwollene Wasserweg auf beiden Seiten bis zum Horizont aus, die stille Oberfläche wurde nur hie und da von einem Kirchturm oder Hochhausblock unterbrochen. Sie hätten ebenso gut auf hoher See sein können, dachte Amanda. Doch kein Meer war so schmutzig wie dieses. Ölschlieren und Sargassomassen von Plastiktüten, Ästen und umgestülpten Mülltonnen mit Rädern bedeckten die Oberfläche, Müllinseln, die zankenden Seemöwen ein Zuhause boten. Während sie weiterfuhren, zählte der Bootsführer die Namen der versunkenen Londoner Vororte unter ihnen auf: Shepperton, Hampton, Kingston, Richmond - uralte Ortschaften, die jetzt Dutzende Meter tief unter dem Bug des Bootes lagen.
    Der immergleiche Ausblick langweilte die Kinder, und sie fingen an, mit dem Polizisten Karten zu spielen. Amanda war froh darüber; so merkten sie nicht, als sie über Fulham hinwegfuhren, ihr aufgegebenes Zuhause.
    Sie fuhren weiter stromabwärts und umrundeten dabei die Pfeiler versunkener Brücken. Als sie sich dem Londoner Zentrum näherten, nahm der Verkehr auf dem Fluss zu - Ruderboote und Yachten, wenige Motorboote. Das Interesse
der Kinder erwachte von Neuem, weil es hier mehr Monumente zu sehen gab, Glasmonolithen, die aus dem schmutzigen Wasser ragten. Aus zusammengebundenen Gummireifen gebaute Flöße schoben sich vorsichtig zwischen den Klippen der Gebäude hindurch, und Amanda sah, wie Taucher in das geschwollene Gewässer sprangen und Plastikplanen und Stromkabel hinunterzogen.
    »Was machen die da?«, fragte sie Lily. »Bergungsarbeiten?«
    »Teilweise. Aber sie lagern auch Sachen ein. Es ist erstaunlich, wie viel Zeug es in London an dem Tag gab, als das Sperrwerk überspült wurde, und es ist zum größten Teil noch immer da unten. Es ist so viel, dass man nicht

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