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Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
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Unterhaltungsgewerbe? Du hängst doch auch mit drin. Daß jeder hochgeht, wenn er an seiner empfindlichen Stelle getroffen wird, ist doch logisch!«
    Es entspann sich, auch ohne Sennari, die Ursache des Streites, ein Riesenkrach zwischen den beiden, bei dem keine nachgeben wollte. Ich hielt mich nur ängstlich zurück, aber da kam die Mutter hinzu.
    »Wenn ihr euch so gerne streitet, dann könnt ihr das den ganzen Tag lang tun!« Sie schloß die beiden im Bad ein und legte von außen noch den Riegelstab vor. Ich sauste sofort zu Sennari, weil es um meine Lieblingsschwester Karuta ging, und bat:
    »Wegen dir ist Karuta eingesperrt worden. Tu was für sie!«
    Sie saß schon wieder da und betrachtete traurig ihr 50-Sen-Stück, ging aber zum Bad, nahm einfach den Riegel fort und kehrte gleich wieder in ihr Zimmer zurück. ›Wenn sie so was tut, wird sie von der Mutter ausgeschimpft‹, dachte ich, und prompt wurde sie wie erwartet zur Mutter zitiert. Je mehr die Mutter wetterte, desto trotziger schrie sie gellend zurück:
    »Wenn ich Ihnen nicht gefalle, verkaufen Sie mich doch woandershin weiter! Es ist sowieso überall dasselbe, wo man auch hinkommt!«
    Ich war sprachlos über die dicken Nerven, die sie hatte. Als sie jedoch, von der Mutter entlassen, ins Zimmer zurückkam, sich die Decke über den Kopf zog und tat, als würde sie schlafen, merkte ich, daß sie unter der Decke weinte. Temari meckerte zwar »so ein ungezogenes Biest«, aber ich war nicht ihrer Meinung. Ich hatte sie zwar vorher auch nicht leiden können, wollte aber von jetzt an netter zu ihr sein.
    Zarte Erotik
    Weil ich bald Geisha werden soll, bin ich mit den Vorbereitungen vollauf beschäftigt. Ich kann mich schließlich nicht immerzu nur kindlich geben. Ich probiere also, wie ich zarte Erotik ausströmen kann.
    Als erstes sieht man dem Gast ins Gesicht und wartet, bis sich die Blicke kreuzen. Wenn die Blicke sich treffen, blinzelt man zwei- oder dreimal mit den Augen, senkt den Blick und guckt den Gast dann wieder an. Wenn sich die Blicke erneut treffen, hat's funktioniert. Jetzt müßte man erröten, aber das geht nicht so einfach. Also tut man einfach so, als würde man erröten, legt die Hände aufseufzend an die Wangen, steht auf und geht auf den Flur. Immer wenn ich freie Zeit habe, übe ich das vor dem Spiegel.
    Takechiyo lacht hochmütig. »Ich krieg mich nicht ein, dasKind ist kokett geworden und guckt nur noch in den Spiegel!«
    »Durchaus nicht. Das sind Übungen für die Zeit, wenn ich Geisha werde«, wehre ich mit ernstem Gesicht ab.
    »Genau, Otsuru, wenn du Geisha wirst, dann ist schon von der Begrüßung an alles anders. Ich bring's dir bei. Schau, so macht man's«, sagt Temari und lehrt mich mit ausladenden Handbewegungen. Sie hat das wohl alles den anderen abgeguckt; wenn sie beim Zashiki mit den Kunden spricht, ist sie im Verströmen von Erotik so begabt, daß sogar ich als Frau davon fasziniert bin.
    Ich will ihr das nachmachen, aber bei mir will es einfach nicht so recht klappen. Nachdem ich es zu halbwegs passabler Fertigkeit gebracht hatte, habe ich es an einem Kunden, der mir geeignet erschien, entschlossen getestet. Ein durchschlagender Erfolg! Als ich dem angepeilten Mann auf dem Flur zufällig begegnete, fiel er mir glatt um den Hals.
    »Nein, nicht, lassen Sie mich! Machen Sie mir keine Angst!« rief ich zwar in übertriebenem Ton, verhielt mich dabei jedoch so, daß er den Eindruck gewinnen mußte, es sei mir durchaus nicht unangenehm.
    Seit dieser Zeit etwa begann sich offenbar mein wirkliches Naturell zu zeigen. Ob es mir an Grips fehlt, kann ich nicht beurteilen; ich kam aber zu der Überzeugung, naiv zu sein, das kommt nicht in Frage. Das ist für mein eigenes Überleben das Allerwichtigste. Der Gedanke, daß ich etwas Unmoralisches tue, kam mir nicht einen Augenblick. Damals war ich gerade erst 15.
    Langsam ahnte ich da auch, wer bald mein fester Mäzen werden würde.

Ein Vogel im Käfig
    Meine Initiation
    Nach dem Neujahrsfest des Jahres, in dem ich 16 wurde, debütierte ich als Geisha. An diesem Tag ließ ich mich von den Kunden, die mich bisher gern engagiert hatten, rufen, und auch, zur Gesellschaft, von den Lieblingspartnern meiner Schwester-Geisha, blieb bei jedem ein halbes Stündchen und ging zuletzt zum Zashiki des Kunden, der mein eigener Mäzen werden sollte.
    Mein künftiger Partner wird »Lonpari [ 2 ] « genannt. Er hat einen gewaltigen Silberblick , und mit seinem rot glänzenden, kahlen Schädel,

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