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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nach Charlton in Südlondon gekommen, um bei seiner Familie zu sein. Sie hatten es geschafft, die Stadt zu verlassen,
und sich in den Flüchtlingsstrom Richtung Aylesbury eingereiht. Nach ihrer zufälligen Begegnung waren Wayne und Amanda sich irgendwie nähergekommen; sie hatten miteinander in den »Pubs« des Flüchtlingslagers herumgesessen, Zelten, in denen es aus den verlassenen Vororten geborgenes Bier gab.
    Doch die Überschwemmungen nahmen kein Ende. Das Meer war weit in die großen Flussmündungen vorgedrungen. Die Themse war jetzt ein Binnenmeer, das sich bis nach Buckinghamshire erstreckte. Der Severn war durchs Tal von Evesham bis nach Warwick gelangt, und da die Liverpool Bay sich nun landeinwärts bis nach Chester erstreckte, sah es so aus, als würde Wales komplett von England abgetrennt werden - so wie die Ästuare des Forth und des Clyde, die einen großen Teil von Edinburgh und Glasgow überschwemmt hatten, Schottland von England lösten. Und es schien, als würde auch die von den großen Hochlandmassen von Exmoor und Dartmoor beherrschte Halbinsel Cornwall bald durch Meereszungen vom Festland abgesondert werden. Was den Rest von England betraf, konnte man von Middlesborough aus eine Linie in südlicher Richtung bis nach Cambridge ziehen, in deren Osten es nur noch eine zerklüftete Halbinsel gab, die von Hochlandresten wie den Yorkshire Moors gebildet wurde. Im Südosten war das Meer weit in die Täler von Kent und Sussex vorgedrungen, so dass die Streifen höher gelegenen Geländes, die North und South Downs und der Weald, wie die Finger einer felsigen Hand hervortraten.
    In den Chilterns-Lagern hatten die aus London Evakuierten eine Zeit voller Angst verbracht. Jeder wusste, dass die
steigende Flut weitere Flüchtlingswellen aus den Tälern des Severn, des Trent und des Humber sowie von sämtlichen Meeresküsten ins Landesinnere treiben würde, darunter auch Menschen, die schon einmal in andere Lager evakuiert worden waren - Millionen auf Wanderschaft.
    Unter dem Druck, noch mehr Flüchtlinge aus dem Themse-Tal aufnehmen zu müssen, hatten die Behörden das Lager von Aylesbury schließlich aufgelöst und die Leute weiter nach Westen geschickt. Wayne hatte Amanda und die Kinder eingeladen, sich mit ihm zusammenzutun; er wollte sich einer Gemeinschaft anschließen, die gerade auf Dartmoor gegründet wurde. Amanda war sich bei Wayne nicht sicher gewesen, wenn sie ehrlich war. Aber sie hatte keine wirkliche Alternative gehabt.
    »Und woher wusste er von diesem Ort?«
    Amanda holte tief Luft. »Okay. Das ist der Teil der Geschichte, der Mum nicht gefallen hätte. In seiner Jugend ist Wayne mit einer Gang von Charlton-Fans rumgezogen. Der Fußballclub, weißt du? Ich will nicht so tun, als fände ich das gut. Ich meine, es waren halt Jungs, aber schon welche von der harten Sorte. Wayne ist der Sache entwachsen, aber er hat mit den Jungs aus seiner Gang Kontakt gehalten. Und einige von denen wiederum haben im späteren Leben Verbindungen zu … äh … gewissen Randgruppen geknüpft.«
    Lily nickte. »Daher also die Fahnen. Ultrarechte. Wie die British National Party.«
    »Nicht die BNP … Aber so ähnlich, vermute ich. Wayne ist kein Schläger oder Neonazi, weißt du. Aber er sagt, bei diesen Leuten seien Ideen im Umlauf, die sonst nirgends diskutiert würden.«

    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, wie würde die Welt damit fertig, wenn uns das Öl ausginge? Ich schätze, das ist jetzt alles hypothetisch, wir haben andere Probleme, aber damals hatten die Leute Angst vor Anarchie. Man sprach über Schlupflöcher. Wayne sagt, eine Gruppe hätte in jener Zeit Plätze in Ländern wie Kroatien geprüft, nah bei der Küste, wo man sein Trinkwasser aus örtlichen Flüssen holen und von Sonnenenergie leben konnte. Einige von ihnen schmiedeten ernsthafte Pläne und legten sich Vorratsdepots an.«
    »Survivalisten mit Hakenkreuzen.«
    »Wenn du so willst«, sagte Amanda mürrisch. »Jedenfalls, als es mit den Überschwemmungen losging, haben sie die alten Pläne ausgegraben. Wayne hat sich einer Gruppe angeschlossen, die sich nicht so weit weg von zu Hause niederlassen wollte.«
    »Auf Dartmoor.«
    »Ja. Devon und Cornwall waren schon vor der Flut eine Halbinsel. Ich glaube, es gab vage Pläne, die Hauptstraßen zu sperren und sie ganz abzutrennen. Es war im Grunde nur Kneipengeschwätz, weiter nichts. Aber sie hatten das Gebiet schon im Auge. Als wir dann von Aylesbury weggeschickt wurden, hatten wir zumindest

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