Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
Vom Netzwerk:
zusammennehmen. Wenn ich jetzt schlappmache, muß mein Bruder von der Schule. Bitte sei so gut und halt zu mir. Das ist's, was ich von dir will.« Ich drücke vor ihm meine Stirne auf den Boden.
    »Mir stinkt's, daß du als Japanerin das Flittchen eines Koreaners machst.«
    »So ein Quatsch! Ich bin mit seiner Frau viel enger befreundet als mit Herrn Matsumura. Wenn du meinst, ich lüge, kannst du seine Frau ja fragen. Bis mein Bruder die Schule geschafft hat, will ich mich nicht mit Männern einlassen.«
    »Okay, ich hab's kapiert. Ich will zu dir halten. Aber wenn du mich bescheißt und ich merk, daß du heimlich 'nen Typ hast, wirst du mir's büßen!«
    Ich trennte mich von Ganni und ging heim. Am Abend noch schnitt ich meine Haare, die ich lange Jahre sorgsam gepflegt hatte und die mir bis zur Hüfte reichten, an der Wurzel ratzekahl ab, opferte sie irgendeiner Gottheit an dem kleinen Altar, der vom Brand des Schreines verschont geblieben war, und gelobte:
    »Bis mein Bruder die Schule abgeschlossen hat, will ich kein Verhältnis mit einem Mann eingehen.«
    Mein Bruder, der ahnungslos mit friedlichen Atemzügen schlief, machte am andern Morgen große Augen und staunte:
    »Was ist denn mit dir los? Wo du doch deine Haare immer so gepflegt hast!«
    »Jetzt wird's bald heiß, da sind lange Haare lästig«, sagte ich leichthin, ging zum Friseur und ließ mir einen Bürstenschnitt verpassen.
    Wenn Menschen sich aufrichtig Mühe geben, wird das Ergebnis nicht ausbleiben. Ich habe die Unterstützung einer Halbstarken-Bande gewonnen. Wenn man mit denen näher bekannt wird, sind das alles liebe Jungs. Nur geraten sie schnell in Streit, und wenn sie von jemandem gereizt werden, gehen sie so weit, sich selbst in die Pfanne zu hauen.
    Ich habe es auch gebracht, denen eine große Flasche Schnaps zu spendieren, Tintenfisch zu braten, die Halbstarken auf das Schreingelände einzuladen und im Freien eine Riesenparty zu feiern. Als der von mir gestiftete Schnaps alle war, legten sie zusammen und besorgten sich noch eine große Flasche, lachten, sangen und hatten einen Mordsspaß. Auch ich benahm mich wie ein waschechtes Mitglied, hockte im Schneidersitz dabei und tat so, als würde ich mitsaufen, aber Schnaps lag mir einfach nicht.
    Obwohl ich mit ihnen solchen Umgang hatte, ließ ich so Leute auf gar keinen Fall zu mir nach Haus rein. Ich wollte meinem empfindsamen Bruder keine Wunde im Herzen zufügen. Nur der Herr Yasu war ein guter Gesprächspartner für meinen Bruder. Ich dachte nämlich, von dem werde meinBruder nur die guten Seiten lernen, und es bestehe keine Gefahr, daß er ihn etwas Schlechtes lehrt.
    Ich war schon ein Jahr mit dieser Bande zusammen, da gab es eines Morgens, als ich wie immer zu meinem Stand kam, eine riesige Aufregung: Ganni hatte einen Messerstich abgekriegt! Ich ließ mir das Hospital nennen, in das Ganni eingeliefert worden war, und sauste gleich hin. Ganni lag da und stöhnte laut. Masako, seine Freundin, saß niedergeschlagen neben seinem Kissen. Gestern abend, erfuhr ich, hat ihm jemand aus einer Dreiergruppe von Männern, die an ihm vorbeigingen, ein Messer in den Leib gerammt, und dann sind sie fortgerannt.
    »Es hat genau den Blinddarm getroffen, so daß keine Lebensgefahr besteht, aber auch der Darm ist ein bißchen angeschnitten; das macht mir Sorge«, erzählte Masako. Ganni sah kurz zu mir her und fing dann wieder an zu stöhnen.
    »Komisch, Ganni, so ein Kerl wie du, daß du dich wegen so einem bißchen hängenläßt und stöhnst, wie erbärmlich! Ich hab was viel Schmerzhafteres hinter mir, aber ich hab weder geheult noch gestöhnt. Guck dir das hier mal an!« sagte ich und hielt Ganni die Wundnarbe an meinem Bein vor die Nase.
    »Was ist dir denn da passiert?« fragte mich Masako mit entsetztem Gesicht.
    »Das da? Als ich noch klein war, gab's da einen Teufel, und dieser Satan hat mich vom Obergeschoß runtergestoßen. Das ist der Beweis dafür. Ich hab mir das extra als Beweis dafür aufgehoben, daß es auf der Welt tatsächlich leibhaftige Teufel gibt.«
    Längst schon konnte ich ungerührt solche Sachen daherflunkern. Stolz auf meine Courage lachte ich laut, sagte ihm: »Halt dich wacker, daß du davonkommst!«, und verließ das Hospital.
    Sutechan, das Waisenkind
    Die Frau von Herrn Matsumura sorgte sich um mich und sagte:
    »Es ist besser, sich nicht allzu eng mit so Leuten abzugeben. Was machst du, wenn du in die Klemme gerätst?«
    »Keine Angst, ich handle da schon in eigener

Weitere Kostenlose Bücher