Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)
eure wohlwollende Anteilnahme zu großer Dankbarkeit verpflichtet, aber an Partnern mangelt es mir durchaus nicht.«
»Ach, Schwester Kingo, das ist mir aber entgangen! Du machst jetzt Mizuten ?«
»Das fiele mir ein! Ihr wollt mir wegen Tsuru etwas heimzahlen, dabei habe ich Tsuruchan nur gerügt, weil sie etwas getan hat, was eine Geisha nicht tun sollte.«
»Was eine Geisha nicht tun sollte? Was denn?«
»Sie hat sich mit dem Partner einer anderen eingelassen.«
»Sag nur! Ich erlaube mir zu fragen, was wir eigentlich sind. Mit so erstklassigen Geisha wie du, Schwester Kingo, die so wunderbare Partner haben, daß sie auch ohne Umsatz zu machen gut auskommen, kenne ich mich nicht aus, aber wir stehen alle zum Verkauf. Wenn für uns Geld geboten wird, können wir nichts dagegen tun.«
So geht die Streiterei weiter.
»Wenn Tsuruchan Geld ausgegeben und sich deinen Partner gekauft hätte, dann könnte ich gut verstehen, daß du dich über sie aufregst.«
»Hast du schon mal gehört, daß ein Sommer-Kimono, den wir uns kaufen und dann zurückbringen, weil er uns doch nicht gefällt, sich darüber beschwert hätte?«
»Wenn es nicht angehen sollte, sich mit dem oder dem einzulassen, empfehle ich dir, als Geisha aufzuhören, Ehefrau zu werden und nur deinen Mann zu hüten!«
»Daß du, eine erstklassige Geisha, dich über ›ausspannen und ausgespannt bekommen‹ aufregst, das hatte ich nicht geahnt!«
Schließlich rennt Kingo, total mit den Nerven am Ende, heulend davon. In solchen Fällen kann auch die Patronin des Restaurants nichts ausrichten. Wenn sie sich ungeschickt einmischt und für eine Seite Partei ergreift, breitet sich der Hader aus wie ein Steppenbrand.
Eine kluge Geisha geht damit geschickter um, wenn ihr fester Partner im Zashiki mit einer anderen Geisha am Tändeln ist.
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, ja vielmehr in freundlichem Ton sagt sie:
»Ach, Schwester, du hast dich freundlicherweise des Herrn angenommen! Es tut mir leid, daß ich anderweitig so sehr beschäftigt gewesen bin. Mein Herr, geben Sie ihr dafür bitte ein Trinkgeld!«
Damit ist die Sache erledigt.
Abtreibung
Als ich 17 Jahre alt war, nannte sich Michiko in Tsukiko um und beging ihr Debüt als Geisha. Das war kurz nach Beginn des Krieges mit den USA .
Während der Feier des Debüts von Tsukiko befand ich mich auf Reisen. Der als Kratzbürste bekannte Lonpari hatte sich offenbar eines Besseren besonnen und war mein offizieller Mäzen geworden, und wenn er eine Reise unternahm, kam es vor, daß er mich mitnahm und den Preis für 24 Stunden Engagement pro Tag bezahlte.
Ich habe nie so schmerzlich gefühlt, was es heißt, verkauft zu sein, wie auf diesen Reisen. Für jeden, der uns sieht, ist der Altersunterschied wie zwischen Vater und Tochter oder gar Großvater und Enkelin offensichtlich, und doch redet der mit mir wie ein Ehemann. Ich schämte mich so, daß ich es, so gut es ging, vermied, vor anderen Leuten mit ihm zu sprechen.
Drei Tage nach Tsukikos Debüt kehrte ich zurück, aber Tsukiko war vollkommen abgemagert und sah aus, als wäre sie auf einen Schlag um drei Jahre gealtert.
»Wenn wir unser Debüt haben, ist das doch so ähnlich, wie wenn andere Mädchen zur Braut werden und heiraten, nicht wahr, Schwester Tsuru? Aber eine Braut bekommt hinterher ihren festen Platz im Leben, aber wir bekommen gar nichts. Wir werden nur zum Spielzeug fremder Männer. Findest du das nicht elend?«
»Wofür sollen solche Gedanken gut sein? Du kannst sowieso nichts dran ändern, da hast du's leichter, wenn du dir nichts dabei denkst.«
Ich dachte damals, was doch Leute mit Schulabschluß für Denk-Akrobaten sind!
Einige Zeit später, als die Blütenschau vorbei war, merkte ich, daß ich schwanger war. Ich dachte, da ist mir ein Malheur passiert, und fragte Karuta um Rat.
»Es gibt nichts Miserableres als eine Geisha, die schwanger ist. Mit dem dicken Bauch kannst du auch nicht tanzen … Geh zum Inari-Schrein seitlich des Bahnhofs und leg ein Gelübde für 21 Tage ab. Wenn der Gott dir das Kind wegnimmt, häng ihm eine Papierlaterne hin … Und jeden Tag, wenn du gerade nichts zu tun hast, solltest du vom Flurabsatz runterspringen.«
Ihren Rat habe ich vom nächsten Tag an in die Praxis umgesetzt. Ob ein Wunder geschehen ist, weiß ich nicht, aber als ich mich am Morgen des 20. Tages für den Gang zum Schrein vorbereitete, bekam ich auf einmal Bauchschmerzen.
›Das wird's wohl sein‹, dachte ich und hielt den
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