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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zugeschlagen hatte.
    Amanda ergriff Lilys Hand. »Ich weiß, was das für dich bedeutet. Die Erste von euch ist tot.«
    Tränen liefen über Lilys Wangen. »Ich habe versprochen, mich um ihr Kind zu kümmern. Wie, zum Teufel, soll ich das anstellen?«

40
    JUNI 2019
    Aus Kristie Caistors Sammelalbum:
    Eine Patrouille der Wasserschutzpolizei, die in überfluteten Vierteln von Paris nach Überlebenden suchte, wurde aus einem Wohnhaus mit automatischen Waffen beschossen.
    Man führte eine Razzia durch und trieb eine Bande von Teenagern heraus; ein Polizist kam dabei ums Leben. Die Teenager waren halb verhungert, und viele von ihnen waren krank, weil sie verseuchtes Flutwasser getrunken hatten, aber sie besaßen jede Menge Alkohol und Waffen. Alle bis auf einen trugen Kalaschnikows AK-47.
    Dies war ein globales Phänomen. Schon vor der Flut waren weltweit an die hundert Millionen Kalaschnikows oder exakte Imitate im Umlauf gewesen, so einfach ließ sich das AK-47 herstellen und so zuverlässig erledigte es seine Aufgabe. Weitere Exemplare waren von Fabriken in aller Welt produziert worden, bevor sie im Wasser versanken. Angestachelt von Visionen künftiger Kriege um hoch gelegenes Land, hatten viele »Pseudo-Napoleons«, wie die Sprecherin der französischen Polizei sie nannte, Schusswaffen gehortet. Niemand wusste, wie viele solcher Waffenlager es überall auf dem Planeten geben mochte, wo sie sich befanden oder wie viele AK-47 existierten.
    Das AK-47 war angeblich die effektivste Waffe aller Zeiten,
wenn man danach ging, wie viele Leben es ausgelöscht hatte. Jetzt wurde es zum blutbesudelten Mahnmal für das Zeitalter der Industrie und des mechanisierten Tötens, das es selbst hervorgebracht hatte. Und auch in den kommenden Zeiten würde es wahrscheinlich eine bedeutsame Rolle spielen.
    Die Pariser Teenager starben alle bis auf einen mit der Waffe in der Hand.

41
    OKTOBER 2019
    Gary Boyle arbeitete an der Geräterolle auf dem Achterdeck der Links . Er sah, wie Sanjay McDonald an Bord eilte, als das Schiff gerade ablegen wollte, und winkte.
    Sanjay kam nach achtern. Beladen mit einem prallvollen Rucksack, schwitzte er in der Hitze des Tages. Er trug einen dünnen Leinenschutz über Mund und Nase, um den Rauch der Brände nicht einatmen zu müssen. Erleichtert setzte er seinen Rucksack ab und nahm eine Thermosflasche mit kaltem Wasser von Gary entgegen. Er hob den Mundschutz an und trank einen ordentlichen Schluck, dann goss er sich den Rest des Wassers über den Kopf und das bärtige Gesicht. »Darf ich?«
    »Das Schiff hat eine eigene Entsalzungsanlage«, sagte Gary. »Bedien dich.«
    »Danke.«
    Es war Zeit zum Aufbruch. Ein Bootsmann legte die Trossen in ordentlichen parallelen Reihen zusammen. Gary sah den Kapitän auf der Brücke; er stand neben dem türkischen Lotsen, der das Schiff durch die Meerenge steuern würde. Das ganze Schiff erbebte, als die beiden Schrauben das Wasser des Goldenen Horns aufwühlten. Einige der Wissenschaftler kamen aus dem Hauptlabor unter Deck herauf, um den Ausblick zu genießen. Größtenteils jung, wettergegerbt
und ein wenig abgerissen, wimmelten sie an Deck umher, sahen ins trübe Wasser oder zu den Kanalmauern hinüber. Aber dies war eine Arbeitsfahrt, und in dem kleinen Raum über der Brücke, dem sogenannten Toplabor, starteten mehrere Forscher bereits das Echolot.
    Sanjay lehnte sich an die Reling und blickte auf die Silhouette von Istanbul hinaus, die langsam am Schiff vorbeizog. Trotz der Überschwemmung, trotz der Erdbeben bot die Stadt immer noch einen überwältigenden Anblick. Achtzehn Monate nach den ersten Beben war die Kuppel der Hagia Sophia, die einfach nicht einstürzen wollte, für die geplagte Welt zu einer Ikone geworden; und die Minarette und vergoldeten Kuppeln der Moscheen, die sich in der alten Stadt drängten, glitzerten in der tief stehenden Morgensonne. Doch aus den brennenden Stadtvierteln stiegen träge Rauchsäulen empor, und Hubschrauber knatterten durch den trüben Dunst.
    Gary war froh, Sanjay zu sehen. Er gehörte zu einem losen Netz von Klimatologen und Ozeanografen, denen Gary in den letzten paar Jahren immer wieder begegnet war, während sie auf dem Planeten umherreisten, um dessen außergewöhnliche Veränderungen zu beobachten. Aber er hatte gedacht, Sanjay hätte seine Chance an diesem Tag verpasst. »War ganz schön knapp, was?«
    Sanjay zuckte mit den Achseln. »Du weißt ja, wie das heutzutage so ist mit dem Reisen.«
    »Ja. Also, wir

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