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Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
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einer Kiefer Rast.
    Das hatte ein Jäger gesehen und pirschte ihm nach. Piiko,der nur an sein Zuhause dachte, merkte überhaupt nichts davon. Der Jäger zielte und spannte den Hahn. Buummm!!
    Piiko hörte den Knall und spürte gleichzeitig einen brennenden Schmerz am Bauch. Aus seiner Wunde am Bauch quoll das Blut in Strömen. Trotzdem versuchte Piiko mit äußerster Kraft noch aufzufliegen, um nach Hause zu gelangen, aber er fiel nur, die Flügel vergeblich schlagend, zu Boden.
    »Getroffen!« freute sich der Jäger und hob Piiko auf. Da geschah es: Der silberne Ring, den Piiko am Bein trug, funkelte im Abendlicht.
    »Nanu?« dachte der Jäger und schaute nach, was das war.
    »Piiko, ein Jahr alt«, stand auf dem Ring geschrieben.
    »Verdammt! Dieser Falke gehört anscheinend irgendwelchen Leuten. Was hab ich da bloß angerichtet? Hätte ich mir nur ein bißchen Zeit genommen und genauer hingeschaut, hätte ich den Ring am Bein sicher gesehen. Ich darf nicht überstürzt handeln und einfach jeden Falken abschießen, den ich sehe. Verzeih mir, verzeih!« entschuldigte er sich, aber Piiko hörte es schon nicht mehr. Obwohl er in der Hand des Jägers lag, kam es Piiko vor, als würde er von seinem Menschen-Vater gehalten.
    »Vater, wie schön! Die Falken haben mir versprochen, daß sie weder die Karpfen noch Miikolein rauben werden!« wollte er sagen, aber es kam nur zweimal ein schwaches »piep, piep« hervor, und dann war die Seele des lieben Piiko im Paradies bei seinem wirklichen Vater und seiner wirklichen Mutter.
    Wir Menschen sind es gewöhnt, jederzeit und in allen Dingen nur den äußeren Schein zu sehen und Gut und Böse nur danach zu beurteilen. Ein Mensch kann noch so böse sein und trotzdem ein gutes Herz haben. Wir müssen einander ins Herz sehen und einander beistehen, nicht wahr?
 
    Wenn Erwachsene das lesen, werden sie vielleicht lachen und es arg kindisch finden, aber die Kinder interessiert es, sie hören voller Eifer zu, fragen »und dann? und dann?« und lassen mich nicht fortgehen. Wenn ich ihr argloses Lächeln sehe, erlöschen allmählich die leidvollen Erinnerungen in meinem Gedächtnis.
    Auch ich, die ich nicht mal die Grundschule besucht habe, kann etwas Sinnvolles tun! Nur verliebt zu sein, das bedeutet nicht zu lieben. Wenn ein Mensch liebt und sich mit Eifer darum bemüht, den Geliebten zu erfreuen, dann rettet er auch sich selbst; das habe ich deutlich erfahren. Sehe ich einen Hund oder eine Blume, denke ich wie versessen, ob sich nicht eine Geschichte daraus machen ließe, und vergesse eine Zeitlang darüber alles andere.
    Flüchtige Träume
    Die Kinder riefen, »Tante, Tante«, kamen herbei und legten mir ihre glatten Arme um den Hals. Es war ein unbeschreiblich herzerwärmendes Gefühl. Ich empfand Scham über mich selbst, die ich mich rückhaltlos der Unkeuschheit ergeben hatte. Durch die Arme der Kinder wurde mein Sinn geläutert, und ich ließ umgehend von meinem zügellosen Lebenswandel ab.
    Bedenke ich's recht, so war ich, seit ich hierherkam, bis etwa zum Herbst des vorletzten Jahres noch so, daß »frech« eher eine Untertreibung gewesen wäre. Wenn ich einen der hochgestellten Herren aus der Stadt, die ihre Nasen so hoch tragen, mit dem Rücken zum Ahnenaltar im Gastzimmer sitzen sah, hatte ich keine Ruhe, bis ich ihm mit Bosheiten eins ausgewischt hatte, und wenn eine Geisha mit Schulden auch nur im Scherz sagte: »Schwester, ich mag den und denHerrn, soll ich mit ihm zusammen fortlaufen?«, dann spornte ich sie an: »Auf geht's, nur fort, nur fort!«, leistete ihr Beistand und half ihr bei der Flucht, und wenn ich im Geisha-Haus eine heulen hörte, lachte ich mir ins Fäustchen, und das nicht nur ein einziges Mal. Ich habe auch noch ganz andere Gemeinheiten fertiggebracht. Da kommt zum Beispiel eine Frau mit zerrauften Haaren heulend ins Restaurant gelaufen.
    »Ist mein Mann hiergewesen? Der ist mit sämtlichem Geld fortgegangen und seit drei Tagen nicht heimgekommen!«
    »Und jetzt suchste das Geld, was? Oder rennste deinem Alten nach?« frage ich sie boshaft.
    »Zu Hause hab ich nicht mal genug Geld, um Reis zu kaufen. Wenn der alle ist, wovon sollen wir dann leben? Ich kann die Kinder nicht ernähren«, schluchzt die Frau.
    »Also hinterm Geld biste her. Wegen so 'ner Einstellung geht dein Alter nämlich fremd. Wenn ich's wüßte, hätt ich dir's gesagt, aber jetzt, wo du so was sagst, lass' ich's bleiben. Wenn du dafür Zeit hast, wie verrückt flennend rumzurennen, wie

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