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Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
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wär's, wenn du lieber mal deine nach Pisse stinkenden Matratzen lüften tätest? Laß deinen Liederjahn von Mann mal auf sonnenduftigen Matratzen schlafen. Den Sonnenduft kriegste umsonst!«
    »Sie wissen also, wo mein Mann ist? Bitte sagen Sie's mir! Ich werde Ihnen zutiefst dankbar sein!«
    »Ich hab doch keine Ahnung, du dumme Ziege. Mach dich lieber heim und wasch dir dein Gesicht!« jage ich sie fort, suche dann, ihr zuvorkommend, den Mann auf und sage ihm in bester Laune:
    »Machen Sie sich's nur gemütlich, das Geld fließt in der Welt immer im Kreis rum!«
    So dränge ich ihn beharrlich zum Geldausgeben, bis er vollkommen blank ist. Solche Sachen hab ich gemacht.
    Es ging so weit, daß ich mir sogar einen Namen als »verrückteste Nudel von ganz Toyoshina« gemacht habe. Aber während ich mich mit den Kindern befaßte, sehnte ich mich allmählich nach Seelenfrieden. Das Herz eines Kindes ist ein unbeschriebenes Blatt. Wenn im Herzen der Kinder die Erinnerung an mich zurückbliebe, dann würde dort auch, wenn sie erwachsen werden, mein Kainsmal »Huren-Tante« haftenbleiben. Auch jetzt ist es noch nicht zu spät; solange nur ein Kind zu mir kommt und mir den Arm um den Hals legt, will ich nichts Unzüchtiges mehr treiben, und solange mein Lebenslicht noch brennt, will ich wenigstens ein einziges gutes, herzerwärmendes Märchen zuwege bringen. Dieser anspruchslose Traum ist die Stütze meines Lebens.
    Kinder wachsen Tag für Tag heran. Kinder, die bis gestern noch mit mir gespielt hatten, laufen heute weg, wenn sie mich sehen. Ob es daran liegt, daß ich im Gastgewerbe tätig bin, oder ob ihnen jemand etwas über mich erzählt hat? Ich nehme es inzwischen mit Gleichmut hin und gerate deswegen nicht mehr in Verzweiflung.
    Ich habe mir überlegt, mit der Betreuung betrunkener Kunden aufzuhören und mir eine Arbeit zu suchen, die der Allgemeinheit direkter zugute kommt. Ich bin zur Sozialabteilung der Regionalverwaltung gegangen und habe nachgefragt. Dort riet man mir, mich im Arbeitsamt von Matsumoto registrieren zu lassen, dann könnte ich eine für mich geeignete Stelle bekommen; also ging ich dort einmal hin. Aber heutzutage braucht man schon, um Friseur oder Barbier zu werden, ein Staatsexamen, und auch zum Registrieren im Arbeitsamt gibt es einen Test. Um den zu bestehen, hieß es, sei eine Bildung entsprechend dem Niveau der Vorkriegs-Mädchenschule bzw. der Nachkriegs-Mittelschule nötig. Wer keine Schulbildung hat, bekommt ein Buch mit dem Titel »Verzeichnis der Lehrkurse« in die Hand gedrückt undmuß zusehen, daß er sich die entsprechende Bildung aneignet, erklärte man mir zu meiner Enttäuschung.
    Na, dann lerne ich eben Nähen und mache mir das zum Nebenerwerb, dachte ich. Ich erkundigte mich also und erfuhr, daß man das Material selber mitbringen muß und alles in allem 10 000 Yen im Monat kostet. Mir war schleierhaft, woher ich soviel Geld nehmen soll. Meine letzte Hoffnung war eine Stelle als Hilfskraft in einem Kinderhort, und als ich nachfragen ließ, wie es damit wäre, sagte man mir zwar nicht direkt, daß ich dafür zu verdorben sei, aber die Ablehnung lief darauf hinaus.
    Damit waren alle Möglichkeiten erschöpft. Als ich endlich so weit war, daß ich ähnliche Wertvorstellungen hatte wie andere Erwachsene auch, war schon alles zu spät. Wenn ich meine Arbeit im Restaurant aufgäbe, könnte ich mich nicht ernähren. Ich bin nicht die einzige, die sich so abrackert. Wer weiß, wie viele Menschen es sonst noch gibt, die dem flüchtigen Traum hinterherlaufen, nur einfach so zu leben wie andere Leute auch.
    Das Gesetz zum Verbot der Prostitution
    Während ich also weiter als Angestellte im Speisegasthaus arbeitete und dabei die Augen offenhielt, bemerkte ich lauter Dinge, die mir vor Augen führten, was Frauen doch für törichte Wesen sind.
    Eine verheiratete Frau kommt jedesmal, wenn ihre Ehe scheitert, völlig blank und ohne was Rechtes anzuziehen ins Amüsiergewerbe zurück. Dreimal, viermal wiederholt sich das, und immer noch hat sie nicht genug davon: Wenn ihr einer nur ein bißchen verlockend zuredet, läßt sie sich einlullen und heiratet wieder, und wenn ein halbes oder ein ganzes Jahr um ist, kommt sie zurück und wird wieder Geisha. Wenn ihr jemand sagt: »Was, du bist schon wieder im Gewerbe? Wenn du nicht aussteigst und ein ordentliches Leben führst, wirst du am Ende todunglücklich sein«, antwortet sie resignierend:
    »Ich mache das ja nicht, weil ich von Anfang an

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